An Ausreden fehlt es ihnen nicht: Mal ist das Kartenlesegerät gerade kaputt, mal funktioniert angeblich die Mobilfunkverbindung nicht, mal sei die Karte gesperrt. Wer versucht, in einem griechischen Taxi bargeldlos zu bezahlen, hat meist Pech: Die Fahrer verlangen Bares.
Dabei ist ihre Berufsgruppe, wie viele andere in Griechenland, bereits seit April dazu verpflichtet, mobile Kartenterminals vorzuhalten und Kartenzahlungen zu akzeptieren. Damit will Finanzminister Kostis Hatzidakis die Steuerhinterziehung bekämpfen. Sie grassiert insbesondere im Taxigewerbe. Die griechischen Taxifahrer haben im vergangenen Jahr dem Fiskus Monatseinkünfte von durchschnittlich 545 Euro gemeldet. Im Schnitt zahlen sie lediglich 1481 Euro Einkommensteuer pro Jahr. Kann das mit rechten Dingen zugehen?
Finanzminister Hatzidakis und sein oberster Steuereintreiber Giorgos Pitsilis, Chef der Unabhängigen Behörde für Öffentliche Einnahmen (AADE), sind sich sicher: Bei den „Taxizides“, wie die Taxibetreiber genannt werden, muss mehr zu holen sein. Nicht zuletzt deshalb, weil es so viele gibt. Allein im Großraum Athen mit seinen 4,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern verkehren etwa 14.000 Taxis. Auf die Bevölkerung umgerechnet sind das fast dreimal so viele wie in Berlin.
Wenn die Kartenzahlung verweigert wird, müssen Fahrgäste nichts zahlen
Die AADE will die Taxiunternehmer zudem verpflichten, an den hinteren Seitenscheiben ihrer Autos Aufkleber anzubringen. Gut sichtbar für Fahrgäste soll dort stehen, dass der Fahrer eine Quittung auszustellen und Kartenzahlungen entgegenzunehmen hat. Wird dies verweigert, müssen Fahrgäste gar nichts zahlen. So steht es auf den Aufklebern in Griechisch und Englisch.
Eigentlich sollten auch die längst Alltag und angebracht sein. Aber die Taxifahrer und ihre Berufsverbände sträuben sich: Sie weigern sich schlicht, die von der Steuerbehörde entworfenen und produzierten Aufkleber anzunehmen. Ein Argument lautet: Die 25 mal 15 Zentimeter messenden Folien seien zu groß. Das gefährde die Sicherheit, weil sie dem Fahrer oder der Fahrerin die Sicht nach hinten nähmen. Ein weiterer Einwand lautet, die Aufkleber beeinträchtigten das Erlebnis der Fahrgäste, weil sie den Blick auf Sehenswürdigkeiten wie die Akropolis oder landschaftliche Schönheiten behinderten.
Schwarze Schafe, horrende Preise
In Wirklichkeit dürfte es eher darum gehen, dass vor allem ausländische Fahrgäste möglichst nichts von der Möglichkeit der Kartenzahlung erfahren. Es gibt viele schwarze Schafe in der griechischen Taxibranche. Vor allem am Hafen von Piräus und am Athener Flughafen lauern sie auf Touristen. Manche kutschieren dann die ortsunkundigen Fahrgäste auf riesigen Umwegen zu ihrem Ziel oder manipulieren den Taxameter. Andere fahren auch tagsüber zum fast doppelt so teuren Nachttarif. Ein Tourist aus den USA zahlte kürzlich für die Fahrt vom Flughafen zum Syntagmaplatz im Athener Stadtzentrum stolze 125 Euro. Tatsächlich gilt für die rund 30 Kilometer lange Strecke eine Flatrate von 40 Euro.
Die Steuerbehörde will dem Treiben nicht länger zusehen: Ende des Monats müssen die Aufkleber angebracht sein, die Polizei werde das kontrollieren. Fehlt die Folie, wird ein Bußgeld von 1000 Euro fällig. Um den Druck auf die Taxizides zu erhöhen, wurden außerdem gegen 2360 Taxibesitzer in Athen, Thessaloniki, Patras, Heraklion, Ioannina, Rhodos, Chios und Korfu Steuerprüfungen eingeleitet.
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