Ihre Stimme kann nerven, ihre Show „Germany’s Next Topmodel“, kurz GNTM, muss man auch nicht mögen. Und so manchem geht ihre chronisch gute Laune auf den Keks. Auf der anderen Seite: Was muss man im Fernsehen überhaupt mögen? Krimis? Talkshows? Das Dschungelcamp? Heidi Klum hat Bewunderinnen und Bewunderer, doch auch jede Menge Neider und Kritiker, die regelmäßig ihre Wangen aufblähen. Sie hatten zuletzt über die „Model-Mama“ und ihre Pro7-Show zunehmend geätzt.
Zum Start der aktuellen Staffel am vergangenen Donnerstag haben die Fernsehzuschauer die fröhliche Rheinländerin mit dem Zahnpastalächeln anders kennen gelernt. Vorwürfe ließ sie bislang scheinbar an sich abperlen, jetzt rechnete sie zehn Minuten lang mit ihren Kritikern ab.
Die bilderdominierte Glitzer-und-Glamour-Show GNTM mit einem Monolog als Einstieg, das war überraschend
Für das Publikum war das durchaus erfrischend. Man muss sich das so vorstellen, als würde Thomas Gottschalk in „Wetten, dass ..?“ zur besten Sendezeit zu einer Rechtfertigungsrede ansetzen. Die bilderdominierte Glitzer-und-Glamour-Show GNTM mit einem Monolog als Einstieg, das war überraschend. Ein veraltetes Schönheitsideal? Teilnehmerinnen dürften kaum essen? Alles Quatsch laut Heidi Klum.
Interessant dabei ist in der Tat, dass all die Kritik an GNTM im Vergleich zu anderen Realitysendungen ein wenig aufgebauscht wirkt. Werden etwa bei „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ Teilnehmerinnen und Teilnehmer tatsächlich auf unwürdige Weise dem Publikum vorgeführt, ist die Model-Show dagegen geradezu harmlos. GNTM ist – trotz aller Kritik – schlicht-glamouröse TV-Unterhaltung mit ästhetischen Bildern, unterlegt mit aktueller Musik.
Problematisch dürfte für Heidi Klum eine andere Entwicklung sein
Die Sendung hat vielleicht sogar die Qualität, ein Familienformat zu sein. Nicht zuletzt darum, weil sie als Modeshow ein jugendlicher Spiegel der Zeit ist und Eltern Einblicke in die Fantasiewelt ihrer Kinder ermöglicht. Wie bei den meisten dieser Sendungen kann man GNTM natürlich nebenbei schauen und gedanklich abschalten, ohne den Faden zu verlieren. Und siehe da: Selbst die massig geschaltete Werbung ist bei GNTM eine Spur lustiger als bei den meisten anderen TV-Formaten.
Am Donnerstag ist die nächste Folge der Show zu sehen, die diesmal in Los Angeles startete. Dabei sind 29 Kandidatinnen. Und die ersten Kritiker meldeten sich längst schon wieder zu Wort. Ein Ex-Juror meinte beispielsweise, die Show sei „eine reine Selbstinszenierung von Heidi geworden“. Da hat er wahrscheinlich nicht ganz unrecht.
Zuschauerzahlen von GNTM zum Start eher schwach
Problematisch dürfte für Klum, die im Juni ihren 50. Geburtstag feiern wird, mittelfristig eher eine andere Entwicklung sein: Die Zuschauerzahlen blieben zum Start mit 1,73 Millionen spürbar hinter denen aus dem vergangenen Jahr zurück. Damals schauten etwa 300.000 Menschen mehr zu. Das könnte – und es wäre schade – ähnlich wie bei anderen Sendungen dazu verleiten, den Trashfaktor zu erhöhen, um mit wirklich schrillen Bildern und härteren Bandagen um die Gunst des vorwiegend jungen Publikums zu kämpfen.