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Frankreich: Endspurt für den Wiederaufbau von Notre-Dame

Frankreich

Endspurt für den Wiederaufbau von Notre-Dame

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    Die Turmspitze der Kathedrale Notre-Dame de Paris ist von einem Baugerüst umgeben. Die Wiedereröffnung der Kathedrale ist für den 8. Dezember 2024 geplant.
    Die Turmspitze der Kathedrale Notre-Dame de Paris ist von einem Baugerüst umgeben. Die Wiedereröffnung der Kathedrale ist für den 8. Dezember 2024 geplant. Foto: Mi. Euler, AP/dpa

    Als von der brennenden Kathedrale Notre-Dame Rauchschwaden hervorstiegen und ihr charismatischer Spitzturm schließlich zu Boden stürzte, hielten zigtausende Menschen vor ihren Fernsehern oder vor Ort in Paris entsetzt den Atem an. Unklar schien damals am Abend des 15. April 2019, ob das mehr als 850 Jahre alte Bauwerk überhaupt standhalten würde. Das tat es, wenn auch schwer beschädigt.

    Der Schock über die teilweise Zerstörung eines der bedeutendsten Wahrzeichen der französischen Hauptstadt war so groß, dass Präsident Emmanuel Macron noch am Folgetag ein kühnes Versprechen abgab: In nur fünf Jahren, versicherte er, werde das Monument wieder errichtet, „schöner als zuvor“. Die Franzosen seien „ein Volk der Erbauer“, schwärmte Macron, dem sofort scharfer Gegenwind entgegenblies. Ein solches Versprechen abzugeben, ohne sich Zeit für die Diagnose des Schadens zu nehmen, zeuge vor allem von ziemlich wenig Ahnung, hieß es von Fachleuten. Aber der Staatschef wollte Hoffnung schaffen – und setzte sich durch: In einem Jahr, am 8. Dezember 2024, soll die Kathedrale Gläubigen und Besuchern wieder offenstehen. Am Freitag besucht Macron die Baustelle. Er sei „sehr zufrieden“ über den raschen Fortgang der Bauarbeiten trotz der Corona-Pandemie und „der extremen Schwierigkeit der Operation“, ließ der Élysée-Palast wissen.

    Bis Juni wird das Dach von Notre-Dame fertiggestellt

    Seit einigen Tagen ragt ein identischer Nachbau des Spitzturms 96 Meter hoch in die Luft. Hergestellt aus verschiedenen Holzarten, mit einem Bleimantel umgeben, befinden sich an der Spitze eine Krone, ein Hahn und ein Kreuz. Der Original-Hahn, der in den Trümmern gefunden wurde, soll wie andere Objekte aus dem Inneren später in einem Museum über Notre-Dame ausgestellt werden, das noch eröffnet werden soll. Wann und wo, das entscheidet der Präsident. Dasselbe gilt für den Vorschlag des Pariser Erzbischofs, einige der neu einzusetzenden Kirchenfenster zeitgenössisch zu gestalten. Auch Macron hatte sich zunächst für einen „modernen Touch“ ausgesprochen, um eine Spur der Brandkatastrophe und des Wiederaufbaus zu hinterlassen. Er nahm dann von der Idee Abstand, denn die Vertreter der Kirche, der Chef-Architekt sowie die Öffentlichkeit wollten exakt dieselbe Kathedrale wie vorher. 

    Flammen und Rauch steigen am 15. April 2019 von der Pariser Kathedrale Notre-Dame auf.
    Flammen und Rauch steigen am 15. April 2019 von der Pariser Kathedrale Notre-Dame auf. Foto: Thibault Camus/AP, dpa

    Bis Juni 2024 werden das Balkenwerk sowie das Dach fertiggestellt. Es folgen die Installation der Elektrizität, des Brandschutzes und der Heizung, ab Ende des Sommers kann das Mobiliar einziehen. Bislang wurden rund 700 der 840 Millionen Euro ausgegeben. Der Brand hatte zu einer Welle an Spenden aus der ganzen Welt geführt.

    Beim Brand von Notre-Dame waren 400 Tonnen Blei freigesetzt worden

    Zuletzt kochte eine Debatte wieder auf, die es bereits kurz nach dem Brand gab. Damals wurden mehr als 400 Tonnen Blei aus Dach und Spitzturm freigesetzt – das Metall gelangte auf Straßen, Gehwege, Brücken. Die Gefahr der Bleibelastung für die Arbeiter galt zeitweise als so groß, dass die Baustelle gestoppt und gereinigt werden musste. Vor wenigen Tagen demonstrierten Kritiker gegen die Verwendung des Metalls beim Wiederaufbau. „Eine der Charakteristiken des für das Dach verwendeten Walzbleis besteht in der Freisetzung von Feinstaub im Laufe der Zeit“, erklärte Annie Thébaud-Mony, Wissenschaftlerin am nationalen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung. Die Gegner verweisen darauf, dass die Verschmutzung vor allem vom Herunterrieseln von Regen rühre. Einer Berechnung des Hohen Rates für die öffentliche Gesundheit zufolge befinden sich allein in diesem Regenwasser pro Jahr 21 Kilogramm Blei. Aus dem Élysée-Palast hieß es nun, das Regenwasser werde aufgefangen. Präsident Macron werde das Thema „sicherlich nicht umgehen“. 

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