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Frankreich: Eiffelturm in Paris wegen Streik der Beschäftigten geschlossen

Frankreich

Eiffelturm in Paris wegen Streik der Beschäftigten geschlossen

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    Pech gehabt: Touristen, die in diesen Tagen den Eiffelturm besichtigen wollen, müssen wieder umdrehen.
    Pech gehabt: Touristen, die in diesen Tagen den Eiffelturm besichtigen wollen, müssen wieder umdrehen. Foto: Michael Evers, dpa

    „Was? Geschlossen?“ Zwei junge Frauen posieren gerade für Selfies vor dem Eiffelturm, als sie von vorbeigehenden Touristen erfahren, dass es hier heute keinen Zutritt gibt. „Ja, wegen Streik“, rufen diese ihnen zu. Sie sei extra mit ihren Enkeln hergefahren, um ihnen die „Eiserne Dame“ zu zeigen, berichtet eine Seniorin am Donnerstag enttäuscht. „Aber immer, wenn man während der Schulferien nach Paris kommt, streiken die Mitarbeiter der Monumente.“

    Für den Eiffelturm trifft das zwar sonst nicht zu, doch momentan häufen sich auch dort die Tage, an denen hier niemand reinkommt. Seit Montag haben die Angestellten nach einem entsprechenden Aufruf der beiden Gewerkschaften CGT und FO ihre Arbeit niedergelegt; ebenso wie bereits am 27. Dezember, dem 100. Todestag des Ingenieurs Gustave Eiffel, der das Bauwerk für die Pariser Weltausstellung 1889 errichten ließ.

    Die Streikenden sagen: Die Stadt Paris bringt den Eiffelturm in Gefahr

    Die Gründe sind jeweils dieselben. Die Streikenden werfen der Stadt, die 99 Prozent des Kapitals der Betreibergesellschaft Sete besitzt, vor, das beliebte Wahrzeichen in Gefahr zu bringen, indem sie eine zu hohe Abgabe fordert. Diese soll von jährlich 16 auf 50 Millionen Euro steigen. Im Mai steht eine entsprechende Abstimmung im Stadtrat an, bei der auch eine Erhöhung der Ticketpreise um 20 Prozent beschlossen werden soll. Die Gewerkschaften weisen darauf hin, dass dem Eiffelturm aufgrund der einjährigen Schließung während der Coronakrise Einnahmen in Höhe von 130 Millionen Euro entgingen. Demgegenüber betrugen die Kosten für Wartungsarbeiten mehr als 120 Millionen Euro, vor allem, da beim Entfernen alter Farbschichten Blei entdeckt wurde.

    Gleichzeitig mahnen die Arbeitnehmervertreter dringend Investitionen an. Bislang seien nur drei Prozent des Bleis entfernt worden und der Turm müsse unbedingt gestrichen werden. Gustave Eiffel empfahl einen Rhythmus von sieben Jahren. Doch die letzte Streichaktion liegt fast 14 Jahre zurück. „Der Eiffelturm ist in einem verwahrlosten Zustand“, beklagte der Gewerkschafter Denis Vavassori. „Wenn Sie näher hingehen, sehen Sie von unten die Rostspuren.“ So etwas hätten selbst Mitarbeiter, die seit 30 Jahren dort beschäftigt seien, nie erlebt. Außerdem seien Renovierungsarbeiten bei den Aufzügen notwendig, um die Belieferung der Restaurants zu gewährleisten und das Personal in die Höhe zu befördern.

    Der stellvertretende Bürgermeister Emmanuel Grégoire versicherte hingegen in einem Radio-Interview, der Eiffelturm sei in einem sehr guten Zustand und die Stadt unterstütze ihn als ihr „Kronjuwel“, zuletzt mit 60 Millionen Euro. In dieser festgefahrenen Situation fordern die Gewerkschaften neue Verhandlungen. Am Donnerstag war eine Unterredung zwischen deren Vertretern und der Leitung der Sete geplant.

    In fünf Monaten beginnen in Paris die Olympischen Sommerspiele

    Zu diesem Anlass unterstützte auch die Generalsekretärin der CGT, Sophie Binet, die Angestellten vor Ort. Wenn es sein müsse, komme sie jetzt jeden Tag, warnte sie. „Der Streik wird weitergehen, bis die Mitarbeiter zu ihrem Recht kommen, weil diese Mobilisierung im allgemeinen Interesse ist: Sie zielt darauf ab, dass der Eiffelturm die Mittel für eine langfristige Zukunft bekommt.“

    Fünf Monate vor Beginn der Olympischen Spiele gibt es bei der Stadt und der Regierung die Sorge vor Protesten – ausgerechnet während dieser für den Tourismus so wichtigen Zeit. Dies schlossen die Eiffelturm-Mitarbeiter nicht aus, sollte die Stadt weiter an ihrem „unrealistischen Wirtschaftsmodell“ festhalten. Im vergangenen Jahr zog das 330 Meter hohe Wahrzeichen 6,3 Millionen Besucher an.

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