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"Tatort": "Gier und Angst": So wird der Dortmunder "Tatort" am Sonntag

"Tatort"

"Gier und Angst": So wird der Dortmunder "Tatort" am Sonntag

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    "Gier und Angst": So wird der Dortmunder "Tatort" am Sonntag
    "Gier und Angst": So wird der Dortmunder "Tatort" am Sonntag

    Lou Reed war wohl der am schlechtesten gelaunte Rockstar aller Zeiten. Er beleidigte gerne Leute, malträtierte Körper und Geist mit Alkohol und anderen Drogen, und produzierte in lichten Momenten ziemlich geniale düstere Songs. Eines seiner Lieder zieht sich sehr passend durch diesen ziemlich bedröhnten Dortmund-"Tatort", der schon im Titel nichts Gutes verheißt: In „Gier und Angst“ (2. Januar,ARD, 20.15 Uhr) geht es um zwei Dinge, die süchtig machen und töten können, Geld und weißes Pulver. Dazu grummelt Lou Reed vom „Perfect Day“, der alles andere als perfekt ist.

    Hauptkommissarin Martina Bönisch schreit den anhänglichen Spurensicherer an

    Die Tage des Dortmunder Ermittlerteams verlaufen ohnehin selten perfekt. Das fängt diesmal damit an, dass Hauptkommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt) ihrem anhänglichen Spurensicherer (Tilmann Strauß) an einem Mordtatort im Sturzbach-Regen schreiend klar machen muss, dass er sich ihre „schöne Beziehung“ in die triefnassen Haare schmieren kann. Was für ein wunderbar deprimierender Auftakt zu einem Fall aus dem Raffke-Kapitalismus.

    Im Mittelpunkt: Leute, die ihr vieles Geld von anderen Leuten in noch mehr Geld verwandeln lassen wollen. Dass die wundersame Kapitalvermehrung nicht immer reibungslos und vor allem nicht legal funktioniert, hat sich in ihren Kreisen noch nicht herumgesprochen. Einer der Geldvermehrer ist also tot, einer der Geprellten, die Koksnase Josef Micklitza (Stefan Rudolf), taucht unter, was die Fahndungshandlung in Gang bringt – zumal dafür eine auftaucht, die schon gut ein Jahr lang verschwunden war, die Ehefrau von Hauptkommissar Jan Pawlak (Rick Okon).

    Kommissar Jan Pawlak (Rick Okon) trifft seine verschollene Frau Ella (Anke Retzlaff) wieder.
    Kommissar Jan Pawlak (Rick Okon) trifft seine verschollene Frau Ella (Anke Retzlaff) wieder. Foto: E. Kreyenberg, WDR, unafilm GmbH, dpa

    Die hat sich ausgerechnet Micklitzas Bruder an den Hals geworfen. Dieser von Sascha Gersak hinreißend hemdsärmelig gespielte Clubbesitzer „Micki“ umgarnt Pawlak und irgendwann dreht sich der "Tatort" wie im Rausch: Die Kamera produziert benebelte Unschärfebilder mit Fehlfarben und manche Figuren taumeln breit in Richtung Abgrund.

    Wie in allen Dortmund-"Tatorten" darf Ermittler Faber wieder hübsche Sätze raushauen

    Wie in allen Dortmund-"Tatorten" darf Ermittler Faber (Jörg Hartmann) wieder hübsche Sätze raushauen. Doch die schönsten und offensten spricht der Chef einer Privatbank, der in seinem neugotischen Palais im China-Jackett vor einer Buddha-Statue meditiert und sagt: „Man wird nicht reich, ohne dass andere arm werden“ Oder: „Die meisten halten uns Banker für Banditen. Das stimmt!“

    Diese reichlich konstruierte und logisch nicht recht stimmige Folge pendelt unentschlossen zwischen 70er-Jahre-Drogenfilm und einem sehr heutigen Finanzmarkt-Thriller hin und her. Doch die Krimihandlung wird sehr stark vom Ehedrama des Jan Pawlak überlagert, der endlich eine tragende Rolle bekommt in diesem nicht sehr spannenden "Tatort".

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