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Hellfire R9X Rakete: Klingen & Präzision statt Sprengstoff

US-Militär

Hellfire R9X: Das ist die Rakete, die den Al-Kaida-Anführer ausschaltete

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    Eine bewaffnete Drohne vom Typ MQ-9A Reaper des US-Militärs. Mit dieser werden auch die Hellfire-Raketen abgeschossen.
    Eine bewaffnete Drohne vom Typ MQ-9A Reaper des US-Militärs. Mit dieser werden auch die Hellfire-Raketen abgeschossen. Foto: Staff Sgt. Brian Ferguson/U.S. Air Force, dpa (Archivbild)

    Das amerikanische Militär wird sich so seine Gedanken gemacht haben, als es eigenen Raketen den Namen Hellfire gegeben hat. Das Feuer aus der Hölle also – und dieses hat nun Ayman al-Sawahiri eingeholt. Der Anführer von Al-Kaida wurde von einem speziellen Modell der Hellfire-Raketen ausgeschaltet: der Hellfire R9X. Dabei handelt es sich um modernste amerikanische Militärtechnik und alles andere als eine herkömmliche Rakete.

    Hellfire R9X stellt eine Weiterentwicklung der Hellfire-Raketen dar

    US-Präsident Joe Biden hatte am Dienstag, den 2. August, erklärt, dass der Ägypter al-Sawahiri im Stadtteil Schispur von Kabul eliminiert wurde. Für Verwirrung sorgte dabei zunächst, dass keine Explosionen in der afghanischen Hauptstadt beobachtet wurden. Das spricht aber nicht etwa gegen die Darstellung von Biden, sondern für die Nutzung der Hellfire-R9X-Rakete.

    Die R9X stellt eine Erweiterung der Hellfire-Raketen dar. Die große Besonderheit für eine Rakete: Die Hellfire R9X besitzt keinen explosiven Gefechtskopf. Daher tritt bei ihrem Einsatz auch keine große Explosion auf und die Ziele werden nicht durch die Wucht des Sprengstoffs getroffen – und sollen auch nicht durch deren Wucht getötet oder zerstört werden. Stattdessen setzt das neuartige Modell auf kinetische Energie, auf die Wucht des Einschlags an sich und außerdem auf Waffen aus Stahl, die eigentlich eher aus dem Nahkampf geläufig sind.

    Hellfire-Rakete R9X: Klingen statt Sprengkopf

    An einer Hellfire R9X sind insgesamt rund 45 Kilogramm Stahl angebracht. An den Seiten der Rakete sind sechs Klingen angebracht, welche wenige Augenblicke vor dem Aufschlag am Zielort ausgefahren werden. Durch diese soll die Tötung des Ziels sichergestellt werden. "Keine Sprengköpfe, nur Klingen, die ausschwingen und nur einen Mann töten", fasst der Journalist Jay Hancock auf Twitter zusammen.

    Die Spitze des Gefechtskopfs besteht aus robustem Stahl, damit Hindernisse wie Autodächer oder leichte Decken durchdrungen werden können. Hintergrund der Weiterentwicklung der Hellfire-Raketen ist, dass die USA bei gezielten Tötungen von Terroristen auch immer wieder Zivilisten mit in den Tod rissen. Das soll mit der Hellfire R9X verhindert werden. Ohne eine Explosion kommen die Menschen in der Nähe nicht zu Schaden, die Rakete wird ganz gezielt auf das Opfer abgeschossen. Die "Ninja-Bombe", wie die Hellfire R9X in der Presse und zuweilen auch im Militär gerne genannt wird, soll also genau eine Zielperson töten. Bei der Tötung von al-Sawahiri gingen die USA auf Nummer sicher und feuerten zwei der Raketen ab.

    Hellfire R9X werden mit enormer Präzision von einer Drohne abgefeuert

    Die beiden R9X Raketen wurden vom US-Militär von einer Drohne abgefeuert. Dabei wird es sich vermutlich um die US-Drohne MQ-9 Reaper gehandelt haben, mit denen Hellfire-Raketen in der Regel abgeschossen werden. Der Einsatz durch Drohnen ist typisch für Hellfire-Raketen, die ursprünglich zur Bekämpfung von Panzern ins Leben gerufen wurden. Sie haben sich mittlerweile aber zu einer der wichtigsten Waffen im Drohnen-Krieg entwickelt. Die klassischen Hellfire-Raketen mit einem Sprengkopf entfaltet, mit neun Kilogramm Sprengstoff ausgerüstet, eine Todeszone von rund neun Kilometern Durchmesser. Sie tragen den Namen Hellfire AGM-114.

    Die Hellfire R9X fallen hingegen durch ihre enorme Präzision auf. Schon wenn sie das Ziel auch nur um einen Meter verfehlen würden, wären sie praktisch nutzlos. Es soll beispielsweise möglich sein, eine Person auf dem Beifahrersitz in einem Auto auszuschalten, ohne dabei den Fahrer mit in den Tod zu reißen. Das bedeutet auch, dass die Position des Zieles ganz genau bestimmt werden muss. Al-Kaida-Chef al-Sawahiri soll beispielsweise auf einem Balkon gestanden haben. Seine Familie soll nicht verletzt oder getötet worden sein und es wurden offenbar auch keine weiteren Zivilisten getroffen. Die gute Aufklärung, die nötig ist, führt aber auch dazu, dass die Hellfire-R9X-Raketen recht selten eingesetzt werden.

    R9X-Rakete als "rasender Amboss am Himmel"

    Anonyme Quellen sagten im Jahr 2019 dem Wall Street Journal, dass es sich für die Zielperson in etwa so anfühlen solle, als würde ein rasender Amboss vom Himmel fallen. Neben dem Beinamen "Ninja-Bombe" soll die R9X im Militär auch als "The Flying Ginsu" bekannt sein.

    Ein fliegender Amboss soll im Februar 2017 auch Abu al-Khair al-Masri getroffen haben. Der Schwiegersohn von Osama bin Laden, damals die zweitwichtigste Person in der Terrororganisation Al-Kaida, soll in seinem Auto sitzend bei einem Drohnenangriff ums Leben gekommen sein. Die Bilder des Vorfalls sorgten damals für Verwirrung, da nur im Dach des Autos ein Loch klaffte und das Fahrzeug ansonsten intakt schien. Es war offenbar der erste große Auftritt der Hellfire R9X, die nun für einen weiteren sorgte.

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