Die Kulturtechnik der indirekten Botschaft wird viel zu häufig unterschätzt in dieser Welt. Der Holzhammer als rhetorische Waffe hat all das zertrümmert, was sich so schön zwischen den Zeilen lesen lässt. Da wird geschrien, gepöbelt, in GROßBUCHSTABEN getwittert. Dabei lässt sich die Aufmerksamkeit des Gegenübers mitunter viel nachhaltiger erreichen, wenn der- oder diejenige für einen Moment nachdenken muss.
Vor allem Frauen, denen in der Öffentlichkeit eine Position im Schatten ihres mächtigen Mannes zugewiesen wird, haben das erkannt. Sie sprechen durch die Sprache der Mode. Und damit meinen wir jetzt keine schreiend bunten Poloshirts, die mit absurden englischen Wörtern bedruckt sind, deren Bedeutung der Träger oder die Trägerin im Zweifel nicht einmal kennt. Nein, wir meinen die unterschwellige Botschaft, die den Eindruck vermitteln will, all das könnte auch Zufall sein – oder eben auch nicht. Melania Trump etwa, die im Gegensatz zu ihrem Mann eher durch öffentliche Schweigsamkeit auffiel, streckte den Fotografen einmal ihren in einen Parka gewandeten Rücken entgegen, auf dem stand: "Really don't care" – Es ist mir wirklich egal. Unglücklicherweise besuchte sie an jenem Tag Flüchtlingskinder in Texas. Halb Amerika spekulierte, was genau sie damit sagen wollte.
Ein schwarzes Schaf unter vielen weißen Schafen
Weniger zu spekulieren gab es hingegen bei Prinzessin Diana. Die trug einst einen Pullover spazieren, auf dem viele weiße Schäfchen zu sehen waren. Und ein schwarzes. Eine versteckte Botschaft über ihre eigene Rolle in der britischen Königsfamilie? Postmoderne Ironie? Oder doch nur Mode? Das darf jeder für sich selbst entscheiden. Der Pulli jedenfalls soll im September bei einer Online-Auktion der New Yorker Sotheby's-Niederlassung versteigert werden. Geschätzt wird, dass er bis zu 80.000 US-Dollar erzielen wird.