Im Finale von Bauer sucht Frau 2012 wird es richtig schmalzig. Peter und Nicole schmachten sich gegenseitig an. Kurt und Sonja machen das Bauernhaus in Mittelfranken kinderfreundlich und ständig wird Kaffee ans Bett gebracht. Kuschel- und Knuddelbären legen sich mächtig ins Zeug, um entweder dem begehrten Weib zu gefallen oder die Verwandtschaft aus dem fernen Brandenburg von ihrer Familientauglichkeit zu überzeugen.
Bei Bauer sucht Frau geht es schnell
Weil sich Nicole bei Peter so richtig wohl fühlt, organisiert sie abends ein überraschendes Picknick. Die Romantik hält sich verständlicherweise in Grenzen, bei all den Scheinwerfern und Kameras, die rund um die nett drapierten Strohballen stehen und auf das glückselige Paar draufhalten. Überhaupt, ein Picknick im Stall sollte man einfach einmal gemacht haben. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz haucht die Monteurin ihrem Knuddelbären ein zartes „Ick liebe disch von janzem Herzen“ ins Ohr. Man kann als Außenstehender eigentlich nur staunen, wie schnell so etwas manchmal geht. Dafür gibt es sicherlich eine Erklärung, vielleicht sind auch die eigenen Maßstäbe neu zu überdenken.
Finale von Bauer sucht Frau 2012: Die Kitschbombe platzt
Dies umso mehr, wenn Kartoffelbauer Clemens vormacht, wie sich ein echter Gentleman zu benehmen hat. Wieder Kaffee am Bett. Bei den weiblichen Zuschauern prägt sich allmählich eine gewisse Erwartungshaltung aus. Das sollte sich der reiche Clemens vielleicht auch einmal zu Herzen nehmen. Endgültig platzt die Kitschbombe, als der Kartoffelbauer mit seiner Angebeteten im Sportflugzug eine Schleife über seinem Acker dreht, in den er zuvor ein riesiges Herz eingepflügt hat. Dass der Zustand der Liebe geistiger Verwirrung sehr ähnelt, wird hier offenbar. Gibt es denn niemanden, der Clemens einmal sagt, dass er, sollte er das Geld weiterhin so aus dem Fenster werfen, bald ein Fall für Peter Zwegat ist. Aber dadurch erhält sich die Unterhaltungsmaschinerie wohl selbst am Leben.
Sonja strahlt, Kurt ist der Mann, den sie einmal heiraten will
"Bauer sucht Frau": Liebe, Hochzeiten, Babys
Die Erfolgsbilanz der Kuppelshow "Bauer sucht Frau" ist beachtlich. Ein Überblick:
Es bildeten sich in sieben Staffeln rund 20 Paare, elf Mal wurde geheiratet.
Beginnen wir mit den Hochzeiten:
Bauer Herbert (erste Staffel) aus Oldenburg hat seine Karin 2006 geheiratet.
Rinderwirt Maik war lange Single. Direkt nach Staffel drei lernte er seine jetzige Ehefrau Judith kennen.
2009 hat Bruno Anja geheiratet, die er über die TV-Show 2007 in der dritten Staffel kennengelernt hat. Die beiden waren Anfang Oktober 2011 in einen schweren Autounfall verwickelt, kamen aber mit dem Schrecken davon.
In der fünften Staffel lernte Bauer Markus seine Jennifer kennen. Die beiden gaben sich im September 2011 das Ja-Wort.
Auch der schüchterne Willy und die resolute Rosi haben sich in Staffel fünf kennengelernt. Auch die zwei haben laut RTL den Bund fürs Leben geschlossen.
Das bekannteste Paar der Serie sind wohl Josef und Narumol - ebenfalls aus Staffel fünf. Sie haben medienwirksam im Juli 2010 "Ja" zueinander gesagt.
Die Bauern haben auch Nachwuchs bekommen:
Den ersten Zuwachs gab es 2007: Hauke und Christian schenkten Imke Caroline das Leben.
Bauer Jürgen aus Staffel drei bekam zwei Kinder mit Ulrike. Allerdings trat Ulrike nicht in "Bauer sucht Frau" auf.
Auch Bauer Günne aus Staffel vier ist stolzer Papa. Allerdings lernte auch er die Mutter seines Kindes fernab von TV-Kameras kennen.
Johannes und Anja aus Staffel sechs sind ebenfalls Eltern. Dabei war Anjas Schwangerschaft mit einem kleinen Skandal verbunden: Sie war nämlich bereits schwanger, als sie Johannes in der Show kennenlernte.
Und das Traumpaar Josef und Narumol hat ebenfalls Nachwuchs bekommen. Die kleine Josefina wurde im Juli 2011 geboren.
Zumindest scheint die Nummer mit dem Flugzeug zu ziehen, denn auch zwischen Sandra und Clemens herrscht im Finale bei Bauer sucht Frau 2012 eitel Sonnenschein. Als Liebesbeweis erhält die Herzensdame sogar einen eigenen Hausschlüssel – sie soll ja wieder kommen.
In Mittelfranken gibt man sich im Haus von Bauer Kurt dagegen weitaus bodenständiger. Der kleine Nils soll sich auf dem Hof und in der neuen Familie wohlfühlen, weshalb als erstes das Kinderzimmer frisch gestrichen werden muss. Wie für eine happy family üblich streichen alle zusammen. Sogar der Kleine darf mit dem Pinsel ran. Kurt und Nils klatschen sich nach getaner Arbeit ab: „Tschack-Bumm-bülülülü“ – das muss man nicht verstehen. Die Mama aber freut’s. Sonja strahlt übers ganze Gesicht: Kurt ist der Mann, den sie irgendwann einmal heiraten will. Ihr nimmt man es noch am ehesten ab.
Bauer hat die kaltherzige Politesse schnell vergessen
Auch der von der kaltherzigen Politesse – nein, das hat nichts mit Klischees zu tun – so im Stich gelassene Martin hat mit der Sachbearbeiterin und alleinerziehenden Mutter Ibolja endlich eine Frau gefunden, die es ernst mit ihm meint. Da ist Conny schnell vergessen. Die ganze Szene erinnert aber eher an eine Doku-Sendung, in der sich alleinstehende Männer über die Qualitäten von Frauen aus dem Heiratskatalog erkundigen. Wie können sich zwei erwachsene Menschen, die sich noch kaum kennen, bereits so offen über gemeinsame Kinderwünsche austauschen? Muss man das verstehen? Was soll‘s, das Land braucht Nachwuchs. Irgendwer soll ja später einmal unsere Rente zahlen.
Währenddessen harrt der treue Dieter seiner neu hinzugewonnen Verwandtschaft. Denn Renates Familie kommt auf den Hof zu Besuch. Die Aufregung ist groß, wie die zehnköpfige Familie Renates Kuschelbärchen annehmen wird? Es waren doch noch nie zehn Leute auf einmal auf dem Hof. Doch alle Bedenken sind bald zerstreut: die Familie aus Brandenburg freut sich, dass Mama-Renate endlich wieder jemanden hat, dem sie die Bude sauber halten kann, dessen Wäsche sie waschen kann und den sie ab und zu mit einem guten Zwetschgendatschi erfreuen kann. Die Tochter wünscht noch alles Gute. Herrlich diese Eintracht. Da können sich sicher einige der Familien die im RTL-Programm wenige Stunden vorher abgehandelt wurden eine Scheibe davon abschneiden – sogar die Geissens.
Liebesschwüre bei Bauer sucht Frau 2012
Bauer sucht Frau 2012 geht in die finale Runde. Endlich, möchte man seufzen. Denn vor allem das Finale der Kuppelschow triefte vor Kitsch und Liebesschwüren. Eine ganze Stunde lang nur Geschmachte, das doch keiner ernsthaft glauben kann. Man fragt sich, warum sich noch irgendjemand die Mühe macht, am Abend einen Club aufzusuchen. Bei Bauer sucht Frau ist die Trefferquote, die Traumfrau zu finden, doch deutlich höher. Aber vermutlich wären nur gebrochene Herzen am Montagabend kein Publikumsmagnet. Und immerhin sehen sich rund sieben Millionen Fernsehzuschauer jeden Montagabend diesen Musikantenstadel des Internetzeitalters an.