Weihnachten steht kurz bevor und im Vatikan wird es plötzlich zunehmend digital. Am Montag weihte Papst Franziskus eine Webcam ein, die vor dem Grab des Heiligen Petrus im Petersdom angebracht ist und das Grab des Apostels 24 Stunden am Tag streamen soll. Eine weitere Webcam soll ab dem 24. Dezember Livebilder der Porta Santa übertragen, der Heiligen Pforte in der Fassade des Petersdoms, die der Papst dann zum Beginn des Heiligen Jahres aufstoßen wird. „Giubileo“ nennt man das Heilige Jahr 2025 in Rom, es ist in aller Munde. Das hat auch mit den architektonischen Veränderungen in der Stadt zu tun, die das Jubiläum mit sich bringt. Bis zu 35 Millionen Besucher werden zum Jubeljahr erwartet, es ist ein nie dagewesener Ansturm.
Der Vatikan veranstaltet alle 25 Jahre so ein Heiliges Jahr – das letzte Mal im Jahr 2000, Johannes Paul II. war noch Papst und es kamen 24,5 Millionen Pilger. Mit dem Durchschreiten der Heiligen Pforte geht nach katholischer Tradition ein Sündenablass einher, Gläubige können sich also bei einem Rom-Besuch ihrer vermeintlichen Missetaten entledigen. In der Praxis wird Rom sich dann in einem friedlichen Belagerungszustand befinden. Mit mehreren Hundert Baustellen und Renovierungsarbeiten will sich auch die Stadt in Schale werfen, die Römerinnen und Römer sind angesichts der vielen Hindernisse, Absperrungen und Staus derzeit noch frustrierter als sonst.
Zum Heiligen Jahr gibt es im Vatikan sogar ein Pilger-Maskottchen
Der Vatikan hat dabei kein Nachsehen, für ihn ist das Heilige Jahr ein ersehnter Anlass, die eigene Botschaft zu verbreiten. Die Organisatoren um Erzbischof Rino Fisichella haben deshalb alle Register gezogen. Ganz in der Linie weltweit beachteter Sport-Events hat sich das Annus Sanctus nicht nur ein Motto („Pilger der Hoffnung“), sondern sogar ein Pilger-Maskottchen gegeben. Ab sofort ist es mit Namen „Luce“ (Licht) in Rom unterwegs. Die kleine Figur im japanischen Manga-Stil hat große tiefblaue Augen, Kapuze, Pilgerstab und ein Kreuz um den Hals. Erzbischof Fisichella sagte bei der Vorstellung, die Figur solle zum „Dialog zwischen den Generationen“ beitragen.
Auch das weltliche Rom hat sich vorbereitet. Zwar ist die Piazza Pia zwischen Engelsburg und der zum Vatikan führenden Via della Conciliazione immer noch hinter Absperrgittern versteckt. Wer aber seinen Kopf hindurchsteckt, erkennt den Ort der größten Verwandlung kaum wieder. Wo noch vor Monaten Autos hupten und verunsicherte Touristen die Straße zu überqueren versuchten, tut sich am Tiberufer ein fertig gepflasterter großer Platz auf, der künftig auch für Veranstaltungen genutzt werden soll. Am 20. Dezember will Bürgermeister Roberto Gualtieri den Platz einweihen.
Mindestens zehn Millionen Besucher sollen auch in andere italienische Städte reisen
Von den bis zu 35 Millionen Touristen, die wegen des Heiligen Jahres nach Rom kommen sollen, werden Schätzungen zufolge mindestens zehn Millionen auch andere Städte in Italien besuchen. Dabei ächzen Venedig oder Florenz bereits jetzt unter der Besucherlast. Angeblich aus Sicherheitsgründen untersagte das Innenministerium am Montag die Nutzung sogenannter Schlüssel-Boxen für den Selbst-Check-In in Ferienwohnungen, die oft über die Plattform Airbnb vergeben werden. Touristen bekommen dabei nur einen Code vom Vermieter, nehmen den Schlüssel aus der Box an sich, werden aber nicht persönlich identifiziert. Während Kritiker die Veränderung der Städte kritisieren, sind die Rekordzahlen für die italienische Regierung ein Erfolg, für sie stehen wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. 2023 gab es 134 Millionen Ankünfte in Italien. Nach Angaben von Tourismus-Ministerin Daniela Santanchè trägt der Tourismus mit bis zu 18 Prozent zum italienischen Bruttosozialprodukt bei.
Wer da hinfährt, ist selber schuld. Geht es um den Glauben: der liebe Gott ist überall, ohne dass man anstehen muss und ohne dass es Unsummen kostet.
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