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Prozess: Weinstein wegen Sexualverbrechen schuldig gesprochen

#MeToo

Weinstein wieder verurteilt: der Fall des mächtigen Produzenten

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    Harvey Weinstein, ehemaliger Filmproduzent aus den USA, während einer Anhörung vor Gericht in Los Angeles.
    Harvey Weinstein, ehemaliger Filmproduzent aus den USA, während einer Anhörung vor Gericht in Los Angeles. Foto: Etienne Laurent/EPA Pool via AP, dpa

    Er und seine Sexualverbrechen gelten als Auslöser der #MeToo-Bewegung. Im März 2020 ist der Ex-Filmproduzent Harvey Weinstein unter anderem wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu 23 Jahren Haft verurteilt worden – ein Meilenstein der Rechtsgeschichte. Derzeit sitzt der Produzent von Filmen wie "Der englische Patient", "Pulp Fiction", "Good Will Hunting" oder "Gangs of New York" in einem Gefängnis in Los Angeles. Doch abgeschlossen ist der Fall Weinstein noch nicht.

    Harvey Weinstein: der Beginn der #MeToo-Bewegung 2017

    2017 war Weinstein noch einer der mächtigsten Männer Hollywoods. Doch das änderte sich innerhalb weniger Tage. Begonnen hatte der Fall des Filmproduzenten am 5. November 2017 mit einem Artikel der New York Times. Die Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey schilderten, wie der Gründer des Filmstudios Miramax über Jahrzehnte seine Macht genutzt haben soll, um Frauen zu sexuellen Gefälligkeiten zu nötigen, und sie dann unter anderem mit Geld zum Schweigen zu bringen.

    Inzwischen sind es fast 90 Frauen, die öffentlich Vorwürfe gegen Weinstein erhoben haben. Unter ihnen sind auch bekannte Namen wie Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow und Salma Hayek. Nach den Anschuldigungen ließ sich der damals 65-Jährige von seiner eigenen Firma freistellen. Er gab zu, sich unangemessen verhalten zu haben. Nur wenige Tage später trennte sich seine Ehefrau Georgina Chapman von ihm.

    Im Zuge der Berichterstattung zu Weinstein meldeten sich Millionen Frauen auf Twitter zu Wort. Unter dem Hashtag #MeToo posteten sie, wie sie von Männern bedrängt, begrapscht oder vergewaltigt wurden.

    Im März 2018 stellte Weinsteins Firma, die Weinstein Company, einen Insolvenzantrag. Die Schulden waren wohl bis zu einer Milliarde Dollar hoch. Das Hollywood-Studio löste alle Geheimhaltungsvereinbarungen mit mutmaßlich betroffenen Frauen auf. Im Mai stellte sich Weinstein dann der Polizei in Manhattan. Später musste er sich vor Gericht verantworten. In der Anklage ging es um Vergewaltigung und sexuelle Nötigung – und um Weinsteins Kautionsbedingungen. Er musste eine Million Dollar hinterlegen und eine Fußfessel tragen. Ins Gefängnis musste er aber vorerst nicht.

    Harvey Weinstein in New York zu 23 Jahren Haft verurteilt

    Anfang Januar 2020 begannt dann ein Prozess gegen Weinstein in New York. Es war das bis zu diesem Zeitpunkt erste strafrechtliche Verfahren. Es wurden zwei Schicksale für Dutzende verhandelt. Die meisten anderen Vorwürfe galten größtenteils als verjährt. Mimi Haleyi warf dem Produzenten vor, sie 2006 in seinem Appartement in Soho zum Oralverkehr gezwungen zu haben. Eine andere Frau beschuldigte ihn, sie 2013 in einem Hotelzimmer vergewaltigt zu haben. Weinstein beteuerte, jegliche sexuelle Handlungen seien einvernehmlich erfolgt. Im März wurde er dann verurteilt, zu 23 Jahren Haft. Die Jury hatte den Zeugenaussagen mehrerer Frauen geglaubt. Doch Weinstein kann dieses Urteil anfechten. Ein Berufungsgericht in New York erteilte die entsprechende Erlaubnis für diesen Schritt, wie mehrere US-Medien übereinstimmend berichteten.

    Harvey Weinstein in Los Angeles vor Gericht

    Seit Oktober stand Weinstein wieder vor Gericht. In Los Angeles wurde der 70-Jährige wegen Sexualverbrechen von den Geschworenen in drei von sieben Anklagepunkten schuldig gesprochen. Nun droht ihm eine weitere lange Haftstrafe. Bei dem Prozess ging es um mutmaßliche sexuelle Attacken gegen fünf Frauen zwischen 2004 und 2013 in Hotels in Beverly Hills und Los Angeles. Ihm wurden unter anderem sexuelle Gewaltanwendung, Vergewaltigung und erzwungener Oralsex zur Last gelegt.

    Die vier Klägerinnen hatten teils unter Tränen und mit drastischen Details angebliche Übergriffe von Weinstein beschrieben. Nach Darstellung von Weinsteins Verteidigern waren sexuelle Handlungen einvernehmlich oder einige der vorgebrachten Vorwürfe von den Frauen frei erfunden. Weinsteins Anwälten zufolge hätten die Klägerinnen mit dem einflussreichen Filmproduzenten Sex gehabt, um in Hollywood weiterzukommen.

    Auch Jennifer Siebel, die Frau des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom, trat als Zeugin auf. Laut der Schauspielerin wurde Weinstein 2005 in einem Hotel übergriffig, zerrte sie auf ein Bett und vergewaltigte sie. Sie habe dabei geweint, gezittert und versucht, ihn abzuwehren, sagte Siebel.

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