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Großbritannien: Von der Ehebrecherin zur künftigen Queen: Wie Camilla der Image-Wandel glückte

Großbritannien

Von der Ehebrecherin zur künftigen Queen: Wie Camilla der Image-Wandel glückte

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    Camilla, Herzogin von Cornwall, kürzlich während eines Empfangs.
    Camilla, Herzogin von Cornwall, kürzlich während eines Empfangs. Foto: Eddie Mulholland/Daily Telegraph/PA Wire, dpa

    Es ist ein ikonisches Foto von Camilla und Charles, geschossen in den 1970er Jahren. Er trägt ein rot-weißes Polo-Shirt, sie ein rotes Oberteil. Sie stehen sich gegenüber, hinter ihnen ein Baumstamm, in dem Paare ihre Initialen eingeritzt haben. Sie scheinen in ein Gespräch vertieft. Das Bemerkenswerteste an dem Schnappschuss: Camillas Haltung. Sie wirkt gelassen und kommuniziert mit dem britischen Thronfolger auf Augenhöhe.

    Es sei genau das gewesen, was er an ihr geschätzt habe, schreibt Penny Junor in ihrem Buch „The Duchess – The Untold Story“. Sie sei nie eingeschüchtert gewesen, habe ihn nicht angehimmelt. Bekanntlich entschied sich Prinz Charles später dennoch für eine andere: Diana Spencer. 1981 heiratete er „Lady Di“. Und Camilla Parker Bowles wurde als „Rottweiler“ verspottet. Und für das Scheitern der Ehe von Charles mit Diana verantwortlich gemacht.

    Einst wurde Camilla als "Rottweiler" verspottet - solche Bösartigkeiten sind längst Geschichte

    Diese Bösartigkeit ihr gegenüber ist Geschichte. Die zweite Ehefrau von Charles wird inzwischen von den Briten überaus geschätzt. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov ist sie beliebter als Prinz Harry und Herzogin Meghan, die allerdings dem Königshaus den Rücken kehrten und von den USA aus die Royals mit reichlich Vorwürfen eindecken.

    Camillas Image-Wandel jedenfalls ist erstaunlich. Wie er möglich wurde, erklärt Kulturwissenschaftlerin Imke Polland-Schmandt, die an der Universität Gießen zum Bild der Royals in den britischen Medien forscht: „Die Monarchie ist eine Medienmonarchie“, sagt sie. Jedes Mitglied der Familie habe eine bestimmte Rolle in der Öffentlichkeit zu erfüllen. Und so habe man für Camilla ein neues Image erschaffen.

    Ihren Ruf maßgeblich verbessert habe ihre Wohltätigkeitsarbeit, sagt Pauline Maclaran, Marketing- und Verbraucherforscherin an der Royal Holloway Universität in London, die sich in ihrem Buch „Royal Fever“ (königliches Feuer) intensiv mit der königlichen Familie befasst hat. Geholfen habe Camilla auch, dass sie zurückhaltend sei und Kontroversen vermeide. „Frauen, die sich in den Vordergrund drängen, haben es in der königlichen Familie schwer“, sagt sie. Das habe man zuletzt bei Herzogin Meghan beobachten können. Außerdem habe Camilla an ihrem Stil gearbeitet. Früher habe sie als altmodisch gegolten, heute achte sie sehr auf Frisur und Kleidung.

    Camilla gilt inzwischen als Vorbild - insbesondere für Frauen in ihrem Alter

    Auch das kommt an: So lobte die britische Presse Camilla erst vor wenigen Tagen für ein Kleid in leuchtendem Blau, dass sie bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung für junge Gründerinnen trug. „Die Herzogin von Cornwall sah wie immer elegant aus“, befand das Magazin Hello!. Die 1947 geborene Camilla ist zu einem Vorbild geworden – insbesondere für Frauen in ihrem Alter.

    Alles wäre bestens, würde nicht die Netflix-Serie „The Crown“, die die Geschichte des britischen Königshauses seit den 1940er Jahren erzählt, längst überwunden Geglaubtes wieder in die Gegenwart holen. Jene Zeiten, in denen Camilla als „Anti-Heldin“ wahrgenommen worden sei, wie es Imke Polland-Schmandt formuliert. In der Öffentlichkeit war dieses Bild von ihr auch durch ein – höchst umstrittenes – Interview entstanden, das Diana 1995 der BBC gegeben hatte. Darin schilderte sie den Einfluss von Camilla auf ihre Beziehung zu Charles. Vor den Kameras sprach sie von einer „Ehe zu dritt“. Es war unter anderem dieses Interview, das 1996 zur Scheidung von Charles und Diana führte. Im Sommer 1997 starb Diana dann im Alter von nur 36 Jahren nach einem Autounfall in Paris.

    Ein sichtlich glückliches Paar: Kronprinz Charles und Camilla am Tag ihrer Hochzeit in Windsor im April 2005.
    Ein sichtlich glückliches Paar: Kronprinz Charles und Camilla am Tag ihrer Hochzeit in Windsor im April 2005. Foto: Arthur Edwards, dpa

    Während die Welt um die beliebte Prinzessin von Wales trauerte, setzten Camilla und Charles ihre Beziehung fort. 2005 heirateten sie. Die Fotos von der Hochzeit vermittelten ein Bild, das Bestand hat: das eines glücklichen Paares. Damals wurde debattiert, ob Camilla Königin an der Seite eines Königs Charles werden solle. Eine Vorstellung, die vielen Briten widerstrebte. Charles schlug schließlich vor, Camilla solle dereinst nicht Königin genannt werden, sondern „Princess Consort“. Ein Titel, der in der männlichen Form für Prinz Albert eingeführt wurde. Die Debatte beruhigte sich.

    Und nach und nach versöhnten sich die Briten mit Camilla. Die zeigt sich seit Jahrzehnten nun schon öffentlich freundlich, humorvoll und direkt. Das kommt an. Der Netflix-Serie zum Trotz.

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