Die Bilder sind beunruhigend: Am Ufer der Oder auf der Höhe von Frankfurt und umliegender Orte treiben zahlreiche tote Fische. Die Stadt Frankfurt (Oder) und auch die Landkreise Oder-Spree, Märkisch-Oderland, Barnim und Uckermark warnen die Bevölkerung vor Kontakt mit Wasser aus der Oder, ihren Nebenarmen und -gewässern und aus der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße. Dort sollte man nicht angeln und auch keine Fische aus diesen Gewässern essen. Zudem sollte man das Wasser auch nicht zur Bewässerung oder zur Viehtränkung benutzen. Die Warnungen gelten so lange, bis belastbare Informationen über die Gründe vorliegen.
Fischsterben in der Oder: Was ist die Ursache?
Nach Angaben des brandenburgischen Umweltministeriums haben sich erste Hinweise auf einen hochgiftigen Stoff ergeben. Wie die polnische Umweltschutzbehörde berichtet, sei der Auslöser wahrscheinlich eine Verschmutzung durch die Industrie. Behörden werten noch Proben aus. Weitere Ergebnisse werden am Freitag erwartet. Auch das Landeskriminalamt ermittelt.
Am späten Donnerstagnachmittag teilte das brandenburgische Umweltministerium mit, dass vor einigen Tagen eine starke Welle organischer Substanzen durch Frankfurt an der Oder gegangen sei und sich seitdem flussabwärts fortsetze, aktuell bis Schwedt. Die Auswirkungen auf das Ökosystem lassen auf synthetische chemische Stoffe, sehr wahrscheinlich auch mit toxischer Wirkung für Wirbeltiere schließen.
„Alles deutet darauf hin, dass die Verschmutzung der Oder, die zum Sterben zahlreicher Fische geführt hat, industriellen Ursprungs sein könnte“, sagte Magda Gosk, stellvertretende Leiterin der polnischen Umweltschutzbehörde, laut der Deutschen Presse-Agentur. Mit Drohnenüberflügen sollen potenzielle Verschmutzungsquellen aufgespürt und festgestellt werden, wie der Zustand des Flusses sei. Jetzt soll herausgefunden werden, um welche Substanz es sich handelt und wer diese in die Oder eingeleitet hat.
Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) kritisiert in einem Interview mit demrbb die polnische Informationspolitik. Die polnischen Behörden hätten nicht offiziell über Ereignisse in Opole am 27. oder 28. Juli informiert. Es wurden in größerem Umfang Lösungsmittel freigesetzt, die möglicherweise auch für das Fischsterben verantwortlich sind.
Oder: Zehn Tonnen verendeter Fische geborgen
Wie viele Fische verendet sind, ist noch nicht ganz klar. Laut dem Chef der polnischen Wasserbehörde, Przemyslaw Daca, wurden insgesamt zehn Tonnen verendeter Fische geborgen. „Das zeigt, dass wir es mit einer gigantischen und entsetzlichen Umweltkatastrophe zu tun haben.“
Unterdessen weitet sich das Fischsterben in der Oder offenbar aus. Auch 100 Kilometer abwärts von Frankfurt bei Schwedt im Nationalpark Unteres Odertal seien Fischkadaver entdeckt worden. Auch ein verendeter Biber sei gefunden worden.