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Frankreich: Messerattacke in Annecy: Vier Kinder und zwei Erwachsene lebensgefährlich verletzt

Frankreich

Messerattacke in Annecy: Vier Kinder und zwei Erwachsene lebensgefährlich verletzt

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    Ein Angreifer hat in einem Park in der ostfranzösischen Stadt Annecy mehrere Kleinkinder mit einem Messer verletzt.
    Ein Angreifer hat in einem Park in der ostfranzösischen Stadt Annecy mehrere Kleinkinder mit einem Messer verletzt. Foto: Florent Pecchio, dpa/L'Essor Savoyard/AP

    Was geht in einem Mann vor, der Kleinkinder und Senioren in einem Park mit einem Messer angreift und lebensgefährlich verletzt? Groß sind das Entsetzen und das Unverständnis weit über die ostfranzösische Stadt Annecy hinaus, nachdem ein 31-jähriger Syrer dort am Donnerstagvormittag vier Kinder im Alter von 22 Monaten, zwei und drei Jahren sowie zwei Erwachsene brutal attackiert hat. Sie befanden sich in einem Spielplatz im Park „Europa-Gärten“ direkt am Alpenrandsee Lac d‘

    Eines der verletzten Kleinkinder stammt aus den Niederlanden, ein anderes aus dem Vereinigten Königreich. Von den beiden Erwachsenen wurde ein Mann nicht nur durch Messerstiche verletzt, sondern auch von einem der Schüsse getroffen, die die Polizisten abfeuerten, um den Angreifer zu fassen. Präsident Emmanuel Macron zeigte sich bestürzt über die „Attacke von einer absoluten Feigheit“. „Die Nation steht unter Schock“, schrieb er auf Twitter.

    Der Täter war den Behörden bislang unbekannt. Zeugen zufolge rief er zweimal auf Englisch „im Namen von Jesus Christus“ und soll ein Kreuz, das er in einer Kette um den Hals trug, hochgehalten haben. Fotos zeigten einen Mann in schwarzer Sportkleidung und weißen Turnschuhen, mit Sonnenbrille und einem um den Kopf gebundenen Tuch. Er versuchte zwar zu fliehen, wurde aber innerhalb von vier Minuten vor Ort festgenommen und kam in Untersuchungshaft. Innenminister Gérald Darmanin betonte, dass er „dank der schnellen Reaktion der Sicherheitskräfte festgenommen“ werden konnte.

    Bislang ist den Behörden kein terroristisches Motiv bekannt

    Der zuständigen Staatsanwältin Line Bonet-Mathis zufolge wurden Ermittlungen wegen versuchter Tötung aufgenommen, aber es gebe zumindest derzeit „kein einziges ersichtliches terroristisches Motiv“. Der Mann habe ein Messer, aber keine Schusswaffe bei sich getragen. Vor zehn Jahren war er nach Schweden gekommen, wo er einen festen Flüchtlings-Status hatte. Dadurch hielt er sich legal in Frankreich auf, doch ein hier gestellter Antrag auf Asyl wurde im April dieses Jahres zurückgewiesen. Einen festen Wohnsitz habe er laut Bonet-Mathis nicht.

    Dem französischen Nachrichtensender BFMTV zufolge meldete sich eine Syrerin in den Medien, die sich vor Kurzem von ihm getrennt habe und mit der gemeinsamen, drei Jahre alten Tochter in Schweden geblieben war. Das frühere Paar absolvierte demnach jeweils eine Krankenpfleger-Ausbildung über ein Fernstudium. Premierministerin Élisabeth Borne, die noch am Nachmittag in Annecy eintraf, sagte, es handele sich bisherigen Erkenntnissen gemäß um eine isolierte Person, einen Einzeltäter. Auch sie sei erschüttert über diesen „unfassbaren, niederträchtigen Akt“. Französische Medien zitierten einen Mitarbeiter des Parks, der den Täter seit ungefähr zwei Monaten dort gesehen hatte. „Er war jeden Tag da, morgens bis abends und jeder hat ihn irgendwie bemerkt, weil er ganz alleine war.“

    Laut Zeugen griff der Täter bewusst alte Menschen und Kinder an

    Zeugen zufolge hatte er sich als Zielscheibe erkennbar kleine Kinder und ältere Menschen ausgesucht. „Er ging direkt auf Omas und Opas los und stach einen Opi nieder“, berichtete der ehemalige Fußballer Anthony Le Tallec, der sich zufällig vor Ort befand.

    Trotz der zunächst vorherrschenden Unklarheit hinsichtlich der genauen Hintergründe und des Motivs des 31-jährigen Syrers versuchten Politiker des rechten und rechtsextremen Lagers unmittelbar nach der Tat, diese für ihre politischen Zwecke auszuschlachten. „Nach dem Drama von Annecy müssen wir unsere gesamte Migrationspolitik und bestimmte europäische Regeln infrage stellen“, kommentierte der Chef des rechtsextremen Rassemblement National, Jordan Bardella. Republikaner-Chef Éric Ciotti sagte, er erkenne „dasselbe Profil, das man bei diesen Attacken oft sieht“. Andere Politiker äußerten sich zurückhaltender. „Kleine Kinder anzugreifen, bedeutet das Unvorstellbare zu begehen“, sagte Erziehungsminister Pap Ndiyae. Die Abgeordneten der Nationalversammlung legten eine Schweigeminute für die Opfer ein, während weiter über deren Gesundheitszustand gebangt wurde.

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