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Frankreich: Bewohner flüchten aus Paris – jetzt greift die Stadt ein

Frankreich

Bewohner flüchten aus Paris – jetzt greift die Stadt ein

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    Paris ist beliebt bei Urlaubsgästen, doch gerade viele Familien haben die Stadt hassen gelernt.
    Paris ist beliebt bei Urlaubsgästen, doch gerade viele Familien haben die Stadt hassen gelernt. Foto: Andrea Warnecke, dpa

    Die Menschen aus Paris kehren ihrer Stadt mehr und mehr den Rücken. Zwischen 2012 und 2022 zogen fast 123.000 Einwohnerinnen und Einwohner weg. Mit 2,1 Millionen Menschen auf 105 Quadratkilometern handelt es sich bei Paris zwar weiterhin um eine der am dichtesten bewohnten Metropolen weltweit. Doch der Bevölkerungsschwund beunruhigt im Rathaus, zumal es sich bei den Abtrünnigen vor allem um Familien mit Kindern handelt. Immer mehr Schulklassen haben zu wenige Kinder. Die Hauptstadt, die im Ausland oft als Sehnsuchtsort verklärt wird, gilt vielen Französinnen und Franzosen als teuer, stark verschmutzt und stressig.

    Eine der Lösungen, mit denen Bürgermeisterin Anne Hidalgo dem Trend entgegenwirken will, besteht im Konzept der 15-Minuten-Stadt. Es setzt auf eine dezentrale Organisation, um den Menschen mehr Lebenszeit zu schenken, die sie nicht in Staus verbringen müssen. Von jedem Ort aus soll innerhalb von einer Viertelstunde zu Fuß oder mit dem Fahrrad alles erreichbar sein, was sie im Alltag brauchen: Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, Arbeit, Schulen und Kindergärten, Restaurants, Vereine, Grünflächen und kulturelle Angebote. "Zum Beispiel können Schulen am Wochenende als Orte zum Lesen und Spielen geöffnet werden", heißt es aus dem Rathaus. Angedacht ist auch die Schaffung von Sportklubs, in denen Eltern Sport machen und zugleich ihre Kinder betreuen lassen können.

    Die einzelnen Viertel in Paris sind ganz unterschiedlich

    Entwickelt hat das Konzept der 15-Minuten-Stadt der Franko-Kolumbianer Carlos Moreno, Professor für Urbanismus an der Universität Paris I. Er weist aber darauf hin, dass es sich nicht um eine Art "Zauberformel" handle, sondern die Maßnahmen an die lokalen Gegebenheiten jeder Stadt angepasst werden müssten. "Paris ist eine Weltstadt mit einem Ungleichgewicht zwischen Osten und Westen, Norden und Süden", gibt er zu bedenken. Hinsichtlich der Unterschiede zwischen den Vierteln bei der Wirtschaftskraft, den Wohnbedingungen und den vorhandenen Arbeitsplätzen seien Ausgleichsmaßnahmen notwendig.

    Viele Experten kritisieren Morenos Ansatz. Alles drehe sich um die Stadtbewohnerinnen und -bewohner, aber es gebe doch auch Touristen, Studentinnen, Arbeiter, sagt Jean-Marc Offner, Direktor einer Urbanismus-Agentur in Bordeaux: "Indem man das Lokale überbetont, leugnet man das Hauptkapital einer Metropole: die Vielfalt." Jean Naem, Spezialist für sozialen Wohnungsbau, betont: "Wenn dann noch das Verbot hinzukommt, mit einem Diesel- oder einem älteren Fahrzeug in die Innenstädte zu fahren, erreicht der Ausschluss mancher Gruppen seinen Gipfel."

    Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris.
    Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris. Foto: Michel Euler, AP/dpa

    Anne Hidalgo hingegen argumentiert, es gehe "um die ökologische Wende der Stadt, während zugleich das Alltagsleben der Pariser verbessert wird". Sie macht aus dem Ausbau der Radwege und der Schaffung von mehr Raum für Fußgänger eine Priorität. Fahrzeuge, allen voran jene mit hohem CO2-Ausstoß, werden aus dem Zentrum verdrängt. Bis 2026 will sie alle Straßen fahrradfreundlich machen. Immer mehr Bereiche im Zentrum können nur noch von Taxis, Bussen, Anwohnern sowie Feuerwehr-, Kranken- und Polizeiwagen befahren werden. 

    Auch ließen Hidalgo und ihr Vorgänger Bertrand Delanoë die unteren Ufer der Seine für den Verkehr schließen. Heute flanieren hier Fußgänger, Cafés und Spielplätze sind entstanden. Zudem hat die Bürgermeisterin das Ziel ausgegeben, bis 2026 insgesamt 170.000 neue Bäume pflanzen zu lassen. Große Plätze werden umgestaltet und begrünt, auch am Boulevard Champs-Élysées entsteht ein großer Park, damit das Viertel nicht nur für Urlaubsgäste attraktiv ist, sondern auch für die Stadtbewohner, die künftig weniger Gründe haben sollen, Paris zu verlassen.

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