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Hochwasser: Hochwasserlage in Österreich, Tschechien und Polen spitzt sich zu

Hochwasser

Hochwasserlage in Österreich, Tschechien und Polen spitzt sich zu

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    Die Elbe auf dem Abschnitt zwischen der Stadt und Vrchlabí (Hohenelbe) im Riesengebirge ist nach dem Dauerregen zu einem reißenden Fluss geworden. (zu dpa: «Überschwemmungen in Österreich, Polen und Tschechien»)
    Die Elbe auf dem Abschnitt zwischen der Stadt und Vrchlabí (Hohenelbe) im Riesengebirge ist nach dem Dauerregen zu einem reißenden Fluss geworden. (zu dpa: «Überschwemmungen in Österreich, Polen und Tschechien») Foto: Deml Ondøej/CTK/dpa

    In Teilen Mitteleuropas sind nach starkem Regen Flüsse über die Ufer getreten. In Tschechien und Polen kam es bereits zur Evakuierung erster Orte. Österreich erklärte einige Gemeinden zum Katastrophengebiet – und es drohen weitere Hochwasser. Während sich die Lage in Deutschland zuletzt entspannt zu haben scheint, warnen Experten auch hierzulande vor Überschwemmungen. Betroffen sind Gebiete in Süd- und Ostdeutschland. 

    Überflutete Straßen in Tschechien nach Dauerregen

    In der tschechischen Stadt Opava - an der Grenze zu Polen gelegen - mussten Tausende Menschen in Sicherheit gebracht werden, wie die Behörden am Abend mitteilten. Betroffen ist unter anderem die größte Plattenbausiedlung der Stadt. Der gleichnamige Fluss Opava, ein Nebenfluss der Oder, trat an manchen Stellen bereits über die Ufer. Befürchtet wurde ein Jahrhunderthochwasser oder sogar eine stärkere Flut als bei der Katastrophe von 1997. Auch in anderen Orten der Region mussten Hunderte Menschen ihre Häuser verlassen. Im Altvatergebirge wurde die 2000-Einwohner-Gemeinde Ceska Ves durch die Wassermassen der Bela von der Außenwelt abgeschnitten. Ein Nachlassen der Regenfälle war den Vorhersagen zufolge frühestens am Montag in Sicht.

    An rund 80 Pegel-Messstationen in Tschechien galt die höchste Hochwasser-Alarmstufe „Gefährdung“. Das bedeutet, dass Gefahr für Leib und Leben besteht oder größere Sachschäden drohen. Mehrere Menschen wurden nach Angaben der Polizei vermisst. Bei Jesenik im Altvatergebirge stürzte ein Auto in einen reißenden Strom. Ein Insasse konnte sich ans Ufer retten, von drei anderen fehlte jede Spur. In Jankovice stürzte ein 54-Jähriger bei Aufräumarbeiten in einen Hochwasser führenden Bach und tauchte nicht wieder auf. 

    Ein Anwohner fährt mit seinem Fahrrad durch die überfluteten Straße. In Tschechien laufen die Schutzmaßnahmen vor Überschwemmungen auf Hochtouren.
    Ein Anwohner fährt mit seinem Fahrrad durch die überfluteten Straße. In Tschechien laufen die Schutzmaßnahmen vor Überschwemmungen auf Hochtouren. Foto: Petr David Josek, dpa

    Besonders betroffen war der Nordosten des Landes. In den Verwaltungsregionen Mährisch-Schlesien und Olomouc (Olmütz) wurde eine Gefahrenlage ausgerufen. Selbst kleine Bäche verwandelten sich in reißende Ströme. Mancherorts mussten Menschen mit Booten in Sicherheit gebracht werden. Bilder zeigten überflutete Straßen mit schwimmenden Autos. Die Armee stand bereit, um zu helfen. 

    In Tschechiens Hauptstadt Prag ist nach starken Regenfällen der Pegelstand der Moldau angestiegen. Der für Wasserwirtschaft zuständige Landwirtschaftsminister Marek Vyborny zeigte sich aber zuversichtlich: „Im Moment besteht für die Hauptstadt Prag keine Gefahr.“

    Im Südwesten Polens mehr Regen als bei Jahrtausendhochwasser 1997

    Der Dauerregen lässt auch im Südwesten Polens die Flüsse anschwellen. Seit Freitagmorgen ist dort mehr Regen niedergegangen als beim sogenannten Jahrtausendhochwasser 1997. Landesweit sei die Alarmstufe an 47 Pegelmessstationen überschritten worden. 

    Am Sonntagmittag ist im Südwesten Polens ein Staudamm gebrochen. Nachdem das Bauwerk im niederschlesischen Stronie Slaskie nachgegeben habe, ströme das Wasser jetzt den Fluss Biala Ladecka herunter und nehme Kurs auf das Gebiet der Glatzer Neiße, teilte das Meteorologische Institut auf X mit. Es sei eine ernste Bedrohung für die Orte entlang dieser Flüsse, hieß es. Die Polizei habe einen Rettungshubschrauber in die Gegend geschickt, um vom Wasser eingeschlossene Menschen in Sicherheit zu bringen. Auch Soldaten der Armee und des Heimatschutzes seien im Einsatz. Der Ort Stronie Slaskie liegt im Glatzer Schneegebirge an Polens Grenze zu Tschechien. Am Samstagabend war in der gebirgigen Gegend bereits ein Staudamm in Miedzygorze übergelaufen.    

    In Polen sind mehrere Staudämme gebrochen: Tusk maht zur Vorsicht

    Regierungschef Donald Tusk appellierte am Samstagabend an Bürger, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Bei seinem Treffen mit Vertretern der Rettungskräfte in Nysa habe er gehört, dass es manchmal schwer sei, die Bürger zum Verlassen ihrer Häuser zu bringen. „Aber eine Stunde später oder fünf Stunden später ist eine Evakuierung vielleicht nicht mehr möglich“, sagte Tusk.

    Am Sonntagmorgen hat es in Polen ein erstes Todesopfer gegeben. „Wir haben den ersten bestätigten Tod durch Ertrinken hier, im Bezirk Klodzko“, sagte Regierungschef Donald Tusk, der dort an einer Sitzung des Einsatzstabs teilnahm. Mehr Details nannte er zunächst nicht.

    Regierungschef Tusk sagte, im Bezirk Klodzko seien 1600 Menschen in Sicherheit gebracht worden. Er rechne noch mit weiteren Evakuierungen. Hubschrauber der Luftwaffe seien unterwegs nach Breslau, zudem seien Rettungshubschrauber im Einsatz. In Teilen der überfluteten Gebiete sei die Stromversorgung unterbrochen, stellenweise gebe es Probleme mit Mobilfunk. Die Wasserwerke in Klodzko warnten, das Leitungswasser eigne sich nicht mehr zum Trinken und müsse abgekocht werden.

    Ein mit einer Drohne aufgenommenes Luftbild zeigt eine überschwemmte Straße nach starkem Regen im Südwesten Polens.
    Ein mit einer Drohne aufgenommenes Luftbild zeigt eine überschwemmte Straße nach starkem Regen im Südwesten Polens. Foto: Maciej Kulczynski, dpa

    Der Bürgermeister von Jarnoltowek ordnete die Evakuierung von Bewohnern an, deren Häuser unterhalb eines Staubeckens liegen. Dieses drohte überzulaufen. Die Einwohner von zwei benachbarten Dörfern, die an dem Fluss Zloty Potok liegen, wurden ebenfalls aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. „Die Situation hat sich sehr zugespitzt, und das innerhalb weniger Minuten. Wir haben wirklich wenig Zeit“, sagte Bürgermeister Grzegorz Zawislak dem polnischen Nachrichtenportal Onet. 

    Auch Polens zweitgrößte Stadt Krakau kämpft nach starken Regenfällen mit Überschwemmungen. An 28 Stellen im Stadtgebiet könnten sich Bürger, die ihre Gebäude selbst schützen wollen, Sandsäcke abholen, schrieb die Stadtverwaltung auf X.

    Gemeinden in Österreich wegen Hochwassergefahr zum Katastrophengebiet erklärt

    In den Hochwassergebieten in Österreich spitzt sich die Hochwasserlage bei anhaltendem Regen weiter zu. Das sagte Bundeskanzler Karl Nehammer am Abend dem Sender ORF. 24 Gemeinden wurden wegen Überschwemmungsgefahr zum Katastrophengebiet erklärt.

     Das Wasser der angeschwollenen Thaya steht bis dicht unter der Oberkante des Hochwasserschutzes. Wegen der starken Niederschläge ist Sonntagfrüh, 15. September 2024, ganz Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt worden.
    Das Wasser der angeschwollenen Thaya steht bis dicht unter der Oberkante des Hochwasserschutzes. Wegen der starken Niederschläge ist Sonntagfrüh, 15. September 2024, ganz Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt worden. Foto:  ST. MAYER, dpa

    Auch in der Nacht zum Sonntag wurden weitere Niederschläge erwartet. Der Stausee Ottenstein am Kamp, einem Zufluss der Donau, der bereits massives Hochwasser führt, droht überzulaufen. Nach Angaben von Bundeskanzler Karl Nehammer spitzt sich die Situation zu. Das Militär stehe bereit, Unterstützung zu leisten. 42 Gemeinden wurden wegen Überschwemmungsgefahr zum Katastrophengebiet erklärt - am frühen Samstagabend waren es noch 24.

    An der Donau in Österreich wird ein Hochwasser erwartet, wie es im langjährigen Durchschnitt nur alle 30 Jahre einmal vorkommt. Der Höhepunkt der Pegelstände dürfte in der Nacht zum Montag erreicht werden. 

    Hochwasser in Deutschland? An der Elbe wurde teils die erste Alarmstufe überschritten

    Auch in einzelnen Regionen in Deutschland herrscht Hochwassergefahr. Am Nachmittag wurde im sächsischen Schöna an der Elbe bereits Alarmstufe 1 (vier Meter) überschritten. Dabei beginnt die Ausuferung der Gewässer und die Lage wird ständig überwacht. Vor dem erwarteten Hochwasser sind wichtige Abrissarbeiten an der zum Teil eingestürzten Carolabrücke über die Elbe in Dresden abgeschlossen worden. Das bestätigte Feuerwehrsprecher Michael Klahre. Die Arbeiten am Teil der Brücke am Ufer zur Neustadt wurden damit schneller beendet als zunächst geplant. Ursprünglich war Sonntagabend angestrebt worden. Ein Teil der Brücke liegt aber noch immer in der Elbe.

    Mit Baggern werden weitere Teile der eingestürzten Carolabrücke abgerissen. Im Zuge von Abrissarbeiten ist ein weiterer Abschnitt der Carolabrücke in Dresden eingebrochen. Die Arbeiten sind nun, kurz vor dem erwarteten Hochwasser, beendet.
    Mit Baggern werden weitere Teile der eingestürzten Carolabrücke abgerissen. Im Zuge von Abrissarbeiten ist ein weiterer Abschnitt der Carolabrücke in Dresden eingebrochen. Die Arbeiten sind nun, kurz vor dem erwarteten Hochwasser, beendet. Foto: Robert Michael, dpa

    Der frühere Abschluss kommt rechtzeitig zum nun bereits für Sonntagvormittag erwarteten Pegelstand von vier Metern an der Elbe in Dresden. Bei dieser Höhe wird Alarmstufe 1 ausgerufen, erläuterte der Leiter des Dresdner Umweltamtes, René Herold. Der normale Pegelwert liegt bei rund zwei Metern. Das Hochwasser könne kommen, ohne dass eine weitere Gefährdung durch die heruntergestürzten Brückenteile bestehe. Der Hochwasserscheitel wird für Donnerstag erwartet, anschließend sollen die Pegelstände wieder zurückgehen. Für Riesa wird mit einem Anstieg im Bereich des Richtwertes der Alarmstufe 3 gerechnet. Auch für Torgau ist dies nicht ausgeschlossen. 

    Dauerregen östlich von Elbe und Spree lässt zudem die Flüsse im Osten Sachsens anschwellen. Laut Karte des Landeshochwasserzentrums wurde an der Neiße in Zittau mit einem Pegel von 2,48 Metern die Alarmstufe 2 ausgerufen. Die Behörden appellieren an die Anwohnerinnen und Anwohner, Vorsorge zu treffen. 

    Regenmenge mit der vor dem Hochwasser 2010 an Oder vergleichbar

    Auch Brandenburg stellt sich auf mögliche Überschwemmungen ein. Die aktuell prognostizierten Niederschlagshöhen in Tschechien und Polen seien mit denen vor dem Hochwasser im Sommer 2010 an der Oder vergleichbar und könnten zu entsprechend hohen Wasserständen führen, hieß es in einer Mitteilung des Landesumweltministeriums. Damals waren nach tagelangen Regenfällen und heftigen Gewittern im Mai und Anfang Juni 2010 weite Teile des östlichen Mitteleuropas von Hochwasser betroffen.

    Für Brandenburg ergebe sich eine potenzielle Hochwassergefahr. „Bleibt es bei den vorhergesagten hohen Niederschlägen, dürfte sich eine Hochwasserwelle am Sonntag zu Montag an der Lausitzer Neiße sowie ab Mitte der nächsten Woche an Oder und Elbe ausbilden“, führte eine Sprecherin des Umweltministeriums aus.

    Hochwasserlage in Bayern: Erste Sperrungen in Passau

    Die dramatischen Bilder aus den Nachbarländern erinnern stark an das verheerende Hochwasser in Süddeutschland im Juni 2024. Auch hier waren wegen mehrtägigen Dauerregend kleine Bäche zu reißenden Flüssen geworden. Menschen mussten ihr zu Hause verlassen, verloren Hab und Gut in der Flut. Ein Hochwasser dieses Ausmaßes scheint sich glücklicherweise nicht nach nur etwa drei Monaten zu wiederholen.

    Der Hauptteil der fürs Wochenende angekündigten Niederschläge in Bayern ist nach Erkenntnis des Hochwassernachrichtendienstes bereits gefallen. Der Dauerregen habe im Südosten Bayerns die Wasserstände vom Isar-Einzugsgebiet bis zum Bayerischen Wald ansteigen lassen, an einigen Orten gebe es kleinere Ausuferungen. 

    Im Süden und Südosten Bayerns füllten bereits am Samstag dennoch zahlreiche Menschen nach stundenlangen Regenfällen Sandsäcke, weil Überschwemmungen durch Flüsse drohen oder das Grundwasser nach oben drückt. Mancherorts fallen Bahnverbindungen aus, Unterführungen werden gesperrt, Felder sind überflutet. In Passau, wo sich drei Flüsse treffen, gab es am Nachmittag erste Sperrungen in der Altstadt, wie die Stadt mitteilte. 

    Eine Warnung vor Überschwemmungen für bebaute Gebiete gab es am Sonntagmorgen zunächst nur für die Landkreise Cham, Erding und Passau. In den Hochlagen der Alpen sind dagegen Winterreifen und Schneeschieber gefragt - und das alles Mitte September. (mit dpa)

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