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Nach Waldbrand auf Rhodos: Nun drohen Überschwemmungen

Griechenland

Nach dem Feuer auf Rhodos droht nun die Flut

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    Hinten die verbrannte Vegetation, vorn das Mittelmeer. Ein Strand bei Gennadi auf Rhodos.
    Hinten die verbrannte Vegetation, vorn das Mittelmeer. Ein Strand bei Gennadi auf Rhodos. Foto: Petros Giannakouris/AP, dpa

    Die Feuer sind gelöscht, die unterbrochenen Strom- und Telefonleitungen vielerorts bereits repariert, der Notstand auf der griechischen Ferieninsel Rhodos ist aufgehoben. In den Brandgebieten beginnt die Bestandsaufnahme der Schäden, und die von der Regierung versprochene Soforthilfe für die Betroffenen läuft an.

    Aber nach den Bränden zeichnet sich eine neue Gefahr ab: Wenn im Herbst die ersten schweren Regenfälle über Rhodos niedergehen, drohen Überschwemmungen und Schlammlawinen. Ein bekanntes und gefürchtetes Phänomen. Vor den Bränden wurde die Wucht der Wolkenbrüche von den Kiefernwäldern abgebremst. Jetzt prasselt der Regen durch die verkohlten Baumgerippe direkt auf den Boden. Dessen Aufnahmefähigkeit für Niederschläge wird durch den Ascheteppich, der die Brandgebiete bedeckt, zusätzlich verringert. Weil die Brände auch das Unterholz und die niedrige Vegetation wie Gräser und Farne vernichtet haben, wird bei Starkregen der Waldboden weggeschwemmt. Damit drohen nicht nur Überschwemmungen in den Tälern. Wenn der Mutterboden fortgespült ist, sinken auch die Chancen, dass sich der Wald selbst regeneriert oder aufgeforstet werden kann.

    Nach gelöschten Bränden auf Rhodos droht Starkregen in Griechenland

    Absoluten Vorrang müssten deshalb jetzt Maßnahmen zum Überschwemmungsschutz haben, sagte der Forstwissenschaftler Giorgos Karetsos der Zeitung Kathimerini. "Die nötigen Arbeiten müssen schnell und sachkundig ausgeführt werden, um die Ströme des Regenwassers zu bremsen." Meteorologen hoffen, dass es nicht im Herbst plötzlich zu Starkregen kommt, sondern dass es allmählich und zunächst schwach zu regnen beginnt. Dann könnte sich innerhalb weniger Wochen neue Vegetation auf dem Waldboden bilden und die Erde mehr Regenwasser absorbieren.

    In Griechenland kennt man das Phänomen der Bodenerosion in abgebrannten Wäldern und hat Techniken entwickelt, wie man sich davor schützen kann. So werden abgebrannte Baumstämme an abschüssigen Hängen und in Bachläufen quer gelegt und mit Holzkeilen im Waldboden verankert, um das Wasser zu bremsen. Aber die Frage ist, ob es jetzt auf Rhodos überhaupt genug Arbeitskräfte gibt, um die abgebrannten Hänge schnell zu sichern.

    Ende Juli sind 206 Quadratkilometer Fläche durch das Feuer auf Rhodos abgebrannt

    Denn das Gebiet ist riesig. Nach Satellitenbildern des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus sind durch die Feuer im Juli 206,6 Quadratkilometer auf der Insel abgebrannt. Die Hälfte der Fläche waren Kiefernwälder. Insgesamt sind in Griechenland seit Beginn dieses Jahres rund 550 Quadratkilometer abgebrannt. Zum Vergleich: In der gesamten EU brannten zwischen 2006 und 2021 jedes Jahr etwa 260 Quadratkilometer ab. Nach Copernicus-Berechnungen wurde bei den Waldbränden in Griechenland allein im Juli eine Million Tonnen CO2 freigesetzt. Das entspricht etwa dem jährlichen Ausstoß von 800.000 Autos.

    Nach Angaben von Klima- und Zivilschutzminister Vasilis Kikilias gab es im Juli in Griechenland 1470 Waldbrände, darunter zehn Großbrände. Kikilias kündigte an, die Strafen für vorsätzliche oder fahrlässige Brandstiftung würden verschärft. Außerdem soll es in den Schulen Informationsveranstaltungen zur Waldbrandprävention geben.

    Unterdessen versuchen auf Rhodos Reiseveranstalter, Hoteliers und Politiker, den Schaden für den Tourismus zu begrenzen. Die Insel sei sicher und "einladender denn je", erklärten die Tourismusbehörden. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis kündigte an, die griechische Regierung werde alle Touristen, die wegen der Brände ihre Ferien vorzeitig abbrechen mussten, im kommenden Frühjahr oder Herbst mit einem kostenlosen einwöchigen Urlaub auf Rhodos entschädigen. Während der Brände wurden tausende Urlauber aus ihren gefährdeten Hotels evakuiert und nach Hause geflogen.

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