Das kennt wohl jeder: Sobald ein neues Handy gekauft wird, landet das alte in der Schublade und bleibt da oft auch. Rund 210 Millionen Handys liegen in deutschen Haushalten herum. Nach Angaben des Digitalverbandes Bitkom haben 87 Prozent der Bürgerinnen und Bürger ein ausrangiertes Handy daheim. Und das obwohl in ihnen ein wahrer Schatz schlummert, denn die darin enthaltenen Wertstoffe sind mitunter sehr wertvoll. Welche das sind und wie Sie Ihr Smartphone recyceln können, erfahren Sie hier.
Handy-Recycling: Diese Werkstoffe stecken in alten Handys
Diese rund 210 Millionen Handys enthalten unter anderem etwa 3,4 Tonnen Gold, 1300 Tonnen Kupfer und 520 Tonnen Nickel, wie eine Untersuchung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ergeben hat.
Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat errechnet, dass die Metalle in den ungenutzten Handys etwa 240 Millionen Euro wert sind. Im Jahr 2021 wurden Smartphones mit einem Materialwert von 23,5 Millionen Euro verkauft. Diese Handys würden den Materialbedarf für neue Handys für mehr als zehn Jahre decken. Allerdings geben die Forscherinnen auch zu bedenken, dass die Realität anders aussehe, "da nicht alle Schubladenhandys dem Recycling zugeführt werden und außerdem komplett recycelbar sind".
Laut einer Untersuchung von Britta Bookhagen von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) besteht ein Smartphone durchschnittlich aus 45 Prozent Metall, 32 Prozent Glas, 17 Prozent Kunststoff und sechs Prozent aus anderen Materialen.
Insgesamt stecken in einem Handy rund 30 Metalle. Darunter sind Silber, Gold, Platin, Kupfer, Aluminium, Eisen und Palladium. Aber auch Kobalt, Lithium, Tantal, Wolfram, Gallium, Germanium, Indium, Niob, Neodym und Zinn sowie Metalle der Platingruppe und seltene Erden sind enthalten. Diese sieben Stoffe wurden 2014 als sogenannte "kritische Rohstoffe" und seltene Metalle von der EU-Kommission eingestuft. Diese werden weltweit immer knapper. Seltene Erden, die im Smartphone verbaut werden sind unter anderem Cer und Neodym.
Nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaft und Rohstoffe sind die Metalle folgendermaßen verbaut:
- Touchscreen: Indium, Silizium, Zinn
- SIM-Kontakte: Gold
- Abdeckungen im Inneren: Aluminium, Zinn
- Leiterbahnen: Gold, Kupfer
- Magnete in Lautsprechern: Dysprosium, Eisen, Neodym, Praseodym
- Magnete in der Kamera: Dysprosium, Eisen, Neodym, Praseodym
- Vibrationsmotor: Wolfram, Dysprosium, Eisen, Neodym, Molybdän
- Schrauben: Eisen
- Akku: Lithium, Kupfer, Nickel, Mangan, Gold
- Leiterplatte: Gold, Silber, Chrom, Kupfer, Palladium, Silizium, Tantal, Titan
- Gehäuse: Aluminium, Magnesium
Die nicht genutzten alten Handys zählen zur sogenannten urbanen Mine. Das sind die Rohstoffvorkommen, die in bereits genutzten Produkten vorkommen. Also: „Alle Güter, die wir Menschen jemals geschaffen haben“, sagt Britta Bookhagen. Urbane Minen sind neben alten Smartphones etwa auch Autos, Häuser, Waschmaschinen und Brücken.
Die Rohstoffe in den Handys können nur wiederverwendet werden, wenn sie recycelt werden. Es werden vor allem Gold, Silber, Kupfer und Palladium recycelt. Für andere Stoffe wie Gallium, Indium und seltene Erden sind effiziente Verfahren noch nicht ausreichend entwickelt.
Wo kann man alte Smartphones entsorgen?
Alte Handys sollten ihr Dasein nicht in Schubladen verbringen, sondern genutzt werden. Wenn die Mobiltelefone noch funktionstüchtig sind, dann kann man diese weiterverkaufen. So werden Ressourcen für neue Handys geschont. Das ist entweder privat, etwa durch Ebay und Ebay Kleinanzeigen möglich oder durch spezielle Anbieter vor Ort oder online. Letztere sind zum Beispiel Rebuy, Wirkaufens, MySwoop, Clevertronic oder Duverkaufst.
Möglich ist auch das ungenutzte Handy zu spenden. Das ist bei verschiedenen Organisationen möglich, die mit den alten Mobiltelefonen ihre Projekte mitfinanzieren. Dazu zählen beispielsweise der Naturschutzbund, die Deutsche Umwelthilfe, Caritas, Pro Wildlife sowie der Landesbund für Vogelschutz in Bayern.
Seit 2016 müssen Elektro-Kleingeräte von größeren Händlern sowie Online-Shops angenommen werden. Und auch Supermärkte und Discounter sind dazu seit Juli 2022 unter bestimmten Umständen verpflichtet. Auch bei Wertstoffhöfen können Handys abgegeben werden. Media-Markt hat sogar eigene Smartphone-Automaten, die den Wert des Handys ermitteln. So kann man auch noch etwas Geld für das alte Gerät bekommen. Wichtig ist: Ist das Handy kaputt, sollte es auf keinen Fall in der eigenen Mülltonne landen.
Für welchen Weg man sich auch entscheidet: Alle Daten sollten gelöscht werden, bevor das Handy abgegeben wird. Dabei reicht es nicht das Handy auf Werkeinstellungen zurückzusetzten. Vielmehr sollten alle Daten manuell gelöscht werden.