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Großbritannien: Fasching in England: Ein Königreich für einen Pfannkuchen

Großbritannien

Fasching in England: Ein Königreich für einen Pfannkuchen

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    Engländer feiern am Faschingsdienstag den Pancake Day.
    Engländer feiern am Faschingsdienstag den Pancake Day. Foto:  Jens Schierenbeck, dpa

    Wer in London ausgiebig Karneval feiern will, muss sich noch etwas gedulden. Denn der berühmte Notting Hill Carnival, eine bunte Parade mit Hunderttausenden Teilnehmern und Zuschauern, findet erst im August statt. Und das, obwohl Briten dafür bekannt sind, sogar im Winter in kurzen Hosen herumzulaufen. Eigentlich gute Voraussetzungen für Umzüge im Freien.

    Dafür pflegen die Engländer im Frühjahr eine Karnevalstradition der besonderen Art: den Pancake Day. Er fällt in diesem Jahr auf den heutigen Dienstag und dreht sich, wie der Name schon sagt, um Pfannkuchen. Am Tag vor Aschermittwoch werden somit auch auf der Insel fettreiche Lebensmittel wie Milch oder Butter vor Beginn der christlichen Fastenzeit aufgebraucht und die Briten dürfen sich noch einmal so richtig den Bauch vollschlagen, so die Tradition.

    Pancake Day ist eine Karnevalstradition in England

    Dabei war offenbar auch die am 8. September 2022 verstorbene Königin Elizabeth II. ein Profi in der Zubereitung der nahrhaften Süßspeise. Im Jahr 1960 schickte sie nach einem Treffen mit dem früheren US-amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower auf Schloss Balmoral in Schottland „wie versprochen“ ein Rezept an den Politiker. Es war eine mit einer Schreibmaschine getippte Anleitung für sogenannte „Drop Scones“, die neben Milch, Mehl, Eiern und Zucker laut der einstigen Queen unter anderem gleich zwei volle Esslöffel geschmolzene Butter enthalten sollen. Das Rezept reiche für 16 Personen, ergänzte die Königin handschriftlich.

    Bei Drop Scones handelt es sich um schottische Pfannkuchen, die der amerikanischen Variante ähneln und damit eher dick sind. Sie entstehen, indem man einen dicken Klecks Teig auf eine heiße Platte fallen lässt. Nach Angaben der britischen Historikerin Mary-Anne Boermans werden sie bereits in den 1760er-Jahren in Kochbüchern erwähnt. Die heutigen Eierkuchen aus dem Norden des Landes seien kleiner, süßer und reichhaltiger als ihre englischen Pendants, sagt Boermans. Ganz gleich welche Form, die Leidenschaft der Briten für Pancakes ist ungebrochen. Rezepte zur Herstellung der Süßspeise wurden in den vergangenen Jahren auf der Insel am häufigsten im Internet gesucht.

    Die Pfannkuchenrennen finden am "Pancake Day" statt

    Am Pancake Day wird das traditionelle Gericht jedoch nicht nur gegessen, es werden außerdem Pfannkuchenrennen veranstaltet. Dabei laufen Briten in vielen Städten auf der Insel am Faschingsdienstag vor Zuschauern mit einer Bratpfanne in der Hand für einen guten Zweck um die Wette. Die besondere Herausforderung: Der Pfannkuchen muss von den Teilnehmern währenddessen mehrmals in die Luft geworfen und gewendet werden, um schließlich wieder im Bräter zu landen.

    In London findet etwa ein Rennen im Hof der Guildhall, einem historischen Gebäude in der City of London im Herzen der Metropole, statt. Daran nehmen Mitglieder von Zünften, die an der Herstellung von Pfannkuchen beteiligt sind, in ihren traditionellen Gewändern teil: von Geflügelzüchtern über Obsthändler bis zum Messerschmied. Das siegreiche Viererteam erhält eine Bratpfanne.

    Der Legende nach entstand die Tradition der Pfannkuchenrennen Mitte des 15. Jahrhunderts in Olney in der englischen Grafschaft Buckinghamshire. Dort soll eine Frau gerade Eierkuchen gebacken haben, als sie die Glocken hörte, die zum Gottesdienst riefen. Sie soll kurzerhand mit Schürze und Pfanne zur Kirche gerannt sein – und begründete damit eine Tradition, die bis heute anhält. Das Pancake Race in Olney ist legendär. Nur Frauen, die in der Stadt wohnen, dürfen teilnehmen. Und Schürze ist Pflicht.

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