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Herzinfarkt mit 30: Wie hoch ist das Risiko?

Gesundheit

Herzinfarkt mit 30: Wie hoch ist das Risiko?

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    Marathon-Läufer Adrian Lehmann starb im Frühjahr an den Folgen eines Herzinfarkts.
    Marathon-Läufer Adrian Lehmann starb im Frühjahr an den Folgen eines Herzinfarkts. Foto: Anthony Anex, dpa (Archivbild)

    Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören in Europa mit Abstand zur häufigsten Todesursache. Allein in Deutschland erleiden laut der Deutschen Herzstiftung jährlich 300.000 Menschen einen Herzinfarkt.

    Bekannte Risiko-Faktoren wie Rauchen, Stress und Übergewicht erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass das Herz im Laufe des Lebens krank wird. Doch nicht nur ältere Menschen sind im Alter von der Gefahr betroffen. Prominente Beispiele im Leistungssport zeigen: Auch junge und vermeintlich gesunde Menschen können einen Herzinfarkt erleiden. Doch was sind die Gründe dafür? Welche genetischen Vorerkrankungen und Umwelteinflüsse spielen dabei eine Rolle? Sind Männer häufiger betroffen als Frauen? Die Antworten auf die Fragen lesen Sie im Text.

    Herzinfarkt mit 30: Welche Risiko-Faktoren gibt es?

    Zu einem Herzinfarkt kommt es laut der Deutschen Herzstiftung, wenn sich ein Herzkranzgefäß verschließt und das Herz nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt wird. In der Regel passiert das bei älteren Menschen. Denn das Alter gehört zu den größten Risikofaktoren eines Herzinfarkts.

    Doch auch weitere Faktoren spielen eine Rolle, wie Tobias Trippel, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt an der Berliner Charité unserer Redaktion auf Anfrage mitteilt. Zu nennen wären etwa das Geschlecht, Rauchen, erhöhte LDL-Cholesterinwerte und Lipoprotein, Bluthochdruck und eine Zuckerkrankheit. Gerade letztere Faktoren spielten bei Herzinfarkten von jüngeren Menschen eine entscheidende Rolle.

    Herzinfarkt mit 30: Warum erhöhen Fettstoffwechselstörungen das Risiko?

    „Etwa die Hälfte der plötzlichen Herztodesfälle in jungen Jahren sind auf potenziell genetische Erkrankungen des Herzmuskels zurückzuführen“, so die Deutsche Herzstiftung. Darunter fallen etwa eine krankhafte Erweiterung des Herzmuskels, eine krankhafte Verdickung oder Versteifung des Herzmuskels. Eine Verdickung des Herzmuskels könne auch durch klassische Herzinfarkt-Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Übergewicht verursacht werden.

    Laut der Herzstiftung wurden zudem bei 23 Prozent der unter 35-Jährigen obduzierten Herztoten eine Arterienverengung festgestellt. Begünstigt wird dies unter anderem durch Fettstoffwechselstörungen, die häufig vererbt werden. Darunter fallen etwa chronisch hohe Blutfett-Werte des sogenannten Lipoproteins, kurz: Lp(a). Hierbei handelt es sich um ein Transportprotein für Cholesterin. Das Problem: Das an Lipoprotein gebundene Eiweiß Apolipoprotein A, kurz: Apo(a), kann in der Gefäßwand abgelagert werden und dadurch die Gefäßverkalkung beschleunigen. Ähnlich sei der Fall laut der Herzstiftung bei der sogenannten familiären Hypercholesterinämie gelagert. Hierbei können Betroffene das ungesunde LDL-Cholesterin nicht richtig abbauen, was unbehandelt ebenso zur Verkalkung der Blutgefäße führe.

    Wie häufig kommt es zum Herzinfarkt in jungen Jahren?

    Dennoch gilt: Herzinfarkte bei jüngeren Menschen um die 30 oder jünger stellen eine Ausnahme dar. Konkrete Zahlen liegen hierzu aber nicht vor. Wie die Herzstiftung schreibt, schätzen Experten im Alter von 1 bis 40 Jahren jährlich 1000 bis 2000 Todesfälle durch plötzlichen Herztod in Deutschland.

    In den aller seltensten Fällen sind sie zudem reine Zufallserscheinung: „Fast immer finden sich bei diesen ‚jüngeren‘ Betroffenen wichtige Risikofaktoren, die die Betroffenen selbst gar nicht kannten. Meistens ist es eine Fettstoffwechselstörung oder eine Zuckerkrankheit. Des Öfteren sind auch Patienten mit dem Typ I Diabetes betroffen“, sagt Oberarzt Trippel. Auch begünstigten im Zusammenspiel mit anderen Risikofaktoren bei jungen Erwachsenen Drogen wie Kokain oder Amphetaminen sowie der Missbrauch von Medikamenten einen Herzinfarkt.

    Herzinfarkt: Ist Leistungssport ein Risiko-Faktor?

    Da Herzinfarkte im Profisport medial große Wellen schlagen, ist in der Öffentlichkeit immer wieder von den Gefahren von exzessivem Sport für das Herz die Rede. Doch Trippel beschwichtigt: „Leistungssport ist kein klassischer Risikofaktor für Herzinfarkte. Gleichwohl müssen Leistungssportler natürlich auch ‚abtrainieren‘, um ihr Herz zu pflegen.“ Andererseits könnten Extremsportarten wie ein Marathon-, Triathlon- oder Ironman-Lauf eine Belastung für das Herz darstellen, so der Mediziner. Gewöhnlicher Ausdauersport dagegen sei dagegen bedenkenlos und schütze sogar vor Atherosklerose.

    Insgesamt zeigen die vorliegenden Zahlen auch hier kein alarmierendes Bild. Die Inzidenz bei einer sportlichen Aktivität, einen Herzinfarkt zu erleiden, liegt laut Angaben der Deutschen Herzstiftung im Mittel bei 0,7 bis 3 pro 100.000 Sporttreibenden.

    Herzinfarkt mit 30: Sind mehr Männer oder mehr Frauen betroffen?

    Männer sind im Regelfall in jüngeren Jahren betroffen als Frauen“, sagt Dr. Trippel der Redaktion. „Auch numerisch treffen Herzinfarkte mehr Männer. Trotzdem werden Frauen natürlich auch herzkrank. Da sie im Durchschnitt auch älter werden als Männer, erleben Sie teilweise andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“

    Für Herzinfarkte im Zusammenhang mit Sport werden die Unterschiede noch deutlicher. Die Herzstiftung schreibt hierzu: „Betroffen sind zu 95 Prozent Männer und zu 90 Prozent passieren diese Ereignisse im Freizeitsport. Das größte Risiko haben dabei Männer zwischen 40 und 60 Jahren.“

    Wie kann man einem Herzinfarkt in jungen Jahren vorbeugen?

    Für alle Menschen, ob jung oder alt, familiär vorbelastet oder nicht, gelten dieselben Herzinfarkt-Präventionsmaßnahmen: ausreichend Bewegung in den Alltag einbauen, Stress entgegenwirken, ausgewogen ernähren und auch die Vorsorge beim Arzt nicht scheuen: „Das kann der regelmäßige Gesundheits-Check-up bei Hausärztin oder Hausarzt sein, der ab 18 Jahren einmalig und ab 35 Jahren alle drei Jahre erfolgt“, erklärt Trippel. Einen solchen zahlt die Krankenkasse.

    Wichtig sei zudem laut dem Mediziner, das eigene individuelle Risiko für einen Herzinfarkt abzuschätzen: „Es ist auch hilfreich, auf die eigene Familiengeschichte zu hören. Treten Infarkte hier in jungen Jahren auf? Das weist oft auf Muster hin, wo man selbst früh gegensteuern kann.“ 

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