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Englands beliebtester Baum illegal gefällt: Prozess gegen zwei Männer beginnt.

Großbritannien

Der große Ärger um den „Robin-Hood-Baum“ landet vor Gericht

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    Der illegal gefällte Berg-Ahorn-Baum am Hadrianswall in Northumberland im September 2023. Der Vorfall löste in Großbritannien große Betroffenheit aus.
    Der illegal gefällte Berg-Ahorn-Baum am Hadrianswall in Northumberland im September 2023. Der Vorfall löste in Großbritannien große Betroffenheit aus. Foto: Owen Humphreys, PA Wire, dpa

    Plötzlich stand er nicht mehr, der rund 15 Meter hohe und etwa 150 Jahre alte Berg-Ahorn-Baum, der nicht zuletzt wegen seiner spektakulären Lage zwischen zwei Hügeln im Norden Englands eines der beliebtesten Fotomotive des Landes war. Am Morgen des 28. September 2023 verbreitete sich rasch die Nachricht, dass er über Nacht illegal gefällt worden war. Auf Ungläubigkeit folgte Entsetzen. An diesem Montag beginnt der Prozess gegen zwei Männer, die das regionale Wahrzeichen beseitigt haben sollen.

    Briten haben eine hohe Affinität zu alten Bäumen. Und dieser Baum stand auf der Beliebtheitsskala ganz weit oben. Seine Zerstörung war ein besonders schmerzlicher Verlust. Hier hatten Paare geheiratet, hier hatten Trauernde die Asche eines geliebten Verstorbenen verstreut. Weltweit bekannt wurde der Baum schließlich durch eine Szene im Kinofilm „Robin Hood – König der Diebe“ mit Kevin Costner und Morgan Freeman aus dem Jahr 1991. Sie brachte dem regionalen Wahrzeichen den Namen „Robin-Hood-Baum“ ein.

    Der Regisseur von „Robin Hood“ bezeichnete die Tat als „abscheulich“

    Kevin Reynolds, der Regisseur des Films, bezeichnete die Tat als „abscheulich“. „Würde man das Taj Mahal oder die Gullfoss-Wasserfälle in Island zerstören?“, fragte er, um das Ausmaß des Verlustes zu umreißen. Die örtliche Polizei von Northumbria bezeichnete die Tat als „vorsätzlichen Vandalismus“, der nicht nur ein geliebtes Wahrzeichen zerstört, sondern auch den Hadrianswall, das alte römische Grenzbefestigungssystem, beschädigt habe.

    Auf den Schock folgten Wut und die Frage, wer das getan haben könnte. Ein Pub in der Nähe bot kurz nach der Tat Freigetränke für jeden an, der helfen konnte, das Rätsel zu lösen. Die Behörden leiteten rasch Ermittlungen ein. Ein 16-Jähriger wurde festgenommen, die Polizei stellte die Ermittlungen gegen ihn dann jedoch ein. Schnell kamen Zweifel auf, ob er es gewesen sein könnte. Die Stelle des Stammes, an der der Baum gefällt worden war, war mit weißer Sprühfarbe markiert worden, was darauf hindeutete, dass die Aktion von langer Hand geplant war.

    Im Oktober vergangenen Jahres wurden schließlich zwei Männer aus der nordenglischen Stadt Wigton verhaftet, die nun vor Gericht stehen. Ihnen wird die Beschädigung des Baumes im Wert von 622.191 Pfund (rund 750.000 Euro) zur Last gelegt. Außerdem sollen sie durch das Fällen einen Schaden in Höhe von 1144 Pfund (rund 1400 Euro) am Hadrianswall verursacht haben. Die römische Grenzbefestigung ist ein 1900 Jahre altes Monument nahe der englisch-schottischen Grenze und Teil des Unesco-Weltkulturerbes. Im Rahmen von Anhörungen im Vorfeld bestritten beide Männer die Taten begangen zu haben. Welche Beweise die Staatsanwaltschaft vorlegen wird, ist noch offen. Der Prozess am Crown Court in Newcastle upon Tyne könnte etwa zehn Tage dauern.

    Mehr als 100 Samen und 40 Setzlinge des Robin-Hood-Baumes wurden ausgebracht

    Während die Strafverfolgung in diesem Fall bald abgeschlossen sein könnte, gibt es auch darüber hinaus Grund zur Hoffnung. Denn nach der Fällung wurden mehr als 100 Samen und 40 Setzlinge des Robin-Hood-Baumes ausgebracht. Im Frühjahr war König Charles III. der Erste, der einen Sycamore-Gap-Tree-Setzling erhielt. Kürzlich gab der National Trust, eine gemeinnützige Organisation, die sich dem Schutz und der Erhaltung historischer Gebäude und Naturgebiete widmet, die Empfänger von 49 weiteren saftig grünen Setzlingen bekannt. Sie tragen den Namen „Trees of Hope“ (Bäume der Hoffnung).

    Ein Baum geht etwa an ein Kinderkrankenhaus in Liverpool, ein anderer an ein Zentrum für spezielle Nervenerkrankungen, das zu Ehren des englischen Rugby-Stars Rob Burrow in Leeds eröffnet wird. Der berühmte Sportler starb im Juni, nachdem bei ihm vor einigen Jahren eine Motoneuronerkrankung diagnostiziert worden war. „Dieser ,Baum der Hoffnung‘ spiegelt unseren Kampf wider und wird unsere Familien daran erinnern, dass es möglich ist, erneut auf die Beine zu kommen, selbst wenn man am Boden liegt“, sagte Lindsay Burrow, die Witwe des Sportlers. Er stehe für „Erneuerung, Regeneration und die Fähigkeit, sich weiterzuentwickeln“.

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