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Frankreich: Oh, Champs-Élysées: Die Prachtstraße von Paris kämpft um ihren Ruf

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Oh, Champs-Élysées: Die Prachtstraße von Paris kämpft um ihren Ruf

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    Bei dem riesigen Picknick verhüllte eine Decke mit rot-weißen Karos den Asphalt der Champs-Élysées.
    Bei dem riesigen Picknick verhüllte eine Decke mit rot-weißen Karos den Asphalt der Champs-Élysées. Foto: Aurelien Morissard, AP/dpa

    Es gibt diese eine Straße in Paris, die die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt meiden wie keine andere, während Touristen sie gezielt ansteuern. Weil es sich um eine große Verkehrsachse handelt, fahren die Pariser sie höchstens manchmal mit dem Rad oder Auto entlang und fluchen dann, wenn ihnen Menschen vors Fahrzeug laufen, die Fotos vom Triumphbogen oder der glitzernden Beleuchtung ab Einbruch der Dunkelheit machen. Denn diese Prachtallee zumindest einmal zu besuchen, erscheint Auswärtigen als Muss. „Oh, Champs-Élysées“, sang schon Joe Dassin 1969 im gleichnamigen Chanson, einem Liebeslied über die Begegnung mit seiner Angebeteten auf der Avenue mit dem legendären Namen.

    In die stolzen Gebäude im typischen Haussmann-Stil, benannt nach dem einflussreichen Stadtplaner Georges-Eugène Haussmann, sind über die Jahre überwiegend große Marken und teure Restaurants oder die einschlägigen Schnellimbiss-Ketten eingezogen. Mit acht Spuren gehört die Champs-Élysées zu einer der besonders stark befahrenen Routen der Metropole. „Nie, also wirklich niemals setze ich den Fuß hierher“, verriet die Rentnerin Carole gerade erst Medienleuten. Bis sie am letzten Sonntag doch eine Ausnahme machte, weil sie sich beworben hatte und ausgelost wurde, um dort an einem gigantischen, kostenfreien Picknick teilzunehmen. Fast 273.000 Interessierte gab es, 4400 ergatterten einen Platz. Unter ihnen Carole, die strahlende Augen bekam angesichts der festlichen Stimmung auf der angeblich „schönsten Avenue der Welt“. Organisiert hatte es das „Komitee der Champs-Élysées“, bestehend aus rund 180 Geschäftstreibenden der Straße, die diese wieder attraktiv für die Menschen der Stadt machen will.

    Ein „Komitee der Champs-Élysées“ sammelt Ideen, mit denen die Straße wieder attraktiver werden soll

    Für diesen Zweck verhüllte eine Decke mit rot-weißen Karos den Asphalt. 216 Meter war sie lang und 4112 Quadratmeter groß. Die Picknickkörbe, die in acht Küchen vor Ort zubereitet wurden, enthielten unter anderem Gougères, kleine Gebäckkugeln aus Brandteig, Sandwiches „nach Caesar-Salat-Art“ und Kekse. „Wir haben versucht, Produkte, die wir sonst auch anbieten, in ein Picknickformat zu übertragen“, sagte Emmanuel Sibileau, Küchenchef der schicken Brasserie Fouquet’s.

    Ideen wie diese lässt sich das „Komitee der Champs-Élysées“ regelmäßig einfallen, um die Stadtbewohner auch abseits von hier stattfindenden Großereignissen wie der Ankunft der Tour de France oder der Militärparade am Nationalfeiertag anzuziehen. Denn von den rund 300.000 Menschen, die sich täglich auf dem Bereich zwischen dem Concorde-Platz und dem Triumphbogen tummeln, kommen laut einer Studie gerade einmal fünf Prozent aus Paris. Auch die 25 Hektar großen Parkanlagen im unteren Bereich der Straße ziehen 40-mal weniger Menschen an als der Park Monceau, der zwei Kilometer nordwestlich davon liegt. Vielen sind die Grünflächen schlichtweg nicht bekannt.

    Vor zwei Jahren präsentierte das Komitee in Zusammenarbeit mit dem Rathaus einen Plan, um mehr Einheimische anzuziehen, unter anderem mit der Wiederansiedlung von Kunst und Handwerk. Auch begannen Renovierungsarbeiten, es wurden Gehwege, Bänke und Caféterrassen erneuert und etliche Bäume gepflanzt. Künftig wird der Bereich für Fußgänger vergrößert, jener für den Straßenverkehr verkleinert und der Zugang zum Triumphbogen, der inmitten eines riesigen Verkehrskreisels steht, für Passanten angenehmer gestaltet. Die Pläne entsprechen der Strategie von Bürgermeisterin Anne Hidalgo, den Autoverkehr aus der Stadt zu drängen. Bislang, so Hidalgo, „ist die Avenue mehr im Herzen der Touristen als der Pariser“. Das zu ändern, erscheint ambitioniert. Aber mehr Grün zwischen dem Beton ist ein Anfang.

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