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Frankreich: Neuer Zauber für die Champs-Élysées

Frankreich

Neuer Zauber für die Champs-Élysées

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    Frankreichs Prachtmeile, die Champ
    Frankreichs Prachtmeile, die Champ Foto: Christophe Ena, dpa

    Sie ist „die schönste Avenue der Welt“ für die einen – überwiegend für Menschen, die nicht aus Frankreich stammen, von Paris als romantischer Weltstadt träumen und einen Besuch auf der Champs-Élysées nicht auslassen wollen, wenn sie sie bereisen. Den Bewohnern der französischen Hauptstadt selbst gilt sie jedoch als viel befahrene, stressige und kommerzielle Verkehrsachse, die sie nach Möglichkeit meiden.

    Rund 300.000 Menschen tummeln sich jeden Tag auf der Champs-Élysées – abgesehen von den Phasen, in denen aufgrund der Corona-Pandemie nicht oder kaum mehr gereist werden konnte. Doch einer Studie zufolge kommen gerade einmal fünf Prozent der Besucherinnen und Besucher aus Paris oder dem näheren Umkreis. Auch die 25 Hektar großen Parkanlagen im unteren Bereich der Straße ziehen 40 Mal weniger Menschen an als der Park Monceau, der zwei Kilometer nordwestlich davon liegt.

    Politik der Bürgermeisterin Anne Hidalgo

    Das wollen die Stadt und das „Komitee der Champs-Élysées“, deren 180 Mitglieder Geschäftsleute der Straße sind, ändern. Nun stellten sie ihre Pläne für Renovierungsarbeiten für die nächsten Jahre vor. Sie basieren teils auf einer Bürgerbefragung aus dem Jahr 2020 mit 100.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Demnach soll die knapp zwei Kilometer lange Avenue, an deren Seiten bereits Bäume stehen, noch deutlich mehr begrünt werden, auch um für heiße Sommertage „Frische-Inseln“ zu schaffen.

    Zwar ist die Straße inzwischen an einem Sonntag pro Monat für den Autoverkehr gesperrt, doch wird der Raum für Passantinnen und Flaneure noch erweitert und jener der Autos und Busse verringert. Auch beim Verkehrskreisel am Charles-de-Gaulle-Platz um den Triumphbogen, der als einer der gefährlichsten der Stadt, wenn nicht sogar Frankreichs gilt, werden Fahrspuren verringert, und den Zugang zu dem Monument will man einfacher und angenehmer gestalten.

    Anne Hidalgo, sozialistische Bürgermeisterin von Paris.
    Anne Hidalgo, sozialistische Bürgermeisterin von Paris. Foto: Michel Euler, AP/dpa

    Das entspricht ganz der Politik der Bürgermeisterin Anne Hidalgo, die sich nun wieder komplett auf ihre Stadt konzentriert, seit sie bei der Präsidentschaftswahl im April als Kandidatin der Sozialisten ein desaströses Ergebnis von 1,74 Prozent eingefahren hat. Ihr Kampf gegen das hohe Verkehrsaufkommen und die Luftverschmutzung, in dessen Rahmen sie seit 2014 drastische Maßnahmen wie die Sperrung von Straßen, die Reduzierung von Fahrspuren, Parkmöglichkeiten und der Geschwindigkeit anwendet, hat ihr viele Feinde eingebracht. Die Champs-Élysées gehört zu den wenigen Verkehrsachsen, wo noch ein Tempolimit von 50 – statt 30 Stundenkilometern wie in den meisten anderen Bereichen – herrscht.

    Das Projekt, die Champs-Élysées „wieder zu verzaubern“, wie es heißt, kostet insgesamt 30 Millionen Euro und verläuft in zwei Etappen. Bis zum Jahr 2024, wenn Frankreichs Hauptstadt die Olympischen und Paralympischen Spiele ausrichtet, werden Bürgersteige, Bänke und Café-Terrassen renoviert, etliche Bäume gepflanzt und Fahrradwege sollen kommen. Es wird an der Sauberkeit und der Beleuchtung gearbeitet und der Kampf gegen Taschendiebe verschärft. Von 2024 bis 2030 ist dann eine umfangreichere Umgestaltung geplant, die angrenzende Straßen und den Zugang zum Tuilerien-Park mit einschließt.

    Open-Airs an den Champs-Élysées geplant

    Auch das Geschäftsangebot soll sich ändern: Handelt es sich bislang fast ausschließlich um große und oft internationale Marken, die sich in der überaus teuren Straße angesiedelt haben, soll „französische Handwerkskunst“ wieder mehr Raum gegeben werden. Insgesamt, so steht es im Projektentwurf des Büros PCA-Stream des Architekten Philippe Chiambaretta, entstehe eine „Vitrine des ökologischen, digitalen und technologischen Wandels“. Es wird kulturelle Open-Air-Veranstaltungen geben und Spielplätze.

    Bislang ziehen die Champs-Élysées nur bei ganz bestimmten Ereignissen auch die Einheimischen an: bei der Militärparade am Nationalfeiertag, dem 14. Juli, bei der Ankunft der Fahrer der Tour de France, an Weihnachten mit der Glitzer-Beleuchtung und in der Silvesternacht. Nun soll sie ein alltägliches Ausflugsziel werden – für Menschen aus Tokio, Berlin oder Paris gleichermaßen.

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