Einsamkeit ist ein Gefühl, das viele kennen und unter dem etliche Menschen leiden, so eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse (TK). Vor allem Jüngere. Von den 68 Prozent, die angaben, sich häufig, manchmal oder selten einsam zu fühlen, erklärte mehr als jeder Dritte (36 Prozent), eher stark oder sogar sehr stark dadurch belastet zu sein.
Susanne Bücker ist Professorin für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie an der Universität Witten/Herdecke und erklärt, was man über Einsamkeit wissen muss.
Allein ist nicht gleich einsam
«Einsam sein ist etwas anderes als allein sein. Alleinsein beschreibt einen objektiven Zustand, aber Einsamkeit beschreibt ein subjektives Gefühl», sagt Prof. Bücker. Oft wird Einsamkeit als Missverhältnis zwischen den gewünschten und den tatsächlichen sozialen Beziehungen beschrieben. Und Menschen können sich auch einsam fühlen, wenn sie - objektiv betrachtet - vielleicht viele Kontakte haben.
Nicht nur ältere Leute sind einsam
«Ein Irrglaube in Bezug auf die Einsamkeit ist, dass Einsamkeit nur ein Thema fürs hohe Lebensalter darstellt», sagt Bücker. «Es stimmt zwar, dass mit 80 Jahren aufwärts auch das Einsamkeitsrisiko ansteigt und zum Beispiel Menschen, die in einer Pflegeeinrichtung leben, besonders von Einsamkeit bedroht sind. Aber im jungen Erwachsenenalter fühlen sich ähnlich viele Menschen chronisch einsam wie im hohen Lebensalter und diese Altersgruppe wird beim Thema Einsamkeit oft vergessen.»
Einsamkeit ist gerade bei Jüngeren nicht folgenlos
Susanne Bücker forscht auch zur Einsamkeit bei Kindern und Jugendlichen. Sie sagt: «In Deutschland geben ca. 13 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von 11 bis 15 Jahren an, dass sie sich die meiste Zeit einsam fühlen. Der Anteil der stark einsamen deutschen Jugendlichen im Alter von 16 bis 20 Jahren variiert zwischen 16,3 Prozent und 18,5 Prozent. Diese Einsamkeit bei Kindern und Jugendlichen kann gravierende gesundheitliche Konsequenzen haben und zum Beispiel das Herz-Kreislauf-System negativ beeinflussen. Man kann sich Einsamkeit wie einen chronischen Stressor vorstellen, der die betroffenen Kinder in eine Art Dauerkrisenmodus versetzt.
Einsamkeit ist nicht unsichtbar
Wer sich einsam fühlt, empfindet oft Traurigkeit, manchmal Angst oder auch Wut - all das sind keine spezifischen Symptome. Aber: «Wenn Eltern merken, dass sich ihre Kinder zurückziehen, nicht mehr mit anderen Kindern verabreden, wenig von sozialen Interaktionen mit anderen Kindern berichten, wäre das ein guter Moment, die Kinder einmal explizit darauf anzusprechen, wie wohl sie sich gerade in ihrer Klasse fühlen und mit wem sie sich in der Klasse gut und mit wem vielleicht nicht so gut verstehen», so Bücker. «Es ist wichtig, dass Eltern hier ein offenes Ohr anbieten und den Kindern Raum dafür geben, auch über solche Gefühle wie Einsamkeit zu sprechen.»
Gerade kleine Kinder würden das Wort «einsam» möglicherweise noch nicht für die Beschreibung ihrer Gefühle nutzen, aber sie können das Phänomen beschreiben, dass sie das Gefühl haben, dass die anderen Kindern oft Dinge machen, ohne sie zu fragen, ob sie mitmachen möchten, oder sie grenzen einen aus oder verstehen nicht so richtig, was in einem vorgeht.»
Man muss und sollte sich mit Einsamkeit nicht abfinden
Bücker nennt drei Dinge, die man gegen Einsamkeit tun kann - eigene oder die von anderen:
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