Ein gefährlicher und historischer Hurrikan zog über die Karibik und Mexiko. Der Tropensturm "Beryl" hatte sich in weniger als 24 Stunden zu einem Hurrikan der Kategorie 4 entwickelt. "'Beryl' ist der früheste atlantische Hurrikan der Kategorie 4 in den Aufzeichnungen und übertrifft damit Hurrikan 'Dennis', der am 8. Juli 2005 zu einem Hurrikan der Kategorie 4 wurde", schrieb der Experte Michael Lowry auf der Plattform X.
Doch nach seinem Eintreffen im US-Bundesstaat Texas hat „Beryl“ an Stärke verloren und ist nun kein Hurrikan mehr. Als Tropensturm bahnt er sich mit heftigem Regen und Windgeschwindigkeiten von bis zu 110 Kilometer pro Stunde nun seinen Weg ins Landesinnere. Das US-Hurrikanzentrum warnte von „lebensbedrohlichen Sturmfluten“ an der Golfküste. Der Sturm bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 21 Kilometern pro Stunde in Richtung Nordosten. Medien zufolge sind mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen.
US-Wetterdienst ruft Tornado-Warnung wegen „Beryl“ aus
Am frühen Montagmoregn war „Beryl“ nahe der texanischen Ortschaft Matagorda auf Land getroffen. Im rund 130 Kilometer entfernten Houston und Umgebung waren zeitweise mehr als zwei Millionen Haushalte ohne Strom. „Die Texaner in den betroffenen Gebieten sollten sich von den Straßen fernhalten und die Anweisungen der örtlichen Behörden befolgen“, warnte der Gouverneur von Texas, Greg Abbott.
Manche Bewohner und Ladenbetreiber in den bedrohten Gebieten an der texanischen Küste haben Medienberichten zufolge ihre Fenster mit Brettern verschlagen. Allerdings folgten demnach auch viele Menschen nicht dem Aufruf der Behörden, sich in Sicherheit zu bringen. Am späten Montag und Dienstag soll „Beryl“ über Osttexas sowie Arkansas ziehen. Der US-Wetterdienst rief eine Tornadowarnung für einige Gebiete aus. Meteorologen erwarten, dass sich „Beryl“ in den kommenden Stunden weiter abschwächt.
Hurrikan "Beryl" verursacht schwere Schäden in der Karibik
Im Südosten der Karibik hat "Beryl" mehrere Tage zuvor bereits schwere Schäden verursacht, als er als Hurrikan der Kategorie 4 über der zu Grenada gehörenden Insel Carriacou auf Land traf, wie das US-Hurrikanzentrum NHC mitteilte. Später wurde er auf die Kategorie 5 – die höchste für Hurrikans – hochgestuft.
Nach Angaben von NHC wurden anhaltende Windgeschwindigkeiten von bis zu 260 Kilometern pro Stunde gemessen. Von den Inseln Carriacou und Petite Martinique werde Verwüstung mit umfangreichen Schäden an Häusern gemeldet, sagte Grenadas Ministerpräsident Dickon Mitchell in einem Briefing. Überall sei der Strom ausgefallen, die Kommunikation zwischen den Inseln sei schwierig. Es sei auch zu einem Todesfall gekommen, als ein Baum auf ein Haus gestürzt sei.
Auch mehrere weitere Inselstaaten der Kleinen Antillen wie St. Vincent, die Grenadinen und St. Lucia erlebten starken Wind und heftigen Regen. Auf Bildern in sozialen Medien sind Überschwemmungen, sich im Wind biegende Palmen und Trümmer beschädigter Häuser zu sehen. Das NHC warnte vor extrem gefährlichen Bedingungen mit lebensgefährlichem Wind und Sturmfluten. Die Karibische Gemeinschaft Caricom hielt eine Notfallsitzung zu den Sturmfolgen ab. Mehrere Länder der Region sagten Hilfslieferungen für Grenada und St. Vincent und die Grenadinen zu. In Venezuela trat der Fluss Manzanares über die Ufer, Vizepräsidentin Delcy Rodríguez wurde bei einem Besuch von einem umstürzenden Baum getroffen. Auf einigen Eilanden der Inselstaaten Grenada sowie St. Vincent und den Grenadinen wurden den Regierungen zufolge mehr als 90 Prozent der Häuser beschädigt oder zerstört.
Hurrikan "Beryl" streift Jamaika
Am vergangenen Mittwoch streifte der Hurrikan die Südküste Jamaikas, wie das US-Hurrikanzentrums NHC mitteilte. Mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von bis zu 215 Kilometern pro Stunde hatte sich „Beryl“ demnach etwas abgeschwächt. Er brachte heftigen Wind und schweren Regen. Wie Ministerpräsident Andrew Holness mitteilte, wurden knapp 500 Menschen in Notunterkünften untergebracht. In der Karibikregion kamen mindestens elf Menschen ums Leben, darunter auch drei in Venezuela.
Hurrikan „Beryl“ trifft voraussichtlich auf Mexiko
In Mexiko entwurzelte „Beryl“ Bäume und warf Straßenschilder um. In weiten Teilen der viel besuchten Urlaubsregion zwischen Tulum und Cancún fiel der Strom aus.
"Beryl" ist historischer Hurrikan
Experten zufolge war im Atlantik noch nie ein Hurrikan der Kategorie 4 so früh in einem Jahr gemessen worden. "Beryl" ist der zweite benannte Sturm der Hurrikan-Saison im Atlantik, die von Juni bis November dauert. Die aktivste Zeit ist meist um September herum. Nnach Angaben des Experten Philip Klotzbach von der Colorado State University ist „Beryl“ der stärkste je erfasste Atlantik-Hurrikan im Juli.
Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Die US-Wetterbehörde NOAA rechnet in diesem Jahr mit einer überdurchschnittlich starken Hurrikan-Saison im Atlantik. Ursachen seien unter anderem überdurchschnittlich hohe Wassertemperaturen im Atlantik und das erwartete Einsetzen von "La Niña", einer Phase kühleren Wassers im Pazifik.
Die Stärke von Hurrikans wird nach einer von den Meteorologen Herbert Saffir und Robert Simpson entwickelten Skala bemessen: Ein Hurrikan der Kategorie eins erreicht bis zu 153 Kilometern pro Stunde. Stufe zwei gilt bis Tempo 177, Stufe drei bis 208 und Stufe vier bis 251. Verheerende Schäden drohen bei einem Hurrikan der höchsten Kategorie fünf, der mit einer Windgeschwindigkeit von mehr als 251 Kilometern pro Stunde rotiert. Wirbelstürme gewinnen oft bei ihrem Zug über das Meer an Stärke. Über Land verlieren sie schnell ihre Kraft, weil der Nachschub feuchtwarmer Luftmassen fehlt. (mit dpa)