Mit dem Glück ist das ja immer so eine Sache. Flüchtig ist es, nicht immer leicht zu erkennen. Selbsternannte Glücks-Experten raten, es weniger in den großen Dingen als vielmehr im Kleinen zu suchen.
Der Vogel, der vor dem Balkon so schön zwitschert. Die Jeans, die auch nach Weihnachten noch passt. Das Telefonat mit der Freundin, das den Stress einfach mal wegbläst. Achtsamkeit nennt sich das seit einigen Jahren, und weil so viele Menschen nicht wissen, wie das geht, füllt die entsprechende Ratgeber-Literatur inzwischen ganze Regalreihen in den Buchhandlungen. Achtsam essen. Achtsam atmen. Achtsam streiten.
Die Wege zum Glück, sie sind mit guten Ratschlägen gepflastert. Und nun kommt ausgerechnet ein Wissenschaftler und zeigt uns die Stolperfallen auf.
Realismus löst keine Glücksgefühle aus
Seine These: Yoga macht glücklich – aber nur, weil es zur Selbstüberschätzung verleitet. „Weil ein realistisches Selbstbild ganz generell keine Glücksgefühle auslöst“, sagt Jochen Gebauer von der Universität Mannheim dem Spiegel. „Ein übersteigert positives Selbstbild hingegen schon.“
Die Wissenschaft kenne das Phänomen seit Jahrzehnten in anderen Bereichen – wie dem Autofahren. Yoga, so die Theorie von Gebauer, lasse Menschen glauben, sie seien echte Weltverbesserer, sie seien die „hilfsbereiteste Person der Welt“. Berauscht vom eigenen Ich, quasi die moralische Überhöhung als Treppchen ins eigene Himmelreich. Das sei auch gar nicht negativ zu verstehen, versichert der Wissenschaftler, schließlich mache dieses kleine Maß an Selbstüberschätzung: glücklich. Und davon können wir gerade in diesen Wochen definitiv mehr gebrauchen.