Bis heute ist die Ursache des Untergangs der Luxusjacht Bayesian vor Sizilien ein Rätsel. Das 56 Meter lange Segelschiff galt seinen Konstrukteuren zufolge als „unsinkbar“. Dennoch kam es in der Nacht zum 19. August zur Tragödie, als ein Tornado über das vor dem Hafen der Kleinstadt Porticello liegende Schiff hinwegfegte. Innerhalb kürzester Zeit sank die Superjacht, sieben Menschen starben, darunter der britische Hi-Tech-Milliardär Mike Lynch. Die Staatsanwaltschaft ermittelt und will das 700 Tonnen schwere Wrack nun bergen lassen. Bis Ende Februar soll die in 50 Meter Tiefe liegende Bayesian mit Kränen gehoben und in eine nahegelegene Werft transportiert werden. Die Ermittler hoffen auf diese Weise, die Unglücksursache festzustellen.
Geplant ist offenbar, das Wrack auf dem Meeresgrund aufzurichten, zu stabilisieren und zu heben. Dazu soll eine Schwimmplattform errichtet werden, auf der ein oder mehrere Kräne aufgebaut werden. Die auf der Seite liegende Bayesian soll dann unter Wasser mit Bandagen umfasst, um 90 Grad aufgerichtet und gehoben werden. Mehrere mit Luft gefüllte Ballons sollen dem Wrack dabei Stabilität geben. Anschließend soll das Schiff wahrscheinlich in eine Werft in Palermo oder in den Hafen von Termini Imerese, den Sitz der Staatsanwaltschaft, geschleppt werden.
Als besondere Herausforderung für die Bergung gilt, dass sich in den Tanks der Jacht noch 18.000 Liter Treibstoff befinden. Außerdem wollen die Ermittler das Schiff als Ganzes geborgen wissen. Der 75 Meter lange Mast soll für die Bergung nicht abgesägt werden.
Es ist unklar, wie es zu einer solchen Seitenlage kommen konnte
Die Staatsanwaltschaft erhofft sich durch die Bergung klare Hinweise auf den Hergang des Unglücks. Nach einer Theorie fasste die Bayesian durch eine nicht geschlossene Seitentür Wasser und sank. Die betreffende Türe befindet sich auf der Seite, auf der die Bayesian auf dem Meeresgrund aufliegt. Einer anderen Vermutung zufolge trat Wasser über das Hauptdeck ein. Zeugenaussagen zufolge lag das Schiff zum Unglückszeitpunkt vor Anker und wurde von den starken Winden einer Fallböe auf die Seite gedrückt. Da die Jacht aber über einen knapp zehn Meter langen Kiel verfügt, ist unklar, wie es zu der krassen Seitenlage kommen konnte.
Bei dem Unglück starben neben Lynch auch dessen 18 Jahre alte Tochter, der Vorstand der Investmentbank Stanley Morgen International, Jonathan Bloomer, dessen Ehefrau, Lynchs Anwalt Chris Morvillo und Frau sowie der Bordkoch. 15 Personen, darunter Kapitän James Cutfield, konnten gerettet werden. Gegen ihn sowie zwei Angehörige der Besatzung ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen „fahrlässigen Schiffbruchs“.
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