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Glosse: Im Kreml steht ein ganz besonderer Tisch

Glosse

Im Kreml steht ein ganz besonderer Tisch

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    Hölzerne Machtdemonstration: Der berühmte Tisch im Kreml.
    Hölzerne Machtdemonstration: Der berühmte Tisch im Kreml. Foto: dpa

    Es wird ja viel gesprochen von der Kluft, die sich zwischen dem Westen und Russland auftut in diesen Tagen. Wegen der Krise um die Ukraine, wegen der unverhohlenen Drohungen aus Moskau. Man sei sich so fern wie lange nicht, heißt es dann, und eigentlich ist das eher in einem politisch-moralischen Sinn gemeint. Doch just in diesem Fall lässt sich die gefühlte Distanz ziemlich genau in Meter umrechnen, ja sogar bis auf den Zentimeter herunterbrechen: Sechs Meter misst das Ungetüm von Tisch, an das Präsident Wladimir Putin seine europäischen Gäste derzeit am liebsten platziert – oder anders gesagt: an dem er seine Besucher wortwörtlich am langen Arm verhungern lässt. Wie sich der eher leise sprechende Kanzler Olaf Scholz über den weiß-glänzenden Lack hinweg verständigen konnte – es ist ein Rätsel, womöglich aber auch die Lösung auf die Frage, warum es so viele Missverständnisse gibt.

    Der Tisch ist mit Blattgold verziert

    Immerhin ein Geheimnis ist inzwischen rund um den Tisch gelüftet: Der Hersteller des Protz-Produktes ist ein Italiener. Renato Pologna gab der italienischen Zeitung Corriere della sera ein Interview, in dem er versicherte: „Dieser Tisch ist einer, der die Kreativität anregt.“ Er ist aus Holz, thront auf drei säulenartigen Beinen, die Ornamente auf der Platte sind mit Blattgold verziert. 25 Jahre sei es schon her, dass er den Tisch gefertigt hat. Etwa 100.000 Euro sei das ungewöhnliche Stück heute wohl wert. Und noch etwas verriet Pologna: Der Kreml ist nicht der einzige Ort, den er mit Mobiliar ausstattet. Zu seinen Kunden zähl(t)en auch Muammar al-Gaddafi, die Familie von Saddam Hussein und diverse königliche Familien aus arabischen Ländern. Ob es auch dort auf die Größe ankam? Wir tippen mal auf: ja.

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