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Hilft Blutwäsche bei Long Covid? Erklärung der HELP-Apherese, Therapie & Kritik

HELP-Apherese bei Corona

Erklärung, Therapie, Kosten und Kritik: Hilft eine Blutwäsche bei Long Covid?

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    Kann eine Blutwäsche bei Long Covid helfen? Diese Frage wird derzeit kontrovers diskutiert.
    Kann eine Blutwäsche bei Long Covid helfen? Diese Frage wird derzeit kontrovers diskutiert. Foto: Arno Burgi, dpa (Symbolbild)

    Für viele Menschen ist Covid-19 auch Wochen nach einer Infektion noch nicht ausgestanden. Einige sind chronisch erschöpft und nach kleinsten Anstrengungen außer Atem. Andere haben generell Schwierigkeiten beim Atmen oder können sich schlecht konzentrieren. Mittlerweile gibt es rund 200 Symptome, welche bei einer Erkrankung mit Long Covid oder auch Post Covid bekannt sind. Die Begriffe werden je nach Länge der Erkrankung verwendet. Wenn die Symptome auch Monate nach der Covid-Infektion noch auftreten, handelt es sich um Post Covid. Etwa sechs Prozent aller Infizierten leidet unter einer der beiden Erkrankungen. Das macht in Deutschland hunderttausende Menschen aus.

    Egal, ob Long Covid oder Post Covid: Der Druck rund um eine erfolgversprechende Behandlung ist groß. Die Patientinnen und Patienten sind oftmals so schwer krank, dass sie nicht arbeiten, keinen Sport treiben, kaum schlafen und den Alltag nicht bewältigen können. Nun könnte es für sie einen neuen Hoffnungsschimmer geben.

    Corona-Infektion: Hilft eine Blutwäsche bei Long Covid oder Post Covid?

    Im Schnitt verschwinden die Symptome bei Long Covid bei zwei Dritteln der Patientinnen und Patienten innerhalb von drei Monaten. Komplett ungewöhnlich ist eine derartige Krankheit dann nicht, da sich Viruserkrankungen allgemein über Wochen und sogar Monate hinziehen können. Es gibt aber eben auch schwere Fälle von Long Covid und Post Covid, welche Ärztinnen und Ärzte vor Rätsel stellen.

    Diesen Menschen, die oftmals verzweifelt sind, widmet sich Fernsehmoderator Eckart von Hirschhausen in seiner ARD-Doku „Die Pandemie der Unbehandelten“. Der frühere Arzt begleitet Patientinnen und Patienten, wie sie von Arztpraxis zu Arztpraxis irren, da die Symptome bei Long Covid einfach nicht verschwinden wollen. In der Corona-Dokumentation wird auch eine mögliche Therapie thematisiert, welche einen Lichtblick für Erkrankte darstellen könnte: die Blutwäsche.

    Die Therapie wirkt vielversprechend: Hirschhausen begleitet Menschen dabei, wie sie durch die Blutwäsche ihre Symptome bei der Long-Covid-Erkrankung nach und nach verlieren. Trotzdem muss die Blutwäsche bei Long Covid und Post Covid mit Vorsicht betrachtet werden.

    Corona-Pandemie: Kritik an Blutwäsche bei Long Covid

    Zunächst einmal muss klargestellt werden, dass es für die Wirksamkeit einer Blutwäsche bei Long Covid derzeit keine Belege gibt, welche ernst zu nehmen sind. Die Behandlung wird auch als HELP-Apherese bezeichnet – und einige seriöse Ärzteverbände warnen vor einer solchen.

    Auch Carmen Scheibenbogen, welche als Leiterin der Immundefekt-Ambulanz an der Berliner Charité arbeitet und in der Doku zu Wort kommt, hat „Bauchweh“ dabei. „Ich habe Sorge, dass der Film dazu führen wird, dass viele Patienten in ihrer Verzweiflung Geld in die Hand nehmen und sich eine HELP-Apherese machen lassen. Da hat sich ein Markt entwickelt“, erklärt sie gegenüber der „Tagesschau“. Im Film von Hirschhausen wird sie zum chronischen Erschöpfungssyndrom befragt, welches sie als Wissenschaftlerin erforscht.

    Klar ist, dass es zahlreiche Therapieansätze bei Long Covid und Post Covid gibt. Reha-Maßnahmen werden beispielsweise bei Atemproblemen eingesetzt, was sich oftmals als erfolgversprechend zeigte. Schwieriger ist die Behandlung bei Patientinnen und Patienten, welche unter chronischer Erschöpfung leiden. Ihr Körper darf nicht überfordert werden. In diesen Fällen könnte eine Blutwäsche womöglich helfen.

    HELP-Apherese: Wie funktioniert Blutwäsche bei Long Covid?

    Die HELP-Apheresen bei Patientinnen und Patienten, die unter Long Covid oder Post Covid leiden, ist in Deutschland noch nicht weit verbreitet. Viele solcher Behandlungen macht die Ärztin Beate Jaeger in Mülheim an der Ruhr, die auch in der Dokumentation von Hirschhausen eine Hauptrolle spielt.

    Bei der Form der Blutwäsche werden Fette und andere Stoffe, wie beispielsweise Entzündungsfaktoren und Gerinnungsfaktoren, aus dem Blut gefiltert, oder eben auch gewaschen. Das läuft ähnlich ab wie beim Blutspenden. Die Patientinnen und Patienten legen sich auf eine Liege, das Blut wird aus einer Armvene gewonnen. Es läuft dann in einen Apparat und fließt frisch gewaschen wieder in den Körper. Jaeger schildert in der Doku einige bahnbrechende Erfolge, welche sie laut eigener Aussage mit der HELP-Apherese hatte: „Ich hatte junge Krankenpfleger, die kaum vom Bett zur Küche kriechen konnten. Nach zwei Apheresen konnten sie plötzlich wieder Marathon laufen.“

    Wie viel kostet eine Blutwäsche bei Long Covid?

    Dass sich rund um die HELP-Apherese ein Markt entwickeln könnte, ist keine unbegründete Sorge rund um die Blutwäsche und Corona. Eine Blutwäsche bei Long Covid ist kein Schnäppchen. Betroffene müssen offenbar bis zu 3000 Euro pro Sitzung zahlen. Das erklärte Apherese-Experte Jan T. Kielstein der „Tagesschau“.

    „Ich kenne Patienten, die haben schon zigtausend Euro für nutzlose Long-Covid-Behandlungen ausgegeben“, sagte der Chefarzt für Blutreinigungsverfahren und Innere Medizin am Städtischen Klinikum Braunschweig. Hirschhausen bezeichnet Jaeger in der Corona-Dokumentation auf der anderen Seite als „Prophetin“. Es ist offenkundig, dass es bei der Blutwäsche bei Long Covid derzeit verschiedene Meinungen im Bereich der Medizin gibt. Das ist bei Long Covid und Post Covid bei zahlreichen Therapieansätzen der Fall.

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