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Impfung gegen Krebs: Studie, Funktion und Impfstoff

mRNA-Impfung

Wie eine mRNA-Impfung gegen Krebs schützen soll

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    Krebs ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland.
    Krebs ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Foto: Uwe Anspach, dpa (Symbolbild)

    Krebs ist nach wie vor eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Laut dem Statistischen Bundesamt starben alleine im Jahr 2020 fast 240.000 Menschen in

    Immer wieder kommt dabei die Frage nach einem Impfstoff auf. Eine Impfung gegen Krebs wird herbeigesehnt. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass es in naher Zukunft eine

    Gegen manche Arten von Krebs gibt es schon heute eine Impfung

    Wenn über eine Impfung gegen Krebs gesprochen wird, wird häufig vergessen, dass es diese bereits gibt. Zumindest gegen manche Arten von Krebs, nämlich solche, bei deren Entstehung Infektionen eine Rolle spielen. Das bekannteste Beispiel ist der Gebärmutterhalskrebs, der fast immer durch humane Papillomaviren (HPV) entsteht. Diese Viren werden beim Geschlechtsverkehr übertragen.

    Gegen Gebärmutterhalskrebs bzw. vielmehr gegen HPV gibt es seit 2007 eine Impfung. Seitdem wird sie in Deutschland eingesetzt, die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Impfung für Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren und seit 2018 auch für Jungen im gleichen Alter. Sind Männer beim Geschlechtsverkehr auch gegen HPV geimpft, sinkt das Risiko einer Infektion. In Deutschland ist die HPV-Impfung für Männer und Frauen bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres kostenlos.

    Neben Gebärmutterhalskrebs gibt es noch manche andere Arten von Krebs, die von Infektionen ausgelöst werden können und gegen die es eine Impfung gibt. Dazu zählen zum Beispiel der Leberkrebs oder manche Tumoren im Kopf-Hals-Bereich. In Industrienationen können etwa acht Prozent aller Krebserkrankungen auf Infektionen mit Viren oder Bakterien zurückgeführt werden, in Entwicklungsländern sind es sogar noch mehr. Daher sind diese Impfungen ein wichtiger Teil der Bekämpfung von Krebs.

    Impfung gegen Krebs: Wie sieht es mit anderen Arten von Krebs aus?

    Was ist aber mit den anderen Arten von Krebs, gegen die es bisher noch keine Impfung gibt? Ist dort eine Impfung in naher Zukunft möglich? Hier machen mRNA-Impfstoffe Hoffnung. Die Corona-Impfstoffe der Firmen Biontech und Moderna sind beispielsweise mRNA-Impfstoffe. Auch schon vor der Coronapandemie aber besonders seit Entwicklung der Covid-Impfstoffe liegt in der Medizin ein stärkerer Fokus auf mRNA-Impfstoffen als potentielle Impfungen gegen Krebs.

    Bisher steht die Forschung in Sachen mRNA-Impfung gegen Krebs noch am Anfang. Es gibt allerdings bereits erste Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass eine mRNA-Impfung gegen Krebs wirksam sein könnte. Özlem Türeci, die Co-Gründerin von Biontech, erklärt kürzlich dem britischen Fernsehsender BBC, dass Biontech während der Entwicklung des Corona-Impfstoffs gelernt habe, wie man mRNA-Impfstoffe schneller herstellt, und nun ein besseres Verständnis dafür habe, wie das Immunsystem der Menschen auf mRNA reagiert. Das werde bei der Herstellung potentieller mRNA-Impfstoffe gegen Krebs von großer Hilfe sein.

    Im Dezember 2022 veröffentlichte das amerikanische Unternehmen Moderna eine neue Studie, die vielversprechende Ergebnisse liefert. Diese beschäftigt sich mit einer individuellen Hautkrebstherapie, die auf der mRNA-Technologie basiert. Das mRNA-Medikament wurde 157 Probanden zusammen mit einem Antikörpermedikament gegeben, das bereits in der Behandlung von Hautkrebs eingesetzt wird. Mit dem neuen mRNA-Medikament konnte das Risiko, dass der Krebs wieder kommt oder die Patienten sterben, um 44 Prozent reduziert werden im Vergleich zu den Probanden, denen nur das Antikörpermedikament verabreicht wurde.

    Auch Biontech forscht derzeit in einer Phase-2-Studie an einem Impfstoff gegen Hautkrebs. Zudem entwickelt das Unternehmen gleichzeitig zehn weitere mRNA-Impfstoffe gegen Krebs. Das Unternehmen Curevac aus Tübingen setzt ebenfalls auf drei Krebsimpfstoffe.

    Bis die Unternehmen eine Zulassung für die Impfstoffe beantragen können, wird noch etwas Zeit vergehen, da die Wirksamkeitsstudien bei denen die Patienen über drei Jahre beobachtet werden, noch ausstehen.

    Wie funktionieren die mRNA-Impfstoffe gegen Krebs?

    Um zu verstehen, wie die mRNA-Impfstoffe funktionieren, muss man zunächst wissen, dass in jedem menschlichen Körper an jedem Tag Vorläufer von Krebszellen entstehen, zum Beispiel durch Mutationen bei der Zellteilung. Im Normalfall werden diese Störfaktoren vom Immunsystem als "fremd" erkannt und umgehend zerstört. Manche Krebszellen können sich aber tarnen oder den Angriff des Immunsystems ausbremsen. Dabei kann dann eine Tumorerkrankung entstehen. Das Ziel der Impfung ist es, dem Immunsystem wieder beizubringen, die Tumorzellen als "fremd" zu erkennen und sie zu bekämpfen.

    Anders als bei einer herkömmlichen Impfung, wird dem Körper bei einer mRNA-Impfung nicht die "fremde" Struktur selbst eingesetzt, die er bekämpfen soll, sondern sozusagen der "Bauplan" der "fremden" Struktur. Bei einer Impfung gegen Krebs wäre das der "Bauplan" eines Proteins, das für einen bestimmten Tumor spezifisch ist. Der Körper bekommt dann durch die Impfung sozusagen das Signal, dass dieses Protein "fremd" ist und angegriffen werden muss, und greift dann die Tumorzellen an, die er vorher nicht mehr als "fremd" wahrgenommen hatte. So zumindest die Theorie.

    Impfung gegen Krebs: Wann kann man mit einer Impfung rechnen?

    In dieser Frage sind sich Experten einig, es wird wahrscheinlich noch Jahre dauern, bis es eine Impfung gegen Krebs geben wird. Özlem Türeci sagte jedoch im Interview mit der BBC, sie erwarte eine Impfung gegen Krebs bereits vor 2030. Gleichzeitig warnte sie davor, darin kein Wunderheilmittel zu sehen. Es gebe allerdings Durchbrüche in der Forschung und man werde weiter daran arbeiten.

    Auch andere Forscher warnten vor zu hohen Erwartungen: Eine Impfung gegen Krebs sei nicht für jeden Patienten eine sinnvolle Option. Ihr Einsatz müsste von Fall zu Fall unterschieden werden. Vielen Patienten könnte damit allerdings das Leben leichter gemacht oder sogar gerettet werden.

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