Benedikt XVI. liegt im Petersdom. Auf den Fotos, die um die Welt gehen, trägt er das Papstgewand, ist auf rote Kissen gebettet. Die Hände sind vor dem Bauch gefaltet, darin ein Rosenkranz. Es könnte aussehen, als würde er schlafen, doch die Gesichtszüge wirken wächsern, das Gesicht eingefallen. Der frühere Papst Benedikt XVI. ist am 31. Dezember gestorben. Nun nehmen tausende Gläubige Abschied. Am Donnerstag findet die Beerdigung statt. Bis dahin ist der Leichnam im Petersdom aufgebahrt.
Ein Toter, öffentlich aufgebahrt über mehrere Tage. Wie funktioniert so etwas? Das weiß Alexander Wendel, der mehrere Bestattungsinstitute leitet, unter anderem in Dinkelsbühl und Nördlingen. Wendel ist auch Thanatopraktiker, also Einbalsamierer. "Weil er über einen doch langen Zeitraum aufgebahrt ist, gehe ich schwer davon aus, dass er einbalsamiert wurde." Denn dadurch werden Verwesungsprozesse aufgehalten.
Durch das Modern Embalming kann ein Körper konserviert werden
Wer beim Einbalsamieren an das alte Ägypten denkt, hat ein falsches Bild vor Augen. Heutzutage wird dafür nicht mit Salben und Trocknungstechniken gearbeitet, stattdessen gibt es das sogenannte Modern Embalming, also modernes Einbalsamieren. Das Blut im Körper der Toten wird dafür durch ein Dialyseverfahren beispielsweise mit Formalin ausgetauscht, das den Körper konserviert. Wie Wendel erklärt, wird der Verwesungsprozess so gehemmt – ein Leichnam bleibt dann für mehrere Wochen unverändert. In dieser Zeit kann er ohne weitere Maßnahmen aufgebahrt werden, eine Kühlung ist nicht nötig.
Während etwa nach dem Tod der Queen elf Tage vergingen, bis sie beerdigt wurde, soll Benedikt XVI. bereits fünf Tage nach seinem Tod beigesetzt werden. Auch wenn der Zeitraum kürzer ist, sei die Einbalsamierung wahrscheinlich. "Die Verwesung setzt sonst sofort nach dem Tod ein", so Wendel. Ohne wären schon nach kurzer Zeit Verfärbungen zu erwarten. Nach einiger Zeit würden auch Gase entstehen, die den Körper aufblähen. Dass Menschen nach ihrem Tod einbalsamiert werden, ist in Deutschland zwar eher unüblich, in anderen Ländern aber die Regel. Über Jahrhunderte haben sich in verschiedenen Regionen verschiedene Traditionen entwickelt.
Anders als die Queen wird Benedikt XVI. offen statt im geschlossenen Sarg aufgebahrt
Durch eine Einbalsamierung sei es auch möglich, den Leichnam offen für Gläubige zugänglich zu machen, die bis auf wenige Meter an den Leichnam im Petersdom herankommen. Anders als die Queen wird Benedikt nicht in einem geschlossenen Sarg aufgebahrt, sondern offen. "Das ist dann persönlicher als am geschlossenen Sarg", erklärt Wendel. Im familiären Kreis sei es ohnehin üblich, dass die Möglichkeit besteht, sich am offenen Sarg von toten Angehörigen zu verabschieden. "Auch bei der Queen war das persönliche Abschiednehmen relativ privat – das Volk durfte nur am geschlossenen Sarg entlanglaufen." Die Kirche geht hier anders vor, auch Papst Johannes Paul II. wurde nach seinem Tod offen aufgebahrt.
Grundsätzlich gibt es genaue Vorschriften der Kirche, was nach dem Tod eines Papstes alles zu tun ist. So gibt es zum Beispiel eine neuntägige Trauerzeit. Allerdings gilt dieses genaue Protokoll für den Fall, dass ein amtierender Papst stirbt. Da Benedikt der erste Papst seit mehr als 700 Jahren war, der freiwillig zurücktrat, ist auch sein Tod ein Sonderfall. So kommt es zu der ungewöhnlichen Situation, dass sein Nachfolger seine Beisetzungsfeierlichkeiten leiten wird.