Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Frankreich: Bestürzung nach Jagdunfall: Braucht Frankreich neue Waffengesetze?

Frankreich

Bestürzung nach Jagdunfall: Braucht Frankreich neue Waffengesetze?

    • |
    In Frankreich, aber auch in Deutschland, ist die Jagd teils heftig umstritten.
    In Frankreich, aber auch in Deutschland, ist die Jagd teils heftig umstritten. Foto: Philipp Schulze, dpa (Symbolbild)

    Es sollte ein normaler Nachmittagsspaziergang an der Seite ihres Freundes sein – eine 25-Jährige überlebte ihn allerdings nicht. Die junge Frau ist am vergangenen Samstag auf einem ausgeschilderten Wanderweg im Örtchen Cassaniouze in Zentralfrankreich von einem Schuss aus dem Gewehr einer 17-Jährigen getötet worden. Diese hatte sich an einer Wildschweinjagd beteiligt.

    „Sie wurde an der linken Körperseite getroffen und verstarb noch vor Ort“, sagte der zuständige Staatsanwalt Paolo Giambiasi über die 25-Jährige. Einem schnell zu Hilfe geeilten Arzt aus der Nachbarschaft und auch mit einem Helikopter eingetroffenen Notärzten war es nicht mehr gelungen, sie zu retten.

    Die Ermittlungen laufen. Klar ist: Die Jugendliche hatte einen Jagdschein

    Gegen die Jugendliche, die den Schuss abgegeben hatte, wurden Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. Sie befand sich nach dem Vorfall in einem Schockzustand und kam in medizinische und psychologische Betreuung. Ein bei ihr vorgenommener Drogen- und Alkoholtest verlief negativ. Seit ihrem 16. Lebensjahr hatte sie bereits einen Jagdschein. In Frankreich dürfen Minderjährige ab 15 Jahren in Begleitung Erwachsener auf die Jagd gehen.

    Der Unfall hat in Frankreich eine Debatte über die Jagdregeln neu entfacht, die regelmäßig hochkocht. Und das umso mehr, als dass sie inmitten des laufenden Präsidentschaftswahlkampfes geführt wird. Die Staatssekretärin für Biodiversität, Bérengère Abba, nannte den Vorfall „unerträglich und inakzeptabel“: „Die Ermittlungen laufen, die Entscheidungen werden folgen, damit so etwas nie wieder passiert.“

    Der grüne Präsidentschaftskandidat Yannick Jadot erinnerte daran, dass er in seinem Programm vorschlage, das Jagen an Wochenenden und während der Schulferien zu verbieten. „Niemand sollte wegen der Jagd sterben“, sagte er. Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon forderte einen Verkaufsstopp für scharfe Waffen. Demgegenüber sprach sich Rechtspopulistin Marine Le Pen dafür aus, die „althergebrachte Tradition“ beizubehalten: „Wenn Sie den Jägern das Jagen am Wochenende verbieten, können sie das nicht mehr tun, weil sie unter der Woche arbeiten“, sagte sie.

    In Frankreich gab es eine Petition. Gefordert wird eine "Jagd-Pause"

    Erst im vergangenen Herbst wurden innerhalb von kurzer Zeit ein Autofahrer getötet und ein Wanderer verletzt, nachdem sie jeweils von einer „verirrten“ Kugel getroffen worden waren. In der Folge kamen in einer Petition mehr als 120.000 Unterschriften zusammen, die die Forderung nach einer „Jagd-Pause“ mittwochs – wenn in Frankreich teils kein Schulunterricht ist – und an Sonntagen unterstützten. Eine Kommission im Senat beschäftigt sich derzeit damit. Sie soll ihre Ergebnisse im Sommer präsentieren.

    Insgesamt ging die Zahl der Jagdunfälle in Frankreich in den vergangenen Jahrzehnten aber zurück. Wurden im Jahr 2000 noch 232 Opfer, davon 39 Tote, gezählt, waren es 2010 131 – davon 19 Tote. Im vergangenen Jahr gab es 80 Unfälle, von denen sieben tödlich endeten.

    Kein anderes europäisches Land zählt so viele Jägerinnen und Jäger wie Frankreich. Sie gelten als wichtige Wählergruppe und haben eine starke Lobby. Rund vier Millionen Menschen besitzen einen Jagdschein. Laut nationaler Jägervereinigung FNC sind von ihnen exakt 1,173 Millionen als Jägerinnen und Jäger aktiv. FNC-Präsident Willy Schraen rief in den sozialen Medien alle lokalen Jagdverbände dazu auf, nun noch mehr Vorsicht walten zu lassen: „Es geht um unsere kollektive Zukunft“, sagte er. Der Vorfall vom Samstag sei „ein absolutes Drama, das durch nichts wiedergutgemacht werden kann“.

    Tragische Jagdunfälle gibt es auch in Deutschland. Zuletzt starb Anfang des Jahres ein Jäger

    Auch in Deutschland kommt es immer wieder zu tragischen Jagdunfällen. Die Tierschutzorganisation Peta fordert unter anderem deshalb seit Jahren schon ein Verbot der Hobbyjagd, weil diese großes Leid bei Mensch und Tier verursache. Mehrere Dutzend Deutsche würden Jahr für Jahr durch Jagdwaffen getötet oder verletzt und Hunderttausenden Tieren durch Fehlschüsse Leid zugefügt, so Peta.

    Im vergangenen Jahr machte etwa ein Jagdunfall bei Heretsried im Landkreis Augsburg Schlagzeilen, als bei einer Treibjagd ein 36-Jähriger angeschossen und schwer verletzt wurde. Zu einem tödlichen Jagdunfall kam es Anfang Januar im unterfränkischen Landkreis Kitzingen. Während einer Treibjagd hatte ein Querschläger einen 78-Jährigen getroffen. Der Jäger war leblos auf einem Hochsitz gefunden worden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden