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Griechenland: Verdacht der Steuerhinterziehung: Böses Erwachen nach Hochzeitsfest

Griechenland

Verdacht der Steuerhinterziehung: Böses Erwachen nach Hochzeitsfest

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    Gäste schwärmten von der "Hochzeit des Jahres". Auch für das Finanzamt sollte es ein Fest werden.
    Gäste schwärmten von der "Hochzeit des Jahres". Auch für das Finanzamt sollte es ein Fest werden. Foto: Christoph Soeder, dpa (Symbolbild)

    Nichts fehlte bei der Hochzeit, die das Paar auf einem Landsitz bei Athen feierte: Schaumwein und Drinks flossen in Strömen. Ein prominenter DJ legte auf. Ein bekannter griechischer Popsänger gab Live-Darbietungen. Und das exquisite Kleid der Braut sorgte für Aufsehen. Gäste schwärmten von der "Hochzeit des Jahres". Auch für das Finanzamt sollte es ein Fest werden.

    Denn das Brautpaar hatte Fotos und Videos von der Feier bei Instagram gepostet. Dort erregten die Bilder das Interesse einer Spezialeinheit der griechischen Steuerfahndung. Das siebenköpfige Team durchforstet Tag für Tag soziale Medien wie Facebook, X, Instagram und Tiktok auf der Suche nach Steuersündern. Manch einer verheimlicht seinen Lebensstil schließlich vor dem Fiskus, kann es aber nicht lassen, Fotos von der teuren Kreuzfahrt oder dem neuen Sportwagen in sozialen Medien zu verbreiten.

    Griechenland hält bei der Steuerhinterziehung einen traurigen Rekord

    In der EU hält Griechenland bei der Steuerhinterziehung einen traurigen Rekord. Das Ausmaß der Schattenwirtschaft – so nennt man die wirtschaftlichen Aktivitäten und Finanztransaktionen, die dem Staat nicht gemeldet werden – wird für 2023 auf 21,7 Prozent des offiziell ermittelten Bruttoinlandsprodukts veranschlagt. Nur in Italien ist nach Angaben des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung der Anteil der Schattenwirtschaft mit 21,8 Prozent etwa gleich hoch. In Deutschland sind es 10,2 Prozent.

    Die Hochzeitsfeier auf dem Landgut bei Athen ist ein gutes Beispiel für das Ausmaß der Steuerhinterziehung in Griechenland. Die Steuerfahnder nahmen alle Beteiligten unter die Lupe, vom Cateringunternehmen über den DJ bis hin zum Modegeschäft, in dem das Brautkleid maßgeschneidert wurde. Das Ergebnis: Fast keiner der Beteiligten versteuerte seine Einnahmen.

    Der DJ meldete für 2020 bis 2022 Monatseinkommen von jeweils 170 bis 250 Euro

    Der Hochzeitsplaner, der das Fest organisierte, war beim Finanzamt bisher nicht gemeldet. Der Schneider stellte keine Quittung für das Brautkleid aus. Sein Unternehmen hatte dem Fiskus seit 2018 ausschließlich Verluste mitgeteilt – in einer Höhe von insgesamt 160.000 Euro. Auch der Lieferant der Hochzeitstorte will seit 2019 nur Verluste erwirtschaftet haben und zahlte infolgedessen gar keine Steuern. Der Juwelier, bei dem das Brautpaar die Ringe kaufte, hat dem Fiskus seit 2017 lediglich Einnahmen von insgesamt 3000 Euro gemeldet. Der Popsänger will kostenlos aufgetreten sein, der DJ meldete für 2020 bis 2022 Monatseinkommen von jeweils 170 bis 250 Euro. Beide Musiker werben in sozialen Medien allerdings mit zahlreichen Auftritten in bekannten Nachtklubs. Sie alle erwarten nun eingehende Steuerprüfungen.

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