Während in Deutschland lange über die Änderung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) diskutiert wurde, hat die Wärmepumpen-Branche ein starkes Jahr 2022 hinter sich. Laut Zahlen der European Heat Pump Association (EHPA) hat der Verkauf von Wärmepumpen 2022 alle Rekorde gebrochen. In 16 Märkten seien insgesamt drei Millionen Wärmepumpen verkauft worden, schreibt der Verband auf seiner Website.
Auch in Deutschland ist das Thema in aller Munde - schließlich gilt die Wärmepumpe als bevorzugte Lösung der Regierung, um im Gebäudesektor möglichst klimaneutral zu heizen. In den kommenden Jahren soll sie entweder ergänzend mit Gas- und Ölheizungen betrieben werden oder die alten Heizsysteme vollständig ersetzen. Allein mit fossilen Brennstoffen sollen Öl- und Gasheizungen aber nicht mehr laufen, da dies als zu klimaschädlich gilt. Neben der Wärmepumpe gibt es übrigens auch noch weitere umweltfreundliche Alternativen zur Ölheizung.
Im gleichen Zug mit den Verkaufszahlen hat die EHPA aber auch Zahlen für 20 EU-Staaten und Großbritannien veröffentlicht, die zeigen, wie viele Wärmepumpen im Jahr 2022 in den unterschiedlichen Ländern eingebaut wurden. Und aus diesen wird deutlich: Deutschland ist in Sachen Wärmepumpen-Einbau im Vergleich zu Ländern wie Norwegen, Frankreich oder Italien beinahe Schlusslicht.
Wärmepumpe einbauen - Deutschland hinkt im Vergleich hinterher
Denn während 2022 in Deutschland im Durchschnitt lediglich 6,72 Wärmepumpen pro 1000 Haushalte eingebaut wurden, liegen die anderen Staaten aus dem Vergleich bis auf Großbritannien (1,90 pro 1000 Haushalte) und Ungarn (3,77 pro 1000 Haushalte) vor Deutschland. Die EHPA weist allerdings darauf hin, dass die Zahlen für die Briten als einzige im Vergleich lediglich auf Experten-Schätzungen basieren.
"Klassenbeste" sind - wie so oft bei internationalen Vergleichen - die Nordeuropäer. Spitzenreiter ist Finnland mit 69,36 errechneten Wärmepumpen auf 1000 Haushalte. Es folgen Norwegen (59,87), Schweden (39,34), Estland (31,95) und Dänemark (29,78). Rang sechs belegt Frankreich (20,01). Danach kommen Italien (19,91) und Litauen (18,01) sowie die Schweiz (16,25), die Niederlande (15,06), Österreich (14,94), Polen (14,73), Tschechien (12,90) und Belgien (11,92).
Noch knapp vor Deutschland sind Portugal (10,62), Irland (10,35), Spanien (9,80) und die Slovakei (7,27).
In absoluten Zahlen wurden in Deutschland 2022 insgesamt 275.697 Wärmepumpen verkauft, womit hierzulande im Vergleich die drittmeisten Wärmepumpen eingebaut wurden. Frankreich kam allein aber auf mehr als doppelt so viele Wärmepumpen (621.776). Auch Italien hat bereits das erreicht, was Bundesregierung und Heizungsbauer erst für das Jahr 2025 anstreben: Mehr als 500.000 Pumpen wurden beim Süd-Nachbarn innerhalb eines Jahres eingebaut.
Wärmepumpen: Förderung als Grund für die hohen Zahlen der Nachbarn?
Fragt man sich, warum der Ausbau in anderen Ländern schneller vonstatten geht, kommt man an den Fördermöglichkeiten nicht vorbei - immerhin kostet der Austausch von Öl- und Gasheizungen viel Geld. Wie die Berliner Zeitung berichtet, wird der Einbau von Wärmepumpen in Frankreich beispielsweise mit bis zu 5000 Euro subventioniert. Dort bestimme das Haushaltseinkommen die Höhe der staatlichen Förderung. Auch in Polen sei der Wärmepumpenmarkt innerhalb eines Jahres um mehr als 100 Prozent gewachsen - nicht zuletzt wegen staatlicher Förderprogramme sowie lokal begrenzter Verbote von Kohleheizungen.
Tschechien, welches mit seinem Wachstum knapp hinter Polen rangiert, hatte sein Förderprogramm, welches im Jahr 2022 auslief, auf 2023 ausgeweitet. Hier erhalten Hausbesitzer laut EHPA je nach Wärmepumpentyp vom Staat zwischen 2400 und 5700 Euro Förderung. In den Niederlanden würden laut EHPA gar bis zu 30 Prozent des Kaufpreises für eine neue Wärmepumpe vom Staat subventioniert werden.
Hingegen hat der nordische Nachbar Dänemark den Umstieg auf Wärmepumpen schon deutlich früher begonnen. Laut Berliner Zeitung sind Öl- und Gasheizungen in Neubauten für die Dänen bereits seit 2013 verboten. Zudem müsse dort eine Versorgungssicherheitsgebühr für fossile Brennstoffe bezahlt werden. Um zu sparen, seien viele Dänen auf die von der Steuer befreiten Wärmepumpen gewechselt.
Da die Fördermöglichkeiten eines Landes einen großen Anteil daran zu haben scheinen, wie viele Wärmepumpen eingebaut werden, könnte auch Deutschland nicht mehr allzu weit von Wachstumsraten wie in Polen entfernt sein. Immerhin wurde hier die BAFA-Förderung für Wärmepumpen bis ins Jahr 2023 gestreckt. Auch für andere Heizungssysteme gibt es weiterhin Fördermöglichkeiten.
Übrigens: Wir haben mit Experten gesprochen, um herauszufinden, ob sich vor 2024 der Einbau einer Ölheizung noch lohnt. Und wer die Heizung regelmäßig putzt, spart einiges an Geld. Das gelingt außerdem mit dem Plastik-Stift am Thermostat.