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Frankreich: Wie fleischlose Produkte nun heißen müssen

Ernährung

In Frankreich geht es um die Wurst

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    Brotscheiben belegt mit verschiedener veganer Wurst liegen auf einem Holzbrett.
    Brotscheiben belegt mit verschiedener veganer Wurst liegen auf einem Holzbrett. Foto: Sebastian Kahnert, dpa (Symbolbild)

    Das Aus für „vegane Würstchen“, „Soja-Steaks“ und „vegetarischen Schinken“ in Frankreichs Supermärkten naht. Zwar wird es dort weiterhin Fleisch- und Wurstalternativen auf Proteinbasis zu kaufen geben; die Vermarktung mit Fleischbegriffen ist künftig allerdings nicht mehr erlaubt. Die Hersteller von entsprechenden Ersatzprodukten müssen damit einfallsreich werden, auf Worte wie „Scheiben“ oder „Sticks“ zurückgreifen. Unternehmen haben nun bis zu einem Jahr Zeit, um sich umzustellen und ihre Vorräte aufzubrauchen. Tun sie es nicht, droht ihnen eine Geldbuße von bis zu 7500 Euro.

    Frankreich regelt Bezeichnung von fleischlosen Ersatzprodukten

    Das wurde nun per Dekret beschlossen, das in drei Monaten in Kraft tritt. Frankreich ist damit das erste EU-Land, das diesen Weg geht. Innerhalb der Europäischen Union gilt bislang lediglich ein ähnliches Verbot nur für Milchersatzprodukte auf Pflanzenbasis, die nicht mehr „Milch“, „Käse“ und „Joghurt“ im Namen tragen dürfen. Damit soll die Verwechslungsgefahr verringert und möglichst große Transparenz für die Verbraucher erreicht werden.

    Hinsichtlich des Fleischersatzes machte Paris bereits vor eineinhalb Jahren einen ersten ähnlichen Versuch, bevor der Staatsrat ein entsprechendes Dekret wieder aussetzte. Die Regierung hat es seitdem überarbeitet. Sie veröffentlichte eine Liste mit 21 Wörtern wie Filet, Entrecôte oder Schinken, die nur noch bei echten Fleischprodukten verwendet werden dürfen. Damit kam sie mitten in einer Krise der Landwirtschaft, in der es seit Wochen zu wiederholten Protesten der französischen Bauern kam, einer Forderung der Fleischhersteller entgegen. Der Präsident der nationalen Vereinigung der Rinderzüchter, Patrick Bénézit, begrüßte den Beschluss denn auch als „wesentlich für den Bezeichnungsschutz“. Allerdings gehe ihm der Schritt noch nicht weit genug: Es gelte, die Regeln auf die gesamte EU auszuweiten.

    Neuregelung in Frankreich: Fleischersatz-Industrie ist entsetzt

    Demgegenüber äußerten sich Vertreter der Fleischersatz-Industrie kritisch. Nicolas Schweitzer, Leiter der darauf spezialisierten Marke La Vie, zufolge begünstige das Dekret ausländische Unternehmen und „bringt die lokale Industrie in Gefahr“. Auch das Unternehmen HappyVore befürchtet „eine unterschiedliche Behandlung zwischen französischen und ausländischen Herstellern“. Das hemme die Innovation. Die Mitbegründerin der Tierschutzvereinigung L-214, Brigitte Gothière, schimpfte über eine „normative Absurdität“: „Ein Steak nicht mehr ein Steak nennen, damit haben wir also etwas, das die Krise der Landwirtschaft lösen wird“, spottete sie.

    Tatsächlich sind in Frankreich Fleischersatz-Produkte weniger verbreitet als in Deutschland. Verbraucher finden sie nicht unbedingt in konventionellen Supermärkten, sondern eher in Bioläden. Mit einem Fleischkonsum von fast 76 Kilogramm pro Einwohner und Jahr gehört Frankreich hinter Spanien, Portugal, Deutschland und Polen zu den Staaten, dessen Bürgerinnen und Bürger besonders oft Steaks, Würstchen oder Rinderrouladen zu sich nehmen. Die Tendenz ist allerdings sinkend: Einer Erhebung aus dem vergangenen Jahr zufolge gaben damals 57 Prozent der Befragten an, in den vergangenen drei Jahren weniger Fleisch gegessen zu haben als zuvor. Die Hauptgründe für den Verzicht seien die Inflation und die Umwelt. Einer neueren Studie zufolge würden sich die Klimaziele Frankreichs erreichen lassen, wenn die Menschen ihren Fleischverbrauch noch deutlicher senken würden. Schließlich sei die Ernährung für 22 Prozent des CO₂-Verbrauchs verantwortlich. 

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