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Ist die Hitze schuld an der unheimlichen Vermissten- und Todesserie in Griechenland?

Griechenland

Ist die Hitze schuld an der unheimlichen Todesserie in Griechenland?

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    In Griechenland sind seit Anfang Juni mehrere Wanderer ums Leben gekommen.
    In Griechenland sind seit Anfang Juni mehrere Wanderer ums Leben gekommen. Foto: Petra Otte, dpa

    In Griechenland sind während der vergangenen Tage mehrere ausländische Touristen bei Wanderungen verschwunden. Fünf wurden inzwischen tot gefunden, unter ihnen ein prominenter britischer TV-Moderator. Drei Menschen werden noch vermisst. Was hinter der unheimlichen Serie steckt?

    Die ungewöhnliche Häufung könnte mit der aktuellen Hitzewelle zu erklären sein. Zuletzt stiegen die Temperaturen in vielen Teilen Griechenlands auf mehr als 40 Grad Celsius. Dimitris Katatzis, Chef eines Rettungsteams auf der Insel Samos, warnt Touristen deshalb: "Es ist nicht klug, bei solcher Hitze Wanderungen zu unternehmen." Auch die Polizei geht davon aus, dass die Hitze bei den Fällen die zentrale Rolle spielte. Anzeichen für ein Verbrechen gibt es bisher nicht.

    Der Tod des TV-Moderators Mosley bildete gewissermaßen den Auftakt

    Die erste Hitzewelle dieses Jahres macht den Menschen in Griechenland gerade zu schaffen. In Athen blieb die Akropolis, das bedeutendste Wahrzeichen der Stadt, bereits zeitweise geschlossen, um Besucher und Beschäftigte zu schützen. Das Gesundheitsministerium rief die Bevölkerung auf, unnötige Anstrengungen und direktes Sonnenlicht zu meiden. Dabei sind Hitzewellen mit Temperaturen von 40 Grad und mehr in Griechenland nicht selten. Ungewöhnlich ist, dass sie schon im Juni auftreten.

    Der Tod des britischen TV-Moderators hatte gewissermaßen den Auftakt zu einer unheimlichen Serie gebildet: Sechs Tage lang suchten Retter auf der Ägäisinsel Symi nach Michael Mosley. Sie setzten Spürhunde, Hubschrauber und Drohnen ein. Schließlich entdeckte ein Fernsehteam von einem Schlauchboot aus am Ufer die Leiche des 67-Jährigen. Er kam bei einer Wanderung offenbar vom Weg ab und brach zusammen.

    Seit Freitag suchen Einsatzkräfte nach zwei vermissten französischen Touristinnen

    In den vergangenen Wochen wurden in Griechenland sieben weitere Urlauberinnen und Urlauber als vermisst gemeldet. Am Samstag fanden Suchtrupps auf Samos die Leiche eines 74-jährigen niederländischen Touristen. Auch er war zu einer Wanderung aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Mithilfe einer Drohne fand man seine Leiche in einer Schlucht. Auf Kreta war ebenfalls ein Tourist, 80 Jahre alt, zu einer Wanderung aufgebrochen. Seine Leiche wurde anderntags in der Nähe der archäologischen Stätte von Malia entdeckt. Und noch ein Fall auf Kreta: Ein 70 Jahre alter französischer Tourist brach dort in der Mittagshitze an einem Strand bei Sitia tot zusammen.

    Unterdessen wird auf Amorgos weiter nach Eric Albert Calibet gesucht. Der 59-jährige US-Amerikaner, ein pensionierter Sheriff aus Los Angeles, macht seit vielen Jahren regelmäßig auf der Insel Urlaub. Am Dienstag vor einer Woche wanderte er frühmorgens los, sein Ziel war das Dorf Katapola. Die Polizei setzte Hubschrauber und Drohnen ein, doch die Suche blieb bisher erfolglos. Ein weiterer amerikanischer Tourist wurde auf Mathraki bei Korfu vermisst. Man fand seine angespülte Leiche dann an einem Strand. Er ist offenbar ertrunken. Seit Freitag suchen Polizei, Feuerwehr und Freiwillige auf der Insel Sikinos nach zwei Touristinnen. Die beiden Französinnen sind 64 und 73 Jahre alt.

    "Viele Touristen überschätzen ihre Kräfte", sagt Manoussos Stavrakis. Er arbeitet als Bergführer auf Kreta und begleitet häufig Urlauber auf Wanderungen. "Manche laufen mit völlig ungeeignetem Schuhwerk los, schützen sich nicht ausreichend vor der Sonne und nehmen viel zu wenig Wasser mit", beobachtet er. Überdies seien die meisten ausländischen Besucher ortsunkundig. "Wenn man sich bei einer Bergwanderung verläuft, kann das Lebensgefahr bedeuten", erklärt Stavrakis. Dazu passt, was in griechischen Medien berichtet wurde: Demnach seien manche nach dem Mittagessen gestartet, manche seien ohne Landkarte oder Smartphone unterwegs gewesen.

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