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HIV-Heilung: So wurde der "Düsseldorfer Patient" geheilt

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HIV-Heilung: So wurde der "Düsseldorfer Patient" geheilt

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    Mediziner des Universitätsklinikums Düsseldorf berichten von der Heilung eines krebskranken HIV-Patienten.
    Mediziner des Universitätsklinikums Düsseldorf berichten von der Heilung eines krebskranken HIV-Patienten. Foto: Christophe Gateau, dpa

    Ärzte in Düsseldorf haben es geschafft, einen Patienten vollständig von HIV zu heilen. Weltweit ist das nun der dritte Fall, in dem Mediziner einen krebskranken

    Über den sogenannten "Düsseldorfer Patienten" hat das Universitätsklinikum Düsseldorf im Fachblatt Nature Medicine berichtet. Die Therapie wurde zuvor erfolgreich beim "Berliner Patienten" und beim "Londoner Patienten" angewandt. Doch was bedeuten diese Behandlungserfolge für HIV-Infizierte ohne Krebs, welche Therapieansätze werden erforscht und wie sind die Mediziner vorgegangen? Antworten auf diese Fragen finden Sie im Artikel. 

    Was ist HIV und wie wird es aktuell behandelt?

    Die Abkürzung HIV steht für "Human Immunnodeficiency Virus". Laut dem Bundesgesundheitsministerium schädigt oder zerstört das Virus Zellen der Immunabwehr und macht den Körper so anfällig für Erkrankungen, die bei nicht infizierten Menschen in der Regel keine Probleme verursachen würden. Unbehandelt kann eine HIV-Infektion zu AIDS führen.

    Wer sich mit dem HI-Virus infiziert hat, kann bis heute nicht davon geheilt werden - ausgenommen die drei Fälle aus London, Berlin und Düsseldorf - und auch eine Impfung, die vor einer Infektion schützt, gibt es nicht. Bei der Behandlung von HIV geht es laut der Deutschen Aidshilfe aktuell vor allem darum, das HIV-Therapie werden demnach mehrere Wirkstoffe miteinander kombiniert, die beispielsweise verhindern, dass das Virus in Zellen eindringt, dort das Kommando übernimmt oder dass eine infizierte Zelle neue Viren freisetzt.

    HIV-Heilung: Wie wurde der "Düsseldorfer Patient" behandelt und geheilt?

    Für die Heilung des "Düsseldorfer Patienten" waren vor allem die Stammzellentransplantation, aber auch eine spezifische Genmutation verantwortlich.

    Wie Infektiologe Björn Jensen vom Universitätsklinikum Düsseldorf der Tagesschau sagte, ist das Problem mit HIV, dass sich das Virus sehr tief im Körper einnistet. HIV befalle langlebige Immunzellen - diese sorgen beispielsweise dafür, dass Menschen Kinderkrankheiten nur einmal im Leben bekommen - und sei deshalb schwer aufzuspüren und zu behandeln. Mit der Leukämie-Therapie könne das aber gelingen, erklärt der Infektiologe. Denn die Knochenmarktransplantation, "die ja eigentlich dazu durchgeführt wird, um eine bösartige Erkrankung wie Leukämie zu heilen", bringe den größten Teil des Immunsystems um. Dabei würden auch HI-Viren zerstört.

    Für eine vollständige Heilung reicht das aber noch nicht aus. Wie bei den Fällen aus London und Berlin wurde zur Behandlung des "Düsseldorfer Patienten" eine Knochenmarkspende von einem Menschen mit einer spezifischen Genmutation eingesetzt. Die Mutation CCR5-Delta32 kommt vor allem bei Menschen aus Mittel- und Nordeuropa vor, ist aber insgesamt sehr selten. Menschen mit dieser Genmutation sind weitgehend gegen HIV immun. Ihnen fehlt der CCR-5 Ko-Rezeptor, also die Andockstelle für HIV auf den Immunzellen. Ohne diesen Rezeptor findet das Virus keinen Weg in den Körper und kann die Zellen nicht infizieren. 

    Im Fall des "Düsseldorfer Patienten" hat sich der Prozess über mehrere Jahre erstreckt: 

    • 2008 hat er eine HIV-Diagnose erhalten.
    • Nur drei Jahre später, 2011, wurde eine akute myeloische Leukämie (AML) - eine Form von Blutkrebs - festgestellt.
    • 2013 erhielt der "Düsseldorfer Patient" eine Stammzellentransplantation, die zu einer Remission der HIV-Symptome führte.
    • 2018 konnte er die antivirale HIV-Therapie absetzen und wurde über mehrere Jahre weiter von seinem Behandlungsteam überwacht.
    • Heute, 2023, sprechen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von einer vollständigen Heilung des mittlerweile 53 Jahre alten "Düsseldorfer Patienten".

    Was bedeutet die Heilung des "Düsseldorfer Patienten" für HIV-Infizierte ohne Krebs?

    Bisher handelt es sich bei dieser Form der Behandlung mit einer Stammzellentransplantation nur um eine Therapie für Menschen, die mit HIV infiziert und an Leukämie erkrankt sind. Zum Einsatz dürfte sie laut dem Vorsitzenden der Deutschen AIDS-Gesellschaft Stefan Esser vom Uniklinikum Essen demnach nur in seltenen Fällen kommen. Bei der erfolgreichen Heilung des "Düsseldorfer Patienten" handle es sich zwar um einen Meilenstein in der HIV-Forschung, aber nicht um eine generelle Therapie für alle Betroffenen, sagte Esser der Tagesschau.

    Hintergrund ist, dass eine Knochenmarktransplantation ein erheblicher und mitunter auch tödlicher Eingriff ist, sagt Esser weiter. Zudem ist die Zahl geeigneter Spender mit einer CCR5-Delta32-Mutation eher gering. Der Fall des "Düsseldorfer Patienten" hat dennoch wichtige Erkenntnisse für die Forschung geliefert. Die Hoffnung, dass HIV-Patienten in Zukunft auch ohne Stammzellentransplantation geheilt werden können, steigt also. Eine denkbare Behandlung könnte laut Esser beispielsweise eine Gentherapie sein.

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