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Frankreich: Die Macrons kämpfen gegen ein hartnäckiges Gerücht

Frankreich

Die Macrons kämpfen gegen ein hartnäckiges Gerücht

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    Brigitte und Emmanuel Macron trennen 24 Jahre.
    Brigitte und Emmanuel Macron trennen 24 Jahre. Foto: Philipp von Ditfurth, dpa

    Es ist ein sensibles Thema für Emmanuel Macron, das lässt er an der Art erkennen, wie er darüber spricht. Langsam, jedes Wort abwägend. Ein Journalist hat dem französischen Präsidenten gerade eine Frage über das Problem sexistischer Angriffe im Allgemeinen und gegen seine Frau Brigitte Macron im Besonderen gestellt. Er spielt auf die in den sozialen Netzwerken zirkulierenden Gerüchte an, sie sei in Wahrheit eine Transperson. "Am Schlimmsten bei den falschen Informationen und erfundenen Szenarien ist, dass die Leute das irgendwann glauben", sagt Macron. "Das trifft sie in ihrer Intimität. Mehr werde ich dazu nicht sagen."

    Es ist sein Versuch, auf eine zutiefst persönliche Behauptung zu reagieren, sie "nicht durchgehen zu lassen" und zugleich nicht noch mehr Öl in ein Feuer zu gießen, das er eigentlich schnell wieder löschen will. Seit Jahren zirkulieren Behauptungen über Frankreichs First Lady im Internet, denen zufolge sie ein Mann gewesen sei, der sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen habe. In Video-Parodien werden Interviews mit der 71-Jährigen mit einer Männerstimme unterlegt oder ihre schmalen, gerade geschnittenen Kleider verspottet. Vor seiner Wahl 2017 hatte auch Macron selbst mit Gerüchten zu kämpfen, er sei homosexuell und die Ehe mit seiner ehemaligen Lehrerin Brigitte Macron reiner Schein. Er machte damals russische Staatsmedien wie Sputnik und Russia Today mitverantwortlich für die Verbreitung der Behauptungen. Doch während sie wieder weitgehend verschwunden sind, halten sich jene über seine Frau hartnäckig.

    Emmanuel und Brigitte Macron, hier beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau 2022: Sie war seine Lehrerin, er noch nicht einmal volljährig, als die Liaison begann.
    Emmanuel und Brigitte Macron, hier beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau 2022: Sie war seine Lehrerin, er noch nicht einmal volljährig, als die Liaison begann. Foto: Michael Kappeler, dpa (Archivbild)


    Aufgebracht hat sie zum ersten Mal im Dezember 2021 Natacha Rey, die sich selbst als "unabhängige Journalistin" bezeichnet, in einem vierstündigen Video. Darin behauptet sie, die Première Dame heiße in Wahrheit Jean-Michel Trogneux. Tatsächlich gibt es einen Mann mit diesem Namen – Brigitte Macrons Bruder. Das selbst ernannte "Medium" Amandine Roy, die in Kreisen der Verschwörungsgläubigen Einfluss hat, teilte das Video auf ihrem Youtube-Kanal, wo es Hunderttausende Male angeklickt wurde. Im März 2022 griff die rechtspopulistische US-Aktivistin Candace Owens, die Ex-Präsident Donald Trump nahesteht, die Fake News in einem Podcast auf und verbreitete sie so unter Rechtsextremen in den USA. Auf diese Weise machte sie Stimmung gegen Frankreich wie auch gegen Transpersonen.

    Über die Art und Weise, wie sich eine randständige, ja groteske Idee so verselbstständigen konnte, hat die Journalistin Emmanuelle Anzon ein Buch mit dem Titel "Die Affäre Madame, Anatomie einer Fake News: Der Tag, an dem die Première Dame ein Mann wurde" geschrieben. Ihr zufolge sind nicht nur Extremisten empfänglich für die Lügenerzählungen, sondern auch Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. "Es geht hier um die Ablehnung der Eliten und ein absolutes Misstrauen gegenüber den politischen und Medien-Institutionen." Dahinter stehe die Vorstellung, die Regierungsverantwortlichen seien verdorben und verbergen die Wahrheit über das, was sie tun und was sie sind. In Brigitte Macrons Fall ihre Geschlechtsidentität. Anders liege der Fall bei der Ausschlachtung durch Aktivisten: "Hier besteht das Ziel natürlich darin, den Staat zu destabilisieren." Die Affäre bekomme dann eine geopolitische Dimension.

    Brigitte Macron zieht gegen Gerüchte vor Gericht

    Brigitte Macron hat Klage gegen Natacha Rey und Amandine Roy eingereicht, im nächsten Frühjahr soll der Prozess stattfinden. Es gehe nicht an, dass ihr Stammbaum von anderen Personen verändert werde, außerdem könne sie nicht gegen Cybermobbing in der Schule kämpfen, ohne sich zu wehren, wenn es um sie selbst gehe, erklärte sie in einer Radiosendung. "Man würde mir sagen: Sie tun ja nichts." 

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