Gehen Hollywood bald die Filme und Serien aus? Nachdem Drehbuchautoren in der US-Unterhaltungsindustrie schon seit fast zehn Wochen streiken, legen am Freitag auch die Mitglieder der Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA ihre Arbeit nieder. Worum es bei dem Streik in Hollywood geht und was er für Auswirkungen haben könnte.
Schauspieler-Streik in Hollywood: Was ist der Grund?
Schauspieler in den USA hatten unter anderem eine bessere Vergütung und die Regelung des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz in der Branche gefordert. Doch bei den Verhandlungen mit dem Verband der TV- und Filmstudios AMPTP hatte keine Einigung erzielt werden können, obwohl auch ein Schlichter hinzugezogen wurde. Damit beginnt am Freitag ein Doppelstreik in der Branche, denn die Gewerkschaft schließt sich den Drehbuchautoren an, die bereits seit dem 2. Mai die Arbeit niedergelegt haben.
Am 7. Juni hatte eine Urabstimmung stattgefunden, an der etwa 65.000 SAG-AFTRA-Mitglieder teilgenommen hatten. 97,9 Prozent von ihnen sprachen sich für einen Streik aus. Danach gingen die Verhandlungen weiter – aber ohne Ergebnis. Auch ein Brief mit inzwischen mehr als 1000 oft sehr berühmten Unterschreibenden erregte viel Aufsehen. Unter anderem haben Meryl Streep, Jennifer Lawrence, Ben Stiller und Pedro Pascal diese Solidaritätsbekundung unterzeichnet.
Streik in Hollywood: Welche Schauspieler protestieren?
Die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA hat mehr als 160.000 Mitglieder. Unter ihnen befinden sich Schauspieler für Film und Fernsehen, Stuntleute, TV-Journalistinnen und Moderatoren. Der Streik betrifft aber nur Schauspieler für Serien und Filme. Für sie ist die Mitgliedschaft in SAG-AFTRA häufig unabdingbare Voraussetzung, um in der US-Unterhaltungsbranche überhaupt an Schauspieljobs zu kommen. Viele Produktionen schreiben sie sogar vor. Außerdem bringt SAG-AFTRA für sie Zugang zu Krankenversicherung und Altersvorsorge, zwei Aspekte, die in einer unsicheren Branche für viele extrem wichtig sind.
Der Streik ist nicht freiwillig. Schauspieler dürfen nun nicht mehr vor der Kamera arbeiten. Theoretisch könnten Produktionen mit nicht-gewerkschaftlich organisierten Schauspielern fortgesetzt werden, doch die SAG-AFTRA hat bereits angekündigt, bei künftigen Mitgliedsanträgen auch abzufragen, ob ein Kandidat zu den Streikbrechern zählte.
Was wollen Schauspieler mit dem Streik in Hollywood erreichen?
Grundsätzlich haben die SAG-AFTRA-Mitglieder das gleiche Ziel wie die Drehbuchautoren. Beide Kreativbranchen leiden darunter, dass mehr Filme und Serien produziert werden, aber die Budgets sinken und bei Serien oft weniger Folgen pro Staffel gedreht werden. Außerdem bringen Wiederholungen bei Streaminganbietern anders als im stationären Fernsehen geringere und von der Zuschauerzahl unabhängige Tantiemen. Zudem stelle es laut SAG-AFTRA eine "reale und unmittelbare Bedrohung" dar, dass animierte AI-Charaktere die Schauspielerei von Mitgliedern täuschend echt nachbilden könnten.
SAG-AFTRA hatte die Ziele der Verhandlungen anlässlich der Urabstimmung umrissen und geschrieben: "Wir brauchen einen Vertrag, der unsere Vergütungspläne verbessert und die Mitglieder vor Einkommensverlusten durch Inflation und sinkende Tantiemen für Wiederholungen schützt, genauso wie vor dem ungeregelten Einsatz von AI und dem Vorschreiben von selbst aufzunehmenden Vorsprech-Videos."
Hat der Streik in Hollywood Auswirkungen auf Filme und Serien?
Wie das Branchenseite Entertainment Weekly berichtet, wird der Streik eher Auswirkungen auf die Filmbranche als auf TV-Produktionen haben. Einige große Firmen hatten wegen der anhaltenden Verhandlungen ihre angekündigte Filmstarts bereits nach hinten verlegt, darunter sind Marvel mit neuen Superheldenfilmen zu "Captain America" oder "Blade", Disneys Realverfilmung des Animationshits "Moana" und die geplanten "Avatar"-Fortsetzungen. Doch die Folgen des Streiks dürften sich erst in einigen Monaten bemerkbar machen, da Filme einen langen Produktions- und Marketingvorlauf haben.
Das Schreiben und Drehen von Fernsehserien liegt dagegen wegen des Drehbuchstreiks ohnehin schon weitgehend auf Eis. Deren Gewerkschaft WGA hat außerdem bereits Unterstützung von Set-Mitarbeitern erhalten, sodass kein Drehbetrieb aufrecht erhalten werden konnte und Serien wie "Stranger Things" oder "Yellowjackets" aktuell nicht produziert werden. Auch die in den USA beliebten Late-Night-Shows von Moderatoren wie Jimmy Kimmel oder John Oliver sind seit Anfang Mai wegen des Streiks komplett ausgefallen. (mit dpa)