1,96 Euro – momentan der Preis von durchschnittlich zwei Baguettes in Frankreich – kostet das limitierte Sammlerstück mit olfaktorischem Extra. Das Baguette ist "Brot unseres Alltags, Symbol unserer Gastronomie, Juwel unserer Kultur" befand die französische Post und stellte eine Rubbel-Briefmarke am Tag von Saint Honoré, dem Schutzpatron der Bäcker, vor.
Wenn man die Briefmarke reibt, riecht sie nach Baguette
Mikrokapseln auf der Marke, französisch timbre, setzen durch Reibung den Duft von frisch gebackenem Weißbrot frei. Das Prinzip ist keineswegs neu. In den 90ern und den frühen 2000ern eroberte eine duftende Maus die Schulhöfe. Diddl-Produkte lösten bei Kindern und auch einigen Erwachsenen ein regelrechtes Sammel- und Tauschfieber aus. Ein Detail, das die Diddl-Maus von anderen Papeterie-Cartoons unterschied: Lakritz, Schaumbad, Cappuccino. Die Blöcke versprühten klebrig-süße Gerüche, die leichtes Rubbeln auf dem Papier auslöste. Noch heute können Sammlerinnen und Sammlern die Blöcke, teilweise für mehrere Hundert Euro, auf Ebay ersteigern.
Eine Briefmarke, die nach Weißwurst riecht? Non, merci!
Vielleicht lohnt sich die Baguette-Marke ja als wohlduftende Wertanlage. Infolge der Inflation jedenfalls entfachte rund um das tatsächliche Stangenbrot ein Streit. Bei steigenden Produktionskosten drohte die Bäckerzunft mit stark ansteigenden Baguettepreisen, quelle horreur! Französinnen und Franzosen verzehren jährlich die schier unglaubliche Menge von sechs Milliarden Baguettes. Das sind – Babys mitgerechnet – 100 Stück pro Kopf. Der Franzosen liebstes Brot ist ein nationales Heiligtum, die Unesco erklärte das Baguette 2022 zum Weltkulturerbe. Um das Briefmarkenbrot ist konsequenterweise eine Schleife in Trikolore gebunden.
Was, wenn die Deutsche Post sich etwas Ähnliches ausdenkt? Eine Biermarke mit Hopfen-und-Malz-Aroma? Rubbeln, bis die Weißwurst riecht? Non, merci!