Insgesamt sechsmal hat die Lokführergewerkschaft GDL in den vergangenen Monaten für Stillstand auf der Schiene bei der Deutschen Bahn gesorgt. Weitere Bahn-Streiks - wie etwa über Ostern 2024 - konnten nun allerdings abgewendet werden. Wie die Gewerkschaft in einer kurzen Mitteilung am 25. März 2024 erklärte, wurde eine Einigung sowie ein Tarifabschluss mit der Deutschen Bahn erzielt. Das hat der Deutschen Presseagentur (dpa) zufolge auch ein Sprecher der Bahn am Montagabend bestätigt.
Für Reisende kehrt mit der Einigung im Tarifstreit ein Stück weit Verlässlichkeit auf die Schiene zurück. Mehr als vier Monate dauerte der Konflikt. Eine Annäherung zwischen GDL und Deutscher Bahn war lange nicht absehbar. Hoffnung gab es zuletzt im Februar, als beide Seiten über Wochen hinter verschlossenen Türen und mithilfe externer Moderatoren verhandelten. Die Gespräche scheiterten schließlich Anfang März und es folgten wieder Streiks - mit deutlich weniger Vorlaufzeit.
Dann die Überraschung: Mitte März verkündeten Bahn und GDL gemeinsam, dass sie wieder miteinander verhandelten. Diesmal wurde eine Lösung gefunden. Wie sie genau aussieht, lesen Sie hier.
GDL und Deutsche Bahn: Das ist zur Einigung nach dem Tarifstreit bekannt
Nach monatelangen Tarifverhandlungen war zuletzt die Reduzierung der Arbeitszeit ein Hauptstreitpunkt zwischen GDL und Deutscher Bahn. Die Gewerkschaft hatte eine Reduzierung für Schichtarbeiterinnen und Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden pro Woche bei gleichem Gehalt gefordert. In diesem Punkt ist der Konzern der GDL weit entgegengekommen. Die 35-Stunden-Woche soll laut dpa demnach bis 2029 umgesetzt werden, manche Reduzierungsschritte erfolgen aber nicht automatisch, wie die Bahn am Dienstag mitteilte.
"Kernelement ist ein innovatives Optionsmodell, mit dem Mitarbeitende im Schichtdienst künftig selbst über ihre Wochenarbeitszeit entscheiden", teilte die Bahn zur 35-Stunden-Woche mit. Demnach erfolgt die erste Reduzierung um eine Stunde auf 37 Wochenstunden ab 2026 noch automatisch, sollten die Beschäftigten vorher nicht anmelden, dass sie bei 38 Stunden bleiben wollen oder mehr arbeiten wollen. Bleiben sie bei 38 Stunden, steigt ihr Lohn um 2,7 Prozent.
Anschließend ist ab 2027 eine optionale Reduzierung auf 36 Stunden, ab 2028 auf 35,5 Stunden und ab 2029 auf 35 Stunden geplant. Bei diesen drei Stufen müssen sich die Beschäftigten selbst beim Arbeitgeber melden, wenn sie die Reduzierungsschritte wahrnehmen wollen. Entscheiden sie sich hingegen für gleichbleibende oder mehr Arbeitsstunden - bis zu 40 Wochenstunden sind in diesem Wahlmodell möglich -, gibt es einen finanziellen Ausgleich. "Klar ist: Wer mehr arbeitet, bekommt mehr Geld", teilte die Bahn mit. Pro zusätzlicher oder gleichbleibender Arbeitsstunde erhalten die Beschäftigten demnach 2,7 Prozent mehr Gehalt.
Die GDL hatte im Tarifkonflikt stets auf die 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich gepocht und sich dabei zunächst nur auf eine schrittweise Absenkung in drei Stufen bis 2028 eingelassen. Der Kompromiss verlangt in dieser Korridorlösung von ihr nun einen längeren Zeitraum und keine automatische Absenkung.
Weitere Ergebnisse der Einigung im Tarifstreit sind laut der Bahn eine Entgelterhöhung von 420 Euro im Monat in zwei Schritten, eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2850 Euro sowie eine Laufzeit von 26 Monaten. Die von der GDL geforderte Ausweitung des Geltungsbereichs der Tarifverträge auf die Beschäftigten in der Infrastruktur wird es allerdings nicht geben.
Was hat die GDL im Tarifstreit mit der Bahn gefordert?
In den Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn hatte die Lokführergewerkschaft GDL die folgenden Forderungen gestellt:
- eine Lohnerhöhung von mindestens 555 Euro
- eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden
- eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro beziehungsweise für Auszubildende in Höhe von 1500 Euro
- eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um mindestens 324 Euro und eine Vereinheitlichung der Vergütung bei allen Eisenbahnen
(mit dpa)