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Günther Jauch in der ARD: Braver Polit-Plausch aus der Tupper-Box

Günther Jauch in der ARD

Braver Polit-Plausch aus der Tupper-Box

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    Günther Jauch in seinem neuen Studio.
    Günther Jauch in seinem neuen Studio. Foto: dpa

    "Zehn Jahre 11. September - War es richtig in den Krieg zu ziehen?", lautete Jauchs Thema, der am Sonntag nach dem Tatort seine Premiere als Nachfolger von Anne Will in der ARD gab. Zum Start als Polit-Talker versammelte der frühere "stern TV"-Moderator eine durchaus illustre Runde um sich: Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner, Autorin Elke Heidenreich, Afghanistan-Experte Jürgen Todenhöfer, der frühere Verteidigungsminister Peter Struck und Jürgen Klinsmann, seines Zeichens mittlerweile Trainer der US-Fußball-Nationalmannschaft, sollten auf Jauchs orange-roten Sesseln streiten, zumindest aber diskutieren.

    Zumindest Letzteres geschah tatsächlich, wenn auch eher brav. Wer glaubte, Jauch könnte sich gleich zur Premiere als Krawall-Schlichter empfehlen, sah sich schon nach wenigen Minuten eines Besseren belehrt. Gab es das Thema nicht her? Oder, wahrscheinlicher, gaben es die Gäste nicht her? Alle Versuche, so etwas wie Kontroversen in die Talkshow zu bringen, liefen jedenfalls ziemlich schnell ins Leere.   

    Dass die USA nach den Anschlägen des 11. September das Recht hatten, die Terroristen zu bekämpfen, das mochten nicht einmal Elke Heidenreich und Autor Todenhöfer ernsthaft bestreiten. Wenn auch mit Einschränkung: "Terroristen jagt man mit Spezialkommandos und nicht, indem man ein Land bombardiert." Wer will dem widersprechen?

    So plätscherte Jauchs Premieren-Show dahin in einem Studio, das einer orange-roten, halb transparenten Tupper-Box glich - und ein wenig der Berliner Reichtagskuppel.

    Moderator Günther Jauch selbst war absolut souverän. Von Nervosität keine Spur, präsentierte er sich in der Runde als freundlicher Stichwort-Geber, ließ seine Gäste höflich aussprechen, fiel niemandem ins Wort. Warum auch? Fast schien es, als hätten Redaktion und Gäste beschlossen, den neuen Talkshow-König der ARD keinesfalls zu sehr fordern zu wollen. Schade eigentlich. Jauch in seinem dunkelblauen Anzug und der hellblauen, dezent gemusterten Krawatte, spulte so sein Programm ab, wie er es Jahre lang schon bei "stern TV" in RTL getan hatte - ruhig und unaufgeregt, aber auch nicht sonderlich mitreißend. "Solide" trifft es wohl am ehesten.

    "Schmerz kann nicht alles im Leben sein"

    Zum Höhepunkt der Sendung wurde so der Auftritt einer starken Frau: der Mutter eines in Afghanistan gefallenen, jungen Soldaten. Berührend wie beeindruckend war es, als sie erzählte. Wie eines Tages ein Mann in Uniform und ein Militärgeistlicher vor ihrer Haustür standen. "Da weiß man sofort, was ist." Oder, dass sie keinen Hass gegen den Mörder ihres Sohnes empfinde. Der afghanische Attentäter sei auch erst 19 Jahre alt gewesen. Wer wisse schon, was dieser junge Mann in seinem Leben erlebt habe. Da scheint selbst Jauch, der sich in diesen Momenten als einfühlsamer Moderator beweist,  zu staunen. Wie sie das denn alles so nüchtern reflektieren könne, fragt er. "Schmerz kann nicht alles im Leben sein", sagt die tapfere Frau.

    Was bleibt von diesem Abend? Ja, Günther Jauch kann sich am Sonntagabend als Polit-Talker und Nachfolger von Anne Will durchaus behaupten. Doch es bleibt Luft nach oben. "Hart aber fair" morgen wird es wohl wieder zeigen. 

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