Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Großbritannien: Drei Wochen nach Verschwinden: Polizei bestätigt Tod der vermissten Mutter

Großbritannien

Drei Wochen nach Verschwinden: Polizei bestätigt Tod der vermissten Mutter

    • |
    Am Sonntag wurde am Wyre ein Zelt aufgestellt, nachdem in dem Fluss eine Leiche gefunden worden war. Ist es die vermisste Frau?
    Am Sonntag wurde am Wyre ein Zelt aufgestellt, nachdem in dem Fluss eine Leiche gefunden worden war. Ist es die vermisste Frau? Foto: Jason Roberts, PA Wire/dpa

    Es ist das Ende einer wochenlangen, verzweifelten Suche: Bei der Leiche, die am Wochenende im Fluss Wyre im Nordwesten Englands zufällig von Spaziergängern entdeckt wurde, handelt es sich um die 45-jährige Nicola Bulley, wie die Polizei am Montag bestätigte.

    Gefunden wurde sie nur etwas mehr als einen Kilometer von jenem Ort entfernt, wo sie vor rund drei Wochen auf mysteriöse Weise verschwand, obwohl auch dort von der Polizei nach ihr gesucht wurde. „Unsere schlimmsten Befürchtungen sind bestätigt worden”, verlas Polizistin Pauline Staples im Rahmen einer Pressekonferenz am Montagabend aus einer Erklärung der Familie der Verstorbenen. Diese beklagte, dass Medien den Lebenspartner der Verstorbenen beschuldigt hatten, etwas mit dem Verschwinden der zweifachen Mutter zu tun gehabt zu haben, und forderten, dass ihre Privatsphäre nun respektiert wird. Das Statement schloss mit dem Satz: „Nikki, nun bist du keine Vermisste mehr. Du wurdest gefunden, jetzt kannst du deine Ruhe finden."

    Verschwundene Britin:  Lebensgefährte kritisierte das Vorgehen der Polizei

    Seit dem Verschwinden der zweifachen Mutter hielt der Vermisstenfall das ganze Königreich in Atem. Tatsächlich schien Bulley seit dem 27. Januar wie vom Erdboden verschluckt. Die Finanzberaterin brachte an jenem Tag ihr neun und sechs Jahre alten Töchter in die Schule. Danach ging sie mit ihrem Hund Willow am Fluss nahe der Ortschaft St. Michael's on Wyre spazieren. Auch dort wurde sie noch einmal gesehen. Alles schien normal, berichteten Zeugen. Kurze Zeit später jedoch wurde der Springer Spaniel entdeckt. Er wirkte verstört. Auf einer Parkbank neben dem Bachlauf eines Flusses lag ihr Smartphone. Es war noch eingewählt in eine Arbeitskonferenz. Von der 45-Jährigen jedoch fehlte jede Spur.

    Die Polizei ging lange davon aus, dass Bulley in den Fluss Wyre gefallen und ertrunken ist, als sie einen Tennisball ihres Hundes aus dem Wasser holen wollte. Sie sei vermutlich von ihrer schweren Kleidung heruntergezogen worden, hieß es. Doch ihr Lebensgefährte und der Vater ihrer Kinder, Paul Ansell, glaubte nicht an diese Theorie und zeigte sich unzufrieden mit dem Vorgehen der Behörde. Er meldete sich in zahlreichen Interviews zu Wort und forderte, die Suche auszuweiten. Die Ermittlungen bezeichnete er als schleppend und unmotiviert.

    Massive Kritik: Polizei macht Alkoholsucht der Vermissten öffentlich

    Massiv in die Kritik geriet die Polizei dann vergangene Woche. Die Beamten machten öffentlich, dass Bulley wohl unter einer Alkoholsucht litt, die durch Probleme mit den Wechseljahren verursacht worden sei. Frauenrechtler betonten, dass dadurch das Vertrauen in die britische Polizei erneut erschüttert würde. „Würden die Informationen zum Fortpflanzungsstatus eines Mannes ebenso veröffentlicht?“, fragte Zoe Billingham, die sich mit Gewalt gegen Frauen befasst.  Auch Premierminister Rishi Sunak äußerte sich besorgt.

    Die Polizei rechtfertigte den Schritt damit, wilden Spekulationen um das Verschwinden der 45-Jährigen einen Riegel vorschieben zu wollen. Die Theorien um den Fall hätten zwar für große Aufmerksamkeit gesorgt, jedoch damit jedoch auch von den Bemühungen der Polizei, sie zu finden, erheblich abgelenkt, betonten die Beamten. „In 29 Jahren Polizeidienst habe ich so etwas noch nie gesehen. Einiges davon war ziemlich schockierend und sehr verletzend für die Familie“, sagte die leitende Ermittlungsbeamte Rebecca Smith vergangene Woche.

    Der Fall sorgte für viele Spekulationen

    Tatsächlich besuchten viele Gaffer, Amateurdetektive und solche, die Videos in den sozialen Medien veröffentlichen, den Ort ihres Verschwindens. Vor einigen Tagen erhielt ein YouTuber, der nach Bulley suchte, einen Bußgeldbescheid. Er hatte eine Reihe von Videos auf TikTok gepostet. Im Fall Bulley gab es, wie oft bei Vermisstenfällen oder ungeklärten Verbrechen, wenig Informationen, betonten Experten. Dieses Vakuum habe zu Spekulationen in der Öffentlichkeit geführt. Jetzt muss sich die Polizei eine weitere Frage beantworten: Warum wurde ihre Leiche nicht früher gefunden?

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden