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Frankreich: Notre-Dame in Paris: Wiedereröffnung der Kathedrale 2024 offenbar möglich

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Notre-Dame in Paris: Wiedereröffnung der Kathedrale 2024 offenbar möglich

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    Die Querschiffe der Kathedrale Notre-Dame in Paris werden von zwei neuen Gerüsten überragt. Die Bauarbeiten gehen derzeit zügig voran.
    Die Querschiffe der Kathedrale Notre-Dame in Paris werden von zwei neuen Gerüsten überragt. Die Bauarbeiten gehen derzeit zügig voran. Foto: Davidbordes, dpa

    Der Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame war gerade erst gelöscht und die letzte Flamme seit einigen Stunden verraucht, da gab es schon die Agenda zur Wiedereröffnung des Monuments. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron persönlich gab sie am Tag nach der Feuerkatastrophe im April 2019 in einer Fernseh-Ansprache aus. Mut machen sollte sie all jenen, die geschockt waren von den Bildern des brennenden Pariser Wahrzeichens und der Zerstörung des Dachs, das teils aus mittelalterlichen Eichen bestanden hatte. „Wir werden die Kathedrale noch schöner wieder aufbauen und ich möchte, dass es in fünf Jahren fertig ist“, versprach Macron. „Nach der Zeit der Prüfungen kommt jene des Nachdenkens und dann die der Aktion.“

    Für viele Fachleute hätte etwas längeres Nachdenken über die Machbarkeit einer solchen Mammut-Aufgabe in wenigen Jahren nicht geschadet. Hatte Macron Experten zurate gezogen, als er dieses ehrgeizige Ziel ausgab – oder trieb ihn der Wunsch an, bis zu den Olympischen Spielen in Paris im Jahr 2024 eine wieder geöffnete Kathedrale präsentieren zu können? „Es ist, als sagte ein Arzt zu einem Schwerverletzten, der nach einem Unfall ins Krankenhaus eingeliefert wird, noch vor jeglicher Untersuchung: In fünf Wochen läufst du wieder“, sagte Gaël Hamon, Chef des Unternehmens „Art Graphique & Patrimoine“, das mit technologischen Hilfsmitteln beim Wiederaufbau hilft.

    Restaurierung des eingestürzten Gewölbes von Notre-Dame abgeschlossen

    Auch Marie Dupuis-Courtes, Präsidentin des in der Restaurierung historischer Monumente spezialisierten Unternehmen Cailly, nannte die Frist von fünf Jahren „unrealistisch“, um der Kathedrale „ihren Glanz von einst wieder zurückzugeben“: „Wir sind nicht in einem Schnelligkeit-Wettbewerb. Es braucht Zeit, um die Dinge im Respekt vor dem Kulturerbe zu machen.“ Hinzu kam, dass die Baustelle mehrmals geschlossen werden musste, zunächst aufgrund der hohen Blei-Belastung, der die Arbeiter ausgesetzt waren, dann führte der erste Lockdown während der Corona-Pandemie zu einem wochenlangen Stillstand.

    Und doch vermeldete die eigens gegründete „Öffentliche Einrichtung mit dem Auftrag der Erhaltung und Restaurierung der Kathedrale Notre-Dame von Paris“ nun, dass die Baustelle zuletzt große Fortschritte gemacht habe. „Wir gehen entschlossen auf die Wiederöffnung der Kathedrale im Jahr 2024 zu“, verkündete der Chef der Behörde, Jean-Louis Georgelin, ein ehemaliger Generalstabschef der französischen Streitkräfte, den Macron mit der Mission Wiederaufbau betraut hatte.

    Eine „wichtige Etappe“ sei nun abgeschlossen, so die Behörde, nämlich die Restaurierung des Gewölbes im nördlichen Querschiff, das bei dem Brand eingestürzt war. Dafür wurden 14 Kubikmeter Steine verbaut. Auf dem Vorplatz der Kirche wurde eine Werkstatt eingerichtet, in der Bildhauer an Kopien beschädigter Steinskulpturen arbeiten. Fortschritte gibt es auch beim Ersatz der Steine, die durch die hohen Temperaturen des Feuers in Mitleidenschaft gezogen wurden. Im Inneren sind die Reinigungsarbeiten im südlichen Querschiff fertig. Auch die Säuberung und Restaurierung des großen Kirchenschiffes, der Chorkapellen, der Wandmalereien und des Mobiliars kommen laut Georgelin gut voran. Vier Glasfenster aus dem Jahr 1965 werden derzeit an der Kölner Dombauhütte gereinigt und restauriert.

    Der Wiederaufbau soll komplett identisch mit früher sein

    Außerdem wird im Innenraum ein Gerüst aufgestellt, um den Wiederaufbau des Dachreiters zu ermöglichen. Eine identische Kopie des charakteristischen Vierungsturms, den der Architekt Eugène Viollet-le-Duc im 19. Jahrhundert hinzugefügt hatte und der bei dem Brand heruntergestürzt war, soll ab nächstem Jahr wieder in den Himmel ragen. Mit seinem Wunsch, der Kirche einen „modernen Touch“ zu verleihen, um Spuren der Brandkatastrophe in irgendeiner Form sichtbar zu machen, hatte Macron sich nicht durchgesetzt: Die Chefarchitekten, Kirchenvertreter und auch die Bevölkerung plädierten für einen komplett identischen Wiederaufbau von Notre-Dame – wie um das Feuer vergessen zu machen.

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