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Hurrikan Milton trifft auf Florida: Angst vor dem Schlimmsten

USA

In Florida wächst die Angst vor „Milton“

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    Wer nicht vor „Milton“ flieht, schwebt in Lebensgefahr: Angehörige der Nationalgarde der Armee Floridas suchen nach verbliebenen Bewohnern im fast menschenleeren Bradenton Beach bei Tampa. Dort sind noch die Folgen von Hurrikan „Helene“ zu sehen.
    Wer nicht vor „Milton“ flieht, schwebt in Lebensgefahr: Angehörige der Nationalgarde der Armee Floridas suchen nach verbliebenen Bewohnern im fast menschenleeren Bradenton Beach bei Tampa. Dort sind noch die Folgen von Hurrikan „Helene“ zu sehen. Foto: Rebecca Blackwell/AP, dpa

    Die Nachrichten sind voll von „Milton“. Der Hurrikan, warnen Experten, könnte einer der gefährlichsten Stürme seit Aufzeichnungsbeginn werden – es sind solche Superlative des Grauens, die in den USA in diesen Tagen die Medien beherrschen. Wer noch raus könne, solle raus, appellieren offizielle Stellen; ein Polizeichef rät allen, die sich nicht vor „Milton“ in Sicherheit bringen wollen, ihren Namen auf ihr Bein zu schreiben.

    Die Bürgermeisterin von Tampa, die frühere Polizeichefin der 400.000-Einwohner-Stadt in Florida, Jane Castor, antwortet auf die Frage einer CNN-Moderatorin, was ihre wichtigste Botschaft an die Bevölkerung sei: „Schützen Sie sich vor dem Wind, rennen Sie weg vor dem Wasser!“ Hurrikan „Helene“, der vor gut zwei Wochen die Nordwestküste des US-Bundesstaates verwüstete und insgesamt mehr als 200 Todesopfer hinterließ, sei ein Weckruf gewesen, so etwas jedoch habe es bislang nicht gegeben. Ohne jegliche Dramatisierung könne sie sagen: „Wenn Sie sich dafür entscheiden, in einem der Evakuierungsgebiete zu bleiben, werden Sie sterben.“ Der Moderatorin verschlägt es für einen Moment die Sprache, „Wow“ sagt sie sichtlich fassungslos. Eingeblendet werden, es ist Dienstagabend, kurz nach 21 Uhr Ortszeit, Bilder einer völlig verstopften Autobahn, ungezählte Menschen fliehen vor dem Mega-Hurrikan.

    Der Wettermoderator spricht von einem hohen Risiko „exzessiven Regens“

    Zunächst in der höchsten Kategorie 5 eingestuft, schwächt der sich am Mittwochmorgen leicht ab über dem Golf von Mexiko, mit einer Windstärke von 250 Stundenkilometern habe er Kategorie 4 erreicht, erklärt ein CNN-Experte – nur drei Stundenkilometer unter der Schwelle zu Kategorie 5. „Milton“ werde weiter etwas an Kraft verlieren, bleibe aber „furchterregend“.

    Eine Ahnung davon bekommen etwa Zuschauer der Morgensendung „Good Day Tampa Bay“ des Lokalsenders Fox13 Tampa Bay. In der warnt der Wettermoderator, es ist 8.28 Uhr Ortszeit, vor drei bis viereinhalb Meter hohen Sturmfluten im dunkelrot markierten Gebiet um Sarasota, 80 Kilometer südlich von Tampa. Auf der nächsten Grafik seiner Wetterkarte erscheint das Gebiet, noch eine Stufe bedrohlicher, in Lila: „Milton“ soll hier mit einer Geschwindigkeit von mehr als 177 Stundenkilometern auf Land treffen. Für die Stadt Tampa wird Wind-Tempo 119 und schneller erwartet.

    Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris: Welche Folgen wird ihr Umgang mit Hurrikan „Milton“ haben?
    Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris: Welche Folgen wird ihr Umgang mit Hurrikan „Milton“ haben? Foto: Evelyn Hockstein/Reuters Pool via AP, dpa

    Nächste Grafik, jetzt ist der Großraum von Tampa an der West- bis Daytona Beach an der Ostküste Floridas lila eingefärbt: Der Moderator erklärt, diese Farbe auf einer Wetterkarte zu sehen, sei – kurze Pause – „selten“. Er spricht von einem hohen Risiko „exzessiven Regens“. Das alles werde sich in der Nacht auf Donnerstag und bis in den Donnerstagnachmittag hinein ereignen.

    Die Naturkatastrophe wird begleitet von einer anderen Katastrophe: Während sich die Menschen im Südosten der USA auf „Milton“ vorbereiten, ihre Häuser verbarrikadieren, Lebensmittel besorgen, während sich Tampa und andere Orte leeren und am Mittwochmorgen in fast einem Viertel aller Tankstellen Floridas das Benzin ausgegangen ist, kursieren Falschmeldungen in kaum gekanntem Ausmaß: „Es ist das Schlimmste, was ich je erlebt habe“, sagt die Chefin der US-Katastrophenschutzbehörde Fema, Deanne Criswell. Menschen würden dadurch abgehalten, Hilfe zu suchen. Ihre Behörde habe eine Internetseite eingerichtet, um Gerüchte zu widerlegen – wie jenes, dass die Katastrophenschutzbehörde in Florida Evakuierungen verhindere.

    Kamala Harris macht ihrem republikanischen Kontrahenten Donald Trump schwere Vorwürfe

    Und noch bevor der Hurrikan auf Land getroffen ist, ist eine heftige politische Debatte entbrannt. Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris machte ihrem republikanischen Kontrahenten Donald Trump in einer Talkshow des Senders ABC schwere Vorwürfe: „Es ist der Gipfel der Verantwortungslosigkeit und, offen gesagt, der Gefühllosigkeit“, regte sie sich auf. Menschen verlören ihr Zuhause und Trump nutze die Situation für politische Spielchen, „aber das ist so konsequent bei Donald Trump: Er stellt sich selbst über die Bedürfnisse der anderen“. Bereits in Folge von Hurrikan „Helene“ hatte Trump unter anderem fälschlicherweise behauptet, das Weiße Haus zweckentfremde Katastrophenhilfe für Programme zugunsten von Migranten – um diese illegal zur Stimmabgabe für die Demokraten zu bewegen. Biden beschuldigte er, im Umgang mit „Helene“ versagt zu haben.

    Schon diskutieren politische Analysten, welche Auswirkungen die beiden Stürme auf den Ausgang der Wahl im November haben könnten. Harris, die zuletzt dafür kritisiert wurde, nur ihr wohlgesonnenen Journalistinnen und Journalisten Interviews zu geben, könne sich wie eine „Präsidentin“ zeigen, empathisch und der Lage gewachsen. Allerdings: Jeder Fehler könne sie bis zum Wahltermin verfolgen, hieß es. Trump wiederum werde alles daransetzen, die Regierung Biden/Harris als inkompetent darzustellen. (mit dpa)

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