Was ist unterhaltsamer: Mit Ehrfurcht Menschen zuzusehen, die dank großen Wissens bei Günther Jauch reich werden? Oder mit Schadenfreude diejenigen zu beobachten, die an den banalsten Fragen scheitern? Dieses Mitfiebern und das Mitraten hat " Wer wird Millionär?" jedenfalls zur erfolgreichsten deutschsprachigen Quizsendung gemacht. Für den 55-jährigen Jauch ist auch nach der tausendsten Sendung an diesem Freitag kein Ende absehbar.
Am 3. September 1999 ging Jauch zum ersten Mal mit der aus England adaptierten Show auf Sendung. Damals gab es noch die D-Mark, die bis dahin beliebteste deutsche Quiz-Show war "Der große Preis" mit Wim Thoelke, der damals schon längst eingestellt war. "Ich kann Ihnen soviel verraten, es wird so spannend werden und so unberechenbar, dass wirklich der notorische Schulabbrecher hier die Chance zu einem glanzvollen Comeback hat und Nachfahren Einsteins hier schrecklich versagen können", begrüßte Jauch damals die Zuschauer.
Diese Freude der Zuschauer an Glanz oder Untergang der Kandidaten kombiniert mit der eigenen Ratelust war ein Konzept, das allerdings leichte Startschwierigkeiten hatte. Die erste Sendung wollten nur 3,62 Millionen Menschen sehen, in der zweiten Sendung sank die Zuschauerzahl sogar noch mal. Doch bald lagen die Zuschauerzahlen in Spitzenzeiten im zweistelligen Millionenbereich. Mit zuletzt im Jahresdurchschnitt 6,7 Millionen Zuschauern ist "Wer wird Millionär?" unangefochten die beliebteste Quizshow.
Im Dezember 2000 gab es den ersten Millionär
Und die Sendung gehört zu den wenigen, von denen viele Menschen einzelne Episoden erzählen können. Mit das bekannteste Gesicht ist der Geschichtsprofessor Eckhard Freise. Er gewann am 2. Dezember 2000 die erste Million - damals noch in D-Mark - weil er wusste, dass Tenzing Norgay mit Edmund Hillary 1953 den Mount Everest erklommen hat. Vermutlich hätten einige die Antwort gewusst. Aber genau dieser Gedanke, "Mensch, das hätte ich auch gewusst", fesselt.
Zehn Fakten zu RTL
Der Fernsehsender RTL Television gehört zur Mediengruppe RTL Deutschland. Diese zählt zu den größten Medienunternehmen des Landes. Täglich werden über die unterschiedlichen Angebote laut eigener Aussage rund 30 Millionen Menschen erreicht.
RTL ist ein Privatsender und hat seinen Sitz mittlerweile in Köln.
Ursprünglich hieß der Sender RTL plus und war in Luxemburg angesiedelt. Der Sendebetrieb wurde 1984 aufgenommen. Anfangs gab es nur ein Abendprogramm.
Der Auftakt fand in der Villa Louvigny statt. Chefarzt Rainer Holbe begleitete die Geburt eines Fernsehgerätes. Der Bildschirm zeigte das Logo des Senders.
Die erste regelmäßige Sendung war die "7 vor 7 - Newsshow". Hans Meiser und Geert Müller-Gerbes waren die Gesichter der ersten Stunde.
1988 ersetzte die Nachrichtensendung "RTL aktuell" die "7 vor 7 - Newsshow".
In den 90er Jahren kam es zu einer radikalen Amerikanisierung von Inhalten und Sendeformaten. Seinen bislang höchsten Marktanteil erreichte der Sender 1993 (18.9%).
In den letzten Jahren wurde wiederholt die Glaubwürdigkeit einzelner Sendeformate in Frage gestellt. Manche, wie beispielsweise "Bauer sucht Frau", wurden als Dokumentationen ausgegeben, obwohl es sich tatsächlich um Fiktion handelte (Scripted Reality).
Seit 3. September 1999 wird die Quizshow "Wer wird Millionär?" ausgestrahlt. Die von Günter Jauch moderierte Sendung läuft seither mit sehr großem Erfolg. Wer bei der Aufzeichnung im Studio dabei sein will, muss sich knapp 2 Jahre vorher anmelden.
Sehr viele Zuschauer erzielt auch die Casingshow "Deutschland sucht den Superstar". Seit 9. November 2002 wählt die Jury um Dieter Bohlen aus zahlreichen Bewerbern die vielversprechendsten Talente aus. Anschließend entscheiden die Zuschauer. Berühmt-berüchtigt sind Bohlens bissige Kommentare.
Insgesamt gab es erst zehn Mal die richtige Antwort auf die Millionenfrage - drei Mal davon in den Sonderausgaben mit Prominenten. Unter den sieben Millionären aus dem einfachen Publikum sind neben Professor Freise eine Hausfrau, zwei Studenten, eine Ärztin, ein Aufzugsmonteur und ein Café-Besitzer - also eine gesunde Mischung aus Menschen von nebenan. Laut Jauch haben alle Millionäre aber gemeinsam, dass sie ein Zocker-Gen besitzen und sich auch bei Unsicherheit für eine Antwort entschieden - die eher ängstlichen Kandidaten täten sich schwerer.
Beim Scheitern ist die Schadenfreude natürlich umso größer, wenn die Kandidaten gebildet sind. So ging ein Student leer aus, weil er bei der Suche nach einem nuschelnden Schauspieler auf Paul Motzki statt Hans Moser tippte. Ein Doktorand ging ebenfalls leer aus - als Atemwegserkrankung vermutete er Andershoesch statt Pseudokrupp. Und zuletzt entschied sich ausgerechnet eine Wirtschaftsstudentin bei der Frage nach dem Rezept für die Rettung von Schuldenstaaten für den Milliarden-Schalter statt den Billionen-Hebel.
Wer wird Millionär: Verräterische Mimik von Jauch
Manchem wäre geholfen, wenn er vor solch einer Antwort Jauch ansieht. Denn immer wieder zeigt dieser eine verräterische Mimik. Doch manchmal hilft selbst Klartext nicht. Als Jauch einer noch mit vier Jokern glänzend im Rennen liegenden Kandidatin helfen wollte, ließ diese sich nicht reinreden. Selbst als Jauch wegen seiner vergeblichen Hilfsversuche ein böses "Gier frisst Hirn" ausstieß, wich die Kandidatin nicht von ihrer falschen Antwort ab - statt mit hunderttausenden ging sie mit 500 Euro nach Hause.
Jauch sagt, er sei zuweilen "hart aber ungerecht. Wie es jeder von uns im richtigen Leben auch erlebt." Ein Ende des selbst zum Multimillionär gewordenen Moderators bei "Wer wird Millionär?" ist nicht absehbar. In Kombination aus Langlebigkeit, Häufigkeit und Einschaltquote habe er nach dem Rückzug von Thomas Gottschalk bei "Wetten, dass..?" die aktuell erfolgreichste Sendung im deutschen Fernsehen. "Wenn ich so lange wie Thomas dabei bleibe, haben wir gerade erst die Halbzeit erreicht." AZ, afp