Er trinkt keinen Alkohol und raucht nicht. Sagt er. Als Teenager war er völlig verklemmt. Sagt er auch. Und Schlager hat er lange Zeit gehasst wie die Pest. Aha. Da muss irgendwas passiert sein im Leben des Arztsohnes, der sich nach dem Abitur vier Semester lang am Medizinstudium versucht. Denn denkt man heute an Jürgen Drews, fällt einem sofort „Ein Bett im Kornfeld“ ein – der Ohrwurm, den jeder mitsingen kann, und der sein größter Hit ist.
Man denkt an eingängige Schlager mit sinnfreien Texten, an einen langhaarigen Sänger in Schlaghosen, an die 70er Jahre und an ein bis zum Bauchnabel aufgeknöpftes Hemd, aus dem die Brusthaare quellen. Und man denkt an den Ballermann, billiges Bier aus Eimern und daran, dass Jürgen Drews in der Feriensaison jeden Montagabend als „König von Mallorca“ im Feierklub „Mega Park“ auf der Bühne steht und „Wir zieh’n heut Abend aufs Dach“ singt. Zum König von Malle hat Drews übrigens Thomas Gottschalk ernannt, als er 1999 „Wetten, dass..?“ auf der Insel moderierte. Vor allem aber ist er der König von Ramona, mit der er seit 1994 verheiratet ist und eine singende Tochter hat.
Jürgen Drews feiert seinen 70. Geburtstag
Jürgen Drews wird am Donnerstag 70 Jahre alt – und während die meisten in dem Alter längst in Rente sind, denkt er gar nicht daran, mit seiner seichten Musik und der Kneipe „Kultbistro König von Mallorca“ aufzuhören. „Solange es Spaß macht“, sagt er, springt er auf die Bühne. Pünktlich zum Geburtstag hat er seinem Partyvolk eine neue Platte geschenkt: zum Singen, Tanzen – Hände in die Höhe.
Jürgen Drews wurde nahe Berlin geboren und wuchs in Schleswig-Holstein auf. Schon als Teenager steht er zum ersten Mal auf der Bühne. „Ganz hinten, und habe mit zittrigen Händen mein Banjo-Solo gespielt“, wie er sagt. 15 Jahre alt war er damals, als er als Teil der Jazzband Schnirpels den Preis als „bester Banjo-Spieler Schleswig-Holsteins“ bekommt.
Jürgen Drews ist privat ganz anders, sagt er
Drews ist ehrgeizig, er ist gut – und hat Glück, als er 1970 die Gesangscombo Les Humphries Singers kennenlernt und bei ihr als smarter, junger Sänger einsteigt. Parallel dazu startet er eine Solokarriere als Schlagersänger.
Er bereut nichts, sagt Drews heute: seine erste Ehe nicht, die in die Brüche geht. Auch nicht, dass ihn das deutsche Publikum seit dem „Bett im Kornfeld“ 1976 auf den Schlager festlegt. Er versucht sich als Schauspieler, bringt es aber nicht weit. Auch seine Sängerkarriere schläft im Laufe der Jahre ein – bis „Onkel Jürgen“ in den 1990er Jahren mit der neu eingespielten Party-Version seines Evergreens zurückkommt. Drews landet damit im Olymp des Stimmungsschlagers – und spielt die Rolle des Spaßvogels perfekt. Nur: immer einen Tick zu laut, zu billig, zu schrill und zu hemmungslos. Im echten Leben, betont er, ist er ganz anders. So gar kein Spaßvogel – und noch weniger Partylöwe. Aha.