Am Dienstagabend war ein sichtlich genervter, spaßbefreiter CDU-Chef Friedrich Merz bei Markus Lanz zu Gast. Seit mehr als zehn Minuten schon wollte der ZDF-Talker, der bekannt für sein Insistieren ist, mit ihm über das Thema „Gendern“ sprechen – und tat es auch. Nur Merz wollte nicht so recht. Es gebe ja noch wichtigere Themen. Und dann kam Lanz, inzwischen waren 16 Sendungsminuten vergangen, auch noch auf – wie es stellenweise aufgefasst wurde – Merz’ Medienschelte zu sprechen. Noch so ein Thema, die Kritik an , ZDF und Deutschlandradio nämlich, das viele Menschen umtreibt – und mit dem sich ein Parteitag und Wähler begeistern lassen. Nur: Merz wollte auch darüber nicht gerne reden.
Lanz also ließ einen Einspieler zeigen mit einer Passage aus der Rede des Spitzenpolitikers auf dem CDU-Bundesparteitag vor kurzem. Dort hatte Merz „den zahlreichen Medienvertreterinnen und Medienvertretern“ einen Gruß geschickt. „Ein besonderer Gruß geht dabei an die stolze Zahl von 58 Redakteurinnen und Redakteuren des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Mit Ihnen werden wir uns im Verlaufe dieses Parteitages besonders liebevoll beschäftigen.“ Die Parteimitglieder klatschten und lachten.
"Unglaublich empfindlich": Merz übt auch als Gast bei Lanz Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Doch nicht nur Journalisten der beitragsfinanzierten Sender waren darüber wenig begeistert – der eine oder die andere empfand die Merz-Worte als Drohung und rechtfertigte die Zahl der Parteitags-Berichterstatter mit einer Pflicht zu ausführlicher Berichterstattung, auch über CDU-Politiker aus dem Sendegebiet der jeweiligen Landesanstalt. Merz wählte bei Lanz – wie auf dem Parteitag – die Attacke und befand: Journalisten reagierten „unglaublich empfindlich“, wenn die Politik mal an ihnen etwas zu kritisieren habe. Es brauche grundlegende strukturelle Reformen – und einen qualitativ hochwertigen, ausgewogenen öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Lanz wollte das so nicht auf sich sitzen lassen, es ging ein wenig hin und her. Und auch dieses Hin und Her führte am Donnerstag zu einer Antwort von ARD-Chef und WDR-Intendant Tom Buhrow. Der sagte in Köln nach einer Intendantensitzung, man bitte die ARD-Chefredakteurskonferenz, sich damit zu befassen, ob eine Stelle künftig zentral solche Ereignisse koordinieren sollte. Der künftige ARD-Vorsitzende und SWR-Intendant Kai Gniffke erklärte, man sei auch deshalb mit vielen Leuten auf dem CDU-Parteitag in Hannover gewesen, weil es ein Informationsbedürfnis gebe. Aber: Ob man mehr Synergien schöpfen könne – „das prüfen wir jetzt“.
Skandal um RBB-Chefin führte zu Diskussionen um öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht nach dem RBB-Skandal um mutmaßliche Vetternwirtschaft und Geldverschwendung an seiner Spitze unter Druck – und intern auf dem Prüfstand. Führungskräfte wie Buhrow wissen das sehr wohl. Und sie wissen, dass sie handeln müssen.
Dazu zählen auch kleine Schritte. Für Aufsehen hatte gesorgt, dass die ARD-Intendantinnen und -Intendanten in einer beispiellosen Aktion bekannt gemacht hatten, dass sie kein Vertrauen mehr in die RBB-Geschäftsleitung hätten. Die Senderchefs tagten in der Folge ohne den RBB. Dies ist jedoch nur eine kurze Episode geblieben, wie Buhrow am Donnerstag erklärte – passend zum Arbeitsbeginn von RBB-Interims-Intendantin Katrin Vernau. Sie soll den Sender aus der Krise führen, bis ein neuer Intendant gewählt ist. Laut Buhrow hat sich auch bei der verbliebenen Geschäftsleitung die Transparenz „etwas verbessert“. (mit dpa)