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In eigener Sache: AZ-Volontär Benedikt Dahlmann erhält Heinrich-Heine-Journalismuspreis

In eigener Sache

AZ-Volontär Benedikt Dahlmann erhält Heinrich-Heine-Journalismuspreis

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    In seiner Masterarbeit beschäftigte sich Benedikt Dahlmann mit der Wirkung von Artikeln auf Leserinnen und Leser.
    In seiner Masterarbeit beschäftigte sich Benedikt Dahlmann mit der Wirkung von Artikeln auf Leserinnen und Leser. Foto: Frida Raak

    Mögliche Lösungen und verschiedene Perspektiven aufzeigen, statt nur problemorientiert über Krisen und Katastrophen zu berichten: Darum geht es im Kern beim konstruktiven Journalismus. Bevor Benedikt Dahlmann Volontär unserer Zeitung wurde, hat sich der 27-Jährige bereits in seiner Masterarbeit intensiv mit konstruktivem Journalismus beschäftigt - und wird dafür nun mit dem Heinrich-Heine-Journalismuspreis ausgezeichnet. Auch in unserem Medienhaus setzt sich Dahlmann dafür ein, dem negativen Fokus der Nachrichtenwelt etwas entgegenzusetzen. So ist der Volontär auch Mitautor unseres "Good NewsLetter" mit positiven und lösungsorientierten Geschichten aus der Region, der bald wöchentlich erscheint. 

    Am Anfang von Dahlmanns wissenschaftlicher Arbeit stand die ausführliche Lektüre verschiedener konstruktiver Artikel, die in verschiedenen Medien erschienen sind. "Dabei habe ich festgestellt, dass in vielen konstruktiven Artikeln zwar Lösungen präsentiert werden, aber nicht ausreichend aufgezeigt wird, in welchem Rahmen der Ansatz funktioniert oder wo die Grenzen liegen. Dadurch driftet das manchmal etwas ins Aktivistische ab", sagt der junge Journalist. Im Sinne des konstruktiven Journalismus per Definition ist es aber, Lösungen nicht nur zu "bewerben", sondern kritisch einzuordnen. In seiner Masterarbeit ging Dahlmann daher der Frage auf den Grund, wie (un-)ausgewogener konstruktiver Journalismus auf Leserinnen und Leser wirkt.

    Immer mehr Menschen wünschen sich konstruktive Artikel

    Bislang ist in der Medienbranche häufig dieser Spruch hören: "Only bad news are good news" - nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. Was damit gemeint ist? Schlechte Nachrichten würden mehr Aufmerksamkeit und damit mehr Leserinnen und Leser erreichen. Doch dieser Ansatz ist nur eine Seite der Medaille. Gleichzeitig zeigen Studien, dass sich immer Menschen von Nachrichten und Medien abwenden, weil ihnen die Nachrichtenlage zu viel und zu negativ wird. Artikel, in denen eine Lösung statt ein Problem fokussiert wird, hinterlassen bei den Leserinnen und Lesern dagegen ein positiveres Gefühl. Diese Wirkung von konstruktivem Journalismus wurde ebenfalls bereits bewiesen. 

    Neu an Dahlmanns Forschung war jedoch die Frage, wie die Ausgewogenheit eines Artikels diese Wirkung beeinflusst. Muss ein konstruktiver Artikel einen aktivistischen oder werbenden Ton haben, damit sich die Leserinnen und Leser nach der Lektüre ermutigt und positiv fühlen? Um das zu beantworten, hat der Volontär einen Text in sechs verschiedenen Versionen geschrieben. Allesamt hatten die Versionen das Modell der Vier-Tage-Woche zum Thema, drei waren konstruktiv, drei nicht-konstruktiv. Jede konstruktive und nicht-konstruktive Version gab es einmal mit einer eher marktliberalen Perspektive auf die Vier-Tage-Woche, einmal mit einer eher sozialstaatlichen Perspektive und einmal ausgewogen. Anschließend integrierte Dahlmann die Texte in einen Fragebogen. Die über 200 Befragten bekamen zufällig einen der sechs Versionen zugeteilt und gaben nach der Lektüre an, wie sie sich fühlen, ob sie sich weiter zum Thema informieren wollen, ob sie dem Text vertrauen oder ob sie sich engagieren wollen. 

    Konstruktiver Journalismus braucht keinen aktivistischen Ton

    Das erste Ergebnis: Die Wirkung von konstruktivem Journalismus konnte erneut bewiesen werden. Die Teilnehmenden, die einen konstruktiven Artikel gelesen haben, fühlten sich nach der Lektüre wesentlich besser als diejenigen, die einen nicht-konstruktiven Text bekommen hatten. Zweitens: Bei der positiven Wirkung machte es kaum einen Unterschied, ob die konstruktiven Artikel ausgewogen oder unausgewogen geschrieben waren. Durch beide Varianten fühlten sich die Leserinnen und Lesern ermutigt. "Die Arbeit hat also gezeigt, dass konstruktiver Journalismus keinen aktivistischen oder werbenden Ton braucht, um seine positive Wirkung zu entfalten", betont Dahlmann. 

    Die Jury des Heinrich-Heine-Journalismuspreises konnte der Volontär mit dieser Arbeit überzeugen. Seit 2010 kürt der Verein Düsseldorfer Journalisten (VDJ) in Kooperation mit dem sozialwissenschaftlichen Institut der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf wechseljährlich ausgezeichnete journalistische Arbeiten mit Bezug zur NRW-Landeshauptstadt und hochwertige Abschlussarbeiten mit journalistischem Bezug. Benedikt Dahlmann bekommt den Preis am 29. Januar in den Räumen der Heinrich-Heine-Universität vom VDJ überreicht. "Vor dem Hintergrund von zunehmender Radikalisierung und Spaltung der Gesellschaft in Deutschland bei gleichzeitiger Politik- und Medienverdrossenheit, ist diese wissenschaftliche Arbeit von hoher praktischer Relevanz für Journalist:innen. Weil sie Wege aufzeigt, wie mit konstruktiver Berichterstattung wieder mehr Leser:innen bzw. Rezipient:innen und damit auch - trotz zunehmender Amerikanisierung, Polarisierung und Entertainisierung der Wahlberichterstattung - besser informierte Wähler:innen gewonnen werden können", so Saskia Eversloh vom VDJ. 

    Heinrich Heine hat einst ebenfalls für unsere Zeitung gearbeitet

    Dass unser Volontär gerade mit diesem Preis ausgezeichnet wurde, freut unser Medienhaus gleich doppelt: Denn der bekannte deutsche Dichter Heinrich Heine hat auch mal für unsere Zeitung gearbeitet. 1832 nahm Heine das Angebot der Augsburger "Allgemeinen Zeitung" an, als Korrespondent aus Paris zu berichten. Auch Heine war es dabei besonders wichtig, durch seine Berichte über die politischen Zustände in Frankreich bei deutschen Leserinnen und Lesern für Verständnis zu sorgen. "Wenn wir es dahin bringen, dass die grosse Menge die Gegenwart versteht, so lassen die Völker sich nicht mehr von den Lohnschreibern der Aristokratie zu Hass und Krieg verhetzen, das grosse Völkerbündnis, die Heilige Allianz der Nationen, kommt zustande", schrieb er einst. Zum Dialog und zum Verständnis beizutragen - diese Rolle hat die freie Presse bis heute nicht verloren. Oder mehr noch: Sie ist vielleicht in Zeiten multipler Krisen und Kriegen wichtiger denn je. Dazu hat Benedikt Dahlmann mit seiner Arbeit einen wichtigen Beitrag geleistet.

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