„Wiedervereint für Granny“ titelte die Boulevardzeitung Sunday Express, „Waffenstillstand der Prinzen zu Ehren der Königin“ die Sonntagszeitung The Sunday Times. Anlass für diese Euphorie gab ein in der Tat unverhofftes Zusammentreffen am Samstag. William und Catherine sowie Meghan und Harry schritten Seite an Seite die Auffahrt von Schloss Windsor entlang, redeten mit den Menschen und schüttelten Hände. Die Wiedervereinigung der „Fab Four“, wie es manche in Anlehnung an die Beatles (als Quartett) nannten, verdrängte sogar die offizielle Ausrufung von King Charles III. aus den Schlagzeilen.
Die Szenen nährten Hoffnungen. Könnte es nach den Streitereien der vergangenen Jahre angesichts des Todes der Queen zu einer Versöhnung zwischen den Brüdern kommen? Wer sie genauer studierte, bekam Zweifel. Denn vor allem Catherine und Meghan hielten weiterhin großen Abstand. „Das ist keine Versöhnung“, kommentierte ein Königshaus-Experte. Es habe sich bei dem gemeinsamen Auftritt um eine spontane Idee von William gehandelt, ihrer Großmutter zuliebe. Es steht wohl außer Frage, dass sich Königin Elizabeth II. sehr über diese Szene gefreut hätte.
Prinz Harry will eine Biografie veröffentlichen
Meghan und Harry haben sich vor über zwei Jahren aus dem engeren Kreis der Königsfamilie losgesagt und leben inzwischen mit ihren beiden Kindern im kalifornischen Santa Barbara. Seitdem machten sie immer wieder mit provokanten Bemerkungen auf sich aufmerksam. In einem Interview mit der Talkshow-Ikone Oprah Winfrey im Frühjahr 2021 warfen sie dem Palast Rassismus und mangelnde Unterstützung vor. Im April dieses Jahres sorgte Harry mit der provokanten Aussage für Furore, dass er mit seinem Besuch bei der Queen habe sicherstellen wollen, dass sie „die richtigen Leute um sich hat“. Ende des Jahres will er eine Biografie veröffentlichen, die erneut für Spannungen sorgen könnte, fürchten viele.
Das Paar ist in Großbritannien höchst umstritten, gilt als tickende Zeitbombe. Erneut begegnen werden sich Meghan und Harry sowie William und Catherine wohl im Rahmen der Beerdigung der Queen. Diese findet in einer Woche, am 19. September, statt.
Die Königin wird auf Schloss Windsor beigesetzt
Nach einer Trauerfeier in der Kathedrale Westminster Abbey wird der Sarg in einer Prozession zum Wellington Arch gebracht. Mit dem königlichen Leichenwagen wird er dann in einer Prozession zur St.-Georgs-Kapelle auf dem Gelände von Schloss Windsor gebracht. Dort wird die Königin beigesetzt. Bis dahin befindet sich das Land in Staatstrauer, viele Museen und Touristenattraktionen sind geschlossen. Selbst das Parlament legte seine Arbeit nieder.
Gestern wurde der Sarg mit der Queen zunächst von Schloss Balmoral nach Edinburgh in Schottland gebracht. Zu beobachten, wie sich die Wagenkolonne durch die saftig-grüne schottische Landschaft schlängelte, hatte für viele Britinnen und Briten etwas Tröstliches. Schließlich liebte die Queen diesen Teil des Landes. Nirgends verbrachte sie den Sommer lieber als auf dem Schloss in Aberdeenshire.
Queen Elisabeth II. liebte Schottland
Die Queen starb somit dort, wo sie sich auch in ihrem Leben gerne aufgehalten hat. Für die Strecke Richtung Süden, die mit dem Auto eigentlich rund zweieinhalb Stunden dauert, wurden zuvor sechs veranschlagt. Dieser bewusst gewählte Umweg, der unter anderem durch die Städte Aberdeen und Dundee führte, gab den Menschen im Norden des Landes die Gelegenheit, sich von der Monarchin zu verabschieden.
Während Bilder von der Wagenkolone über die Fernsehbildschirme übertragen wurden, erzählten kundige Experten Anekdoten aus dem Leben der Queen. So habe einer ihrer Leibwächter einst von einer Begegnung mit einem US-amerikanischen Paar auf Balmoral erzählt. Sie wollten von der Monarchin, die sie augenscheinlich nicht erkannten, wissen, ob die schon lange hier wohne, womöglich mal die Queen getroffen habe. Diese habe wie aus der Pistole geschossen geantwortet: „Ich nicht, aber er“ – und deutete auf ihren Leibwächter. Es sind Geschichten wie diese, die die Menschen in diesen Tagen trotz der Trauer auch zum Lachen bringen.