Wo Tierbesitzer sterben, zum Pflegefall werden oder anderweitig aus ihrem bisherigen Alltag gerissen werden, stehen Angehörige, Freunde oder wer immer sich um die Organisation dieses fremden Lebens kümmert, vor einer zusätzlichen Herausforderung: wohin mit Katze, Hund, Kanarienvogel? An Bekannte vermitteln? Ins Tierheim geben, sich herzlos fühlen und hoffen, dass sich dort ein neues Frauchen findet? Oder den schwer vermittelbaren Rauhaardackel doch selbst behalten? Vor einer superlativen Version dieses Problems standen die kolumbianischen Behörden, nachdem sie 1993 Drogenboss Pablo Escobar erschossen hatten.
Der Chef des berüchtigten Medellín-Kartells hatte auf seiner Ranch Hacienda Nápoles nämlich einen Privatzoo betrieben, unter anderem mit Giraffen, Nashörnern, Elefanten, Kängurus, Kamelen - und Flusspferden. Die meisten Tiere wurden an andere Zoos verkauft, doch die Flusspferde blieben. Im nahegelegenen Magdalena-Becken fanden die Hippos ideale Lebensbedingungen vor, sie gingen also hin und mehrten sich. Und mehrten sich. Und mehrten sich. Heute leben in der Gegend mehr als 160 Exemplare der Gattung. Die Population ist mittlerweile die größte außerhalb Afrikas und längst zum Problem geworden für das Ökosystem, für die Landwirtschaft – und für die Sicherheit der Menschen, die 1500-Kilo-Kolosse gelten als aggressiv.
9000 Euro für eine Flusspferd-Sterilisation
Flusspferde sind zudem äußerst reproduktiv, können sich fast ihre gesamte Lebenszeit lang fortpflanzen. Wissenschaftler warnen, dass die Population aus Escobars Nachlass bis 2035 auf 1000 Tiere angewachsen könnte. Die kolumbianische Regierung will die Hippos nun nach und nach sterilisieren lassen. Da die chirurgischen Eingriffe aber aufwändig, gefährlich und außerdem teuer sind – eine Sterilisation kostet umgerechnet etwa 9000 Euro –, werden auch weitere Maßnahmen zur Eindämmung in Erwägung gezogen. So könnten Tiere umgesiedelt oder sogar eingeschläfert werden. Glücklich, wer sich da nur um einen mürrischen Dackel kümmern muss.